• 06.10.2011 19:13

Stanaway: Motorsport und sonst nichts

Formel-3-Cup-Champion Richie Stanaway hat die Dinge in seinem Leben bedingungslos dem Ziel untergeordnet, künftig in der Formel 1 anzutreten

(Motorsport-Total.com) - Richie Stanaway, der neue Meister im ATS-Formel-3-Cup, ist ein ganz besonderes Ausnahmetalent. Der Neuseeländer dominierte die Saison 2011 wie kein anderer Pilot vor ihm. 13 Siege in 18 Rennen, 10 Pole-Positionen und 8 schnellste Runden sprechen eine deutliche Sprache. Vom Saisonstart bis zum Finale führte er die Tabelle ununterbrochen an. Stanaway kann seine Gegner zur Verzweiflung treiben.

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Richie Stanaway dominierte die Saison 2011 im Formel-3-Cup nach Belieben

Geboren wurde Stanaway am 24. November 1991 in Rotorua, im Norden Neuseelands. Erste Berührungspunkte mit dem Motorsport hatte der kleine Richie bereits mit sechs Jahren. Damals fuhr er noch auf zwei Rädern Motocross. Sechs Jahre später wechselte er das Fahrzeug und stieg auf Speedway-Rennen um. Wie bei vielen Nachwuchspiloten folgte mit 14 Jahren der Einstieg in den Kartsport und im Alter von 16 Jahren die erste Formel-Rennserie, die Formel First.

Dass Stanaway dann 2009 den Weg nach Europa in das ADAC-Formel-Masters antreten konnte, verdankte er einem Investment-Banker. Dieser erklärte das hoffnungsvolle Talent kurzerhand zum Investmentobjekt und man konnte Geld investieren. Bei Erfolg musste Richie das in ihn investierte Geld eines Jahres zurückzahlen, sonst nicht.

2009 bekamen seine Anleger so ihre Investitionen zurück und Stanaway war in Europa angekommen. Und nicht nur das. Eric Boullier, heute Teamchef des Formel-1-Teams von Renault und CEO bei Gravity Management, wurde auf Stanaway aufmerksam. Boullier fackelte nicht lange und schloss mit dem neuseeländischen Talent einen Vertrag.

15 Jahre ist Stanaway nun an Gravity gebunden. Die Sportmanager zahlen ihm die Einsätze und ein kleines Gehalt, bis der Pilot als Profi selbst Geld verdient. Dann kassiert Gravity prozentual mit. So läuft das Geschäft. Bei Michael Schumacher und dessen einstigem Manager Willi Weber war es kaum anders.

Nach dem Sieg im ADAC-Formel-Masters folgte für Stanaway in diesem Jahr der Titel im ATS-Formel-3-Cup. Beide Championate kassierte der bald 20-Jährige im Handstreich. Im kommenden Jahr hofft er auf ein Engagement in der Renault-World-Series (WSbR), um dann 2013 in der Formel 1 anzukommen.

Dafür gibt der ehrgeizige Rennfahrer alles. Die Schule hat er abgebrochen, um sein Engagement in Europa anzutreten. "Wenn es mit der Formel 1 nichts wird, fahre ich irgendwo anders als Profi", macht sich der talentierte Stanaway um seine motorsportliche Zukunft keine Sorgen. Stanaway kann nicht, wie viele andere junge Rennfahrer, auf einen großen finanziellen Rückhalt durch seine Eltern setzen. Er muss mit Leistung überzeugen und sich mit guten Ergebnissen seinen Arbeitsplatz Cockpit sichern.

Das ist wohl auch der Grund, warum auch in seiner Freizeit nur Motorsport auf dem Plan steht. Als seine Hobbys nennt der Jugendliche lediglich Fitness und Training - andere würden das Arbeit nennen. Und wenn er einmal nicht trainiert, ist er bei seinem Team, denn Stanaway wohnt in Hilversum in direkter Nähe zu seinem Team van Amersfoort Racing.

Im kommenden Jahr wird er wohl wieder umziehen. Genauso, wie er es Anfang des Jahres 2011 bereits getan hat. Er will immer in der Nähe des Rennstalls wohnen, will mit dabei sein, nichts verpassen. Auf die Frage nach einer Freundin meint er nur: "Das wäre sicher schön, aber dazu ist einfach keine Zeit."

Dass er tausende Kilometer weit weg von seiner Heimat lebt, scheint Stanaway nur teilweise zu beeindrucken. Irgendwann gesteht er aber doch: "Manchmal habe ich durchaus Heimweh. Es ist schwer, so weit weg von zu Hause zu sein." Doch für seinen Traum, Formel-1-Profi zu werden, nimmt er auch dies in Kauf.