Wurz: "Besser als ein normaler Shakedown"
Alexander Wurz ist zufrieden mit dem Shakedown des Williams-Toyota FW29, hütet sich aber vor allzu hohen Erwartungen
(Motorsport-Total.com) - 150 Runden hat Alex Wurz an den ersten beiden Tagen der Formel-1-Testfahrten in Jerez de la Frontera mit dem neuen Williams-Toyota FW29 drehen können - um 19:45 Uhr kehrt der Österreicher vom Debriefing mit seinen Ingenieuren in die Hospitality des Teams zurück - und zieht eine erste Zwischenbilanz.

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Der Williams-Toyota FW29 ist die positive Überraschung der Testwoche in Jerez
Der Stapellauf des FW29 verlief sehr zufrieden stellend: Nach 72 Runden fehlten Wurz läppische 0,035 Sekunden auf die Bestzeit von McLaren-Mercedes-Pilot Pedro de la Rosa. "Gestern war es wirklich okay. Das war der erste Tag mit dem neuen Auto und wir konnten auf Anhieb sehr viel fahren. Man kann schon sagen, dass es besser war als ein normaler Shakedown. Die Rundenzeiten waren auch nicht schlecht. Wichtig war aber, dass alles einwandfrei funktioniert hat", kommentiert der Niederösterreicher die Jungfernfahrt mit seinem neuen Arbeitsgerät.#w1#
Zweiter Tag nicht so gut wie der erste
Auf den zweiten Tag angesprochen, wirkt Wurz ein wenig enttäuscht. Er tut sich schwer, den exakten Grund dafür zu nennen, sagt dann aber: "Naja, ich glaube, dass die Erwartungshaltung einfach ein bisschen zu hoch war. Das meine ich nicht auf die Rundenzeiten und auch nicht auf die Technik bezogen, sondern es lief einfach nicht wirklich rund. Die roten Flaggen sind zum falschen Zeitpunkt gekommen, heute hat es einfach nicht zusammengepasst, aber so etwas kommt schon einmal vor."
Fünfmal musste der Test unterbrochen werden, aus diesem Grund konnten wohl nicht alle geplanten Arbeiten durchgeführt werden. Am Ende des Tages hieß der Schnellste Felipe Massa - Wurz war nach 78 Runden mit einem Rückstand von 0,386 Sekunden auf Rang sieben zu finden, eine Hundertstelsekunde vor seinem jungen Teamkollegen Nico Rosberg.
Der relativ geringe Abstand zu dem Ferrari-Piloten ist zwar erfreulich, doch Wurz widmet seinen Blick noch nicht den Rundenzeiten. Es geht noch nicht einmal um eine wirkliche Setuperstellung oder darum, ob der Wagen auf Setupänderungen positiv, logisch nachvollziehbar reagiert.
"Was wir hier machen, ist noch kein spezifischer Test und schon gar kein Feintuning, da sind sehr viele grobe Arbeiten dabei, reine Systemchecks - und das wird auch morgen noch der Fall sein", so der 32-Jährige. Die "wahre" Testarbeit beginnt für ihn erst bei den kommenden Tests in Barcelona.
Diese "groben Arbeiten" benötigen viel Zeit - gearbeitet wird nicht nur im Boliden, sondern auch danach, im Debriefing. Während viele seiner Kollegen bereits die kulinarischen Qualitäten ihrer Rennställe genießen, sitzt Wurz noch immer mit seinen Ingenieuren im Team-LKW, und auch Rosberg kommt 15 Minuten vor Wurz aus dem Meeting, verschwindet für kurze Zeit in seinem neben den Williams-Transportern geparkten Wohnmobil. Wurz sagt dazu: "Naja, die anderen sitzen auch lang. Sicher, man kann es auch zu Tode reden, aber speziell am Anfang, wenn man mit einem neuen Auto fährt, fällt immer sehr viel Arbeit an."
Wurz zieht positive Zwischenbilanz
Alles in allem zieht Wurz eine positive Zwischenbilanz: "Grundsätzlich ist alles so, wie es sein soll, aber es ist noch zu früh, um irgendwelche konkreten Schlüsse zu ziehen. Und wir reden hier wirklich immer nur über ganz kleine Unterschiede. Da kämpfst du um Zehntel."
Diese können in der Saison 2007 - wegen der Einheitsreifen und der eingefrorenen Motoren - zu einem großen Teil über das Chassis respektive die Aerodynamik gefunden werden. Williams hat mit dem FW29 einen eigenen Weg eingeschlagen, auffällig sind die mit vergleichsweise wenigen Winglets ausgestatteten Seitenkästen - quasi die Antithese zu den Topteams? "Nein", antwortet Wurz, "aber man sieht, dass das Team sehr viel Wert auf geringen Luftwiderstand legt - und das wurde bei der Entwicklung der Seitenkästen entsprechend und konsequent umgesetzt. Andere wiederum gehen mehr auf Downforce. Das ist eine Frage der Philosophie."
Als anerkannter Entwickler trägt Wurz auch zur Konstruktion des Boliden bei. Ob es Teile am FW29 gibt, die definitiv auf sein Zutun entstanden sind? "Ja, das war auch bei McLaren schon der Fall." Um welche Teile des FW29 es sich dabei handelt? Wurz antwortet lachend: "Das sage ich dir lieber nicht."

