• 02.03.2006 15:10

Zahlenspiele: Was verraten die Wintertestzeiten?

Das Renault-Team lässt die vergangenen Monate noch einmal Revue passieren und analysiert die Bedeutung der bei den Wintertestfahrten erzielten Zeiten

(Motorsport-Total.com) - Das Renault-Team hat seine Wintertestarbeit abgeschlossen. Geben die eigenen Rundenzeiten und die der Gegner schon Hinweise auf den Saisonverlauf? Der Stratege bleibt vorsichtig: Auf die brennende Frage nach der Bedeutung der Wintertestzeiten vermeidet Chefingenieur Pat Symonds jede Festlegung: "Schwierige Aufgabe!" oder "Das ist nicht einfach zu interpretieren!" lauten die Floskeln, mit denen er um eine klare Prognose herumlaviert. Das hat seinen Grund: Herauszufinden, wer wirklich schnell ist und wer nicht, gleicht trotz der exakten Zeitnahme einem Blick in die Kristallkugel...

Titel-Bild zur News: Renault unter einer Abdeckung

Das Renault-Team hat sich nach den zehrenden Wintertests eine Pause verdient

Und bevor man Schlüsse aus den Wintertests zieht, muss man erst einmal den Hut ziehen - vor den Männern und Frauen, die dieses Marathonprogramm erst möglich machten. Allein von den 28 Tagen des Februar verbrachte das Renault-Testteam 23 an den spanischen Teststrecken, um buchstäblich Tag und Nacht den R26 weiterzuentwickeln.#w1#

Harte Arbeit des Testteams sollte sich bezahlt machen

"Jeder im Team hat wieder einmal extrem hart gearbeitet, damit wir gut vorbereitet in die Saison starten." Christian Silk

"Jeder im Team hat wieder einmal extrem hart gearbeitet, damit wir gut vorbereitet in die Saison starten", betonte Christian Silk, der Leiter des Testteams, vergangenen Dienstag in Valencia. "Ich möchte jedem Mitglied des Testteams meinen Dank aussprechen für den großartigen Einsatz während der zurückliegenden acht Wochen."

Von harter Arbeit zu harten Fakten - und die geben Fans von Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella allen Anlass zum Optimismus: Der neue Renault R26 erwies sich während der Wintertests nicht nur auf jedem Streckentyp als sehr schnell, sondern überzeugte auch von Beginn an durch herausragende Zuverlässigkeit.

Obwohl das Renault-Team im Kampf um die WM-Titel 2005 den R25 im Vorjahr bis zum letzten Rennen intensiv weiterentwickelte, wurde der Zeitplan des R26-Projekts exakt eingehalten - zum Beispiel die ersten statischen Tests noch vor Weihnachten. Das Streckendebüt des R26 mit dem neuen RS26-V8 erfolgte am 10. Januar in Jerez - exakt an jenem Tag, der ein Jahr zuvor festgelegt worden war.

Nur zwei Wochen später hatte das Team bereits das zweite Chassis fertig gestellt, so dass Silks Mannschaft fortan mit zwei Autos testen konnte. Auch die Entscheidung, das neue Fahrzeug und den neuen Motor gemeinsam debütieren zu lassen statt aufwändige Zwischenlösungen zu bauen, zahlte sich voll aus, auch wenn Renault damit vermeintlich Entwicklungszeit auf die Gegner verlor.

Der R26 hat nun insgesamt fast 14.000 Kilometer abgespult und damit rund 73 Prozent mehr als sein Vorgänger im selben Zeitraum 2005. Im Schnitt waren die Autos jeden Tag um zwölf Prozent länger unterwegs als die R25. Dabei trat bloß ein gravierendes Zuverlässigkeitsproblem auf: die strukturelle Schwäche des Heckflügels, die in Jerez entdeckt wurde. Nachdem das gelöst war, lief die Testarbeit ohne ernsthafte Unterbrechung.

Der nächste Defekt kommt bestimmt

Kann sich das Team also bis zum ersten Training in Bahrain ausruhen? Alles andere als das! Wenn es um Zuverlässigkeit geht, gilt mehr denn je die alte Weisheit: Sei dir niemals sicher und bereite jedes kleinste Detail so akribisch wie möglich vor!

Genauso sehen es die Techniker: Du bist niemals zuverlässig genug - und immer nur einen Schritt vor dem nächsten Defekt. Das bedeutet, dass konstante Beobachtung, Bewertung und Verbesserung der Zuverlässigkeit zur täglichen Arbeit gehören - zumindest dann, wenn man um die Weltmeisterschaft fahren möchte. Genau diese Detailarbeit passiert in dieser Woche vor dem Abflug nach Bahrain in den Workshops in Enstone und Viry-Châtillon.

"Es war ein harter, arbeitsreicher Winter." Bob Bell

Die Grundlagen sind also gelegt. Wie sieht angesichts der positiven Voraussetzungen die Stimmung im Renault-Team aus? "Es war ein harter, arbeitsreicher Winter mit einigen großen technischen und logistischen Herausforderungen", erinnert der Technische Direktor Bob Bell. "Aber unsere starken Darbietungen bei den Testfahrten haben jeden im Team entschädigt und frisch motiviert. Nach dieser anstrengenden Vorbereitung glauben wir fest an unsere Chance, beide WM-Titel erfolgreich zu verteidigen."

Pragmatismus, Realismus und Entschlossenheit: Mit diesen Einstellungen geht das Renault-Team in die Saison 2006. Und genau diese Werte machen den Renault R26 auch zu einem Paket, in dem eine Summe von Details zu einem WM-verdächtigen Rennwagen geformt wurde...