Nikita Masepin

Porträt
(Stand: Februar 2022) Nikita Masepin eilt der Ruf voraus, ein echter "Bad Boy" zu sein. Dieses Image jedenfalls haftet ihm spätestens seit dem "Grapsch"-Skandal an, den er sich unmittelbar nach seiner Bekanntgabe als Formel-1-Fahrer geleistet hat. Doch Masepin hat sich schon zuvor in seiner Karriere einen zweifelhaften Ruf erarbeitet.
Der Russe aus reichem Elternhaus, sein Vater Dmitri ist der Chef des Chemiekonzerns Uralchem, hat seine Motorsport-Laufbahn als Zwölfjähriger im Kartsport begonnen und saß mit 16 Jahren erstmals für eine komplette Saison im Formelauto. In den Nachwuchsklassen aber überzeugte Masepin nur bedingt: In sechs Saisons erreichte er nur zwei Mal die Top 3 einer Gesamtwertung.
Dafür fiel er häufiger unangenehm auf, zum Beispiel gleich in seinem ersten Jahr in der Formel-3-EM in der Saison 2016: Weil er sich aufgehalten fühlte, schlug er einem Konkurrenten nach einer Trainingseinheit mit der Faust ins Gesicht. Ergebnis: ein Rennen Sperre. Und auch auf der Strecke verhielt sich Masepin mitunter rüpelhaft, indem er Gegner schlicht abdrängte. Beispiel 2018: Nach einem Unfall mit Masepin in Russland musste Nobuharu Matsushita ins Krankenhaus eingeliefert werden. Und 2020 in Spa erhielt Masepin für seine riskante Fahrweise eine Zeitstrafe und fuhr anschließend so wild in den Parc-Ferme, dass er dort Rennsieger Yuki Tsunoda nur knapp verfehlte.
Sportlich schrieb er vor allem 2018 Schlagzeilen, in seinem einzigen Jahr in der GP3, das er mit vier Siegen aus 18 Rennen auf Gesamtrang zwei beschloss. Ähnlich erfolgreich unterwegs war er 2019/2020 in der asiatischen Formel 3 mit P3. Zuletzt bestritt Masepin die Formel 2, wo er mit zwei Laufsiegen den fünften Platz erreichte.
Und dann der große Skandal: Kaum hatte ihn US-Team Haas im Dezember 2020 als Formel-1-Fahrer für 2021 vorgestellt, sorgte ein Social-Media-Video von und mit Masepin für Entrüstung. Die Bilder zeigen, wie Masepin eine Frau begrapscht. Die Betroffene will das Ganze zunächst als "Witz unter Freunden" verstanden wissen und nimmt Masepin in Schutz, später rudert sie zurück. Masepin selbst entschuldigt sich erst, aber das Posting wird kurz darauf wieder gelöscht.
Haas kündigt an, den Vorfall "intern" aufarbeiten zu wollen und zieht keine weiteren Konsequenzen, sehr zum Missfallen der Fans, die Haas seither mit einem Shitstorm unter dem Hashtag #WeSayNoToMazepin überziehen. Doch es blieb dabei: Masepin fuhr in der Saison 2021 als Teamkollege von Mick Schumacher in der Formel 1. Er verfügte vor der Premiere bereits über Erfahrung in Grand-Prix-Autos, nachdem er in der Vergangenheit unter anderem schon in älteren Mercedes-Autos getestet hatte. Papas finanzielle Unterstützung machte es möglich.
Gegen Schumacher sah Masepin im ersten Jahr bei Haas meist kein Land und ging im Qualifying mit 2:20 deutlich unter gegen den Teamkollegen. Auch im Rennen war Schumacher häufig der Schnellere, weshalb sich Masepin teilweise zu zweifelhaften Aktionen hinreißen ließ: Zum Beispiel in Baku und in Zandvoort zuckte der Russe im direkten Zweikampf mit Schumacher plötzlich, sodass Schumacher ausweichen musste. Nach diesen haarigen Szenen war Teamchef Günther Steiner zum Einschreiten gezwungen und vermittelte zwischen den Fahrern. Der Haussegen bei Haas hing quasi permanent schief.
Weil aber mit Uralkali der familieneigene Konzern als Titelsponsor auftritt, ist Masepin auch für die Saison 2022 gesetzt an der Seite von Schumacher.
