WM-Tipps 2013: Achim Schlang
Journalisten-Legende Achim Schlang glaubt, dass Fernando Alonso immer noch hungrig ist und rechnet mit dem ersten Ferrari-Fahrertitel seit 2007
(Motorsport-Total.com) - Name: Achim Schlang
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in der Formel 1 tätig seit: 1978

© Achim Schlang
Journalisten-Legende Achim Schlang arbeitet schon seit 1978 in der Formel 1 Zoom
Platz 1: Fernando Alonso
Theoretisch hat Fernando Alonso die besten Chancen, Weltmeister zu werden. Für den spanischen Ferrari-Piloten spricht, dass sein nächster Titelgewinn "überfällig" ist. Zweimal, 2010 und 2012, verpasste er Platz eins der Punktetabelle extrem knapp. Parallel zählt er unverändert zur ersten Garnitur seiner Zunft. Last but not least brennt Ferrari auf den ersten Triumph der Scuderia im Fahrer-Championat seit Kimi Räikkönens Erfolg im Jahr 2007. Gegen Alonso spricht bisher lediglich sein Verhalten zu Beginn der Wintertests, als er keinerlei Interesse hatte, an der ersten Session teilzunehmen. Statt ungeduldig an der Leine zu zerren, verlängerte der "Prinz von Asturien" seinen Winterschlaf. Brennt sein Feuer nach dem Frust der Vorjahre nicht mehr auf der Maximalstufe? Schwer vorstellbar, also bleibt er Favorit Nummer 1.#w1#
Platz 2: Sebastian Vettel
Natürlich gibt es kaum Gründe, weshalb sich Sebastian Vettel nicht erneut mit der Meisterkrone schmücken sollte. Genauer gesagt ist die Statistik sein ärgster Rivale. Im Verlauf der bisherigen 63 Championats-Jahre gelang es mit Juan-Manuel Fangio und Michael Schumacher bisher nur zwei Akteuren, den Titel viermal hintereinander zu gewinnen. Der Kerpener setzte anschließend bekanntlich sogar noch eins drauf! Trotzdem ist aber eine Viererserie eine rare Ausnahme, die wohl eher nicht innerhalb eines Jahrzehnts kopiert werden kann. Bereits im Vorjahr sah es nach einer Wachablösung an der Spitze aus, doch Vettel - der den Höhepunkt seines fahrerischen Könnens sicherlich noch nicht erreicht hat - konnte das Blatt dank eines langgezogenen Endspurts zu seinen Gunsten wenden. Jetzt wird es ihm die statistische Wahrscheinlichkeit noch schwerer machen.
Platz 3: Jenson Button
Jenson Button gehört zweifelsfrei zum Kreis der Titelanwärter. Wie Vettel und Alonso tritt er unverändert für seinen bisherigen Arbeitgeber an. Doch anders als bei Red Bull und Ferrari setzen die Verantwortlichen bei McLaren auf eine neue Fahrerpaarung. Anstelle der "festen Größe" Lewis Hamilton hat Button nun den ungeschliffenen mexikanischen Rohdiamanten Sergio Perez an der Seite. Damit ist er unbestritten die Nummer 1 im Team, das sich entsprechend auf ihn konzentrieren wird. Der Vorteil für den Briten: Der Stallgefährte wird ihm weniger Punkte wegnehmen als dessen Vorgänger. Der Nachteil: Perez nimmt auch den Rivalen weniger Punkte weg, was sich im Zweifel negativ auf Buttons Abschneiden in der Gesamtabrechnung auswirkt. P.S.: Derart viel Pech wie im Jahr 2012 wird Button wohl kaum erneut haben.
Platz 4: Kimi Räikkönen
Unter Berücksichtigung der Qualität seines Rennwagens war Kimi Räikkönen in der Vorsaison der beste Pilot des gesamten Startfeldes. Red Bull, Ferrari und McLaren waren Lotus überlegen, und trotz dieses Handicaps ließ der Finne vier Fahrer der überlegenen Konkurrenz hinter sich. Recht hat er, wenn er als WM-Dritter des Vorjahres sagt, dass es sehr schwierig sein wird, sich in der kommenden Saison zu steigern. Wenn der Lotus E21 kein Wunderauto ist, wird er sogar einen Platz verlieren. Aber er wird den Favoriten gelegentlich in die Suppe spucken. Der wortkarge Finne hofft jetzt auf eine bessere Qualifying-Performance seines Lotus, und er wird alle Register ziehen, um einzelne Rennen zu gewinnen und um sich durch eine zweite Gala in Folge endlich für ein Cockpit eines der Spitzenteams zu empfehlen.
Platz 5: Lewis Hamilton
Auf den ersten Blick hat Ex-Weltmeister Lewis Hamilton seine Lage durch den Wechsel von McLaren zu Mercedes sicherlich verschlechtert. Bestenfalls mittelfristig kann sich der Transfer positiv auswirken. Mercedes-Sportchef Toto Wolff hat sich zum Ziel gesetzt, das Team im Jahr 2013 zu stabilisieren. Große Sprünge schrieb sich das realistisch denkende Management also nicht ins Pflichtenheft. Sicherlich bringt der schnelle und für seine Angriffslust bekannte Brite neuen Schwung in die Silberpfeil-Truppe und zudem hat er die Erfahrung, die er in den letzten Jahren am Steuer eines Siegerautos sammeln konnte, im Handgepäck. Zu einer Reihe diverser Podestplätze und verlässlichem Punktesammeln sollte es reichen. Voraussetzung ist allerdings, dass es den Männern um Ross Brawn gelang, den Gummiappetit des Silberpfeils zu zügeln.
Platz 6: Felipe Massa
Platz 7: Mark Webber
Platz 8: Nico Rosberg
Platz 9: Sergio Perez
Platz 10: Nico Hülkenberg
Fazit: Die gute Nachricht: Die kommende Formel-1-Saison verläuft vermutlich ausgesprochen spannend. Der Grund hierfür ist die aktuelle Regelstabilität. Nur wenige Paragrafen weichen von den Vorschriften des Vorjahres ab. Diese Bedingungen sind ideal für ein kompaktes Startfeld, denn die ohnehin schnellen Konstruktionen haben nur noch wenig Spielraum für Verbesserungen, während das Mittelfeld aufschließen kann. Die schlechte Nachricht: Unter diesen Bedingungen sind Prognosen ausgesprochen schwierig. Wenn wenige Zehntelsekunden einer Qualifying-Runde einem Unterschied von mehreren Startreihen gleichkommen können, dann wirkt sich das direkt auf das individuelle Abschneiden im Rennen aus. Ohnehin zeigt sich immer wieder, dass derjenige, der vor einem Rennen die Tagesform der Piloten, deren bisheriges Abschneiden auf der betreffenden Rennstrecke, seine Religionszugehörigkeit, die Wetterlage inklusive Windstärke und -richtung berücksichtigt, bei einem Tipp nicht zwingend besser abschneidet als derjenige, der sich von einem taubstummen Papagei Lose mit den Namen der Starter ziehen lässt. Trotz allem stehe ich zur oben genannten Top 10, aber ich wäre auch keineswegs erstaunt, wenn nach Saisonschluss Romain Grosjean unter den besten zehn Piloten rangieren sollte - vorausgesetzt, er schränkt mit sofortiger Wirkung den Verzehr von Tollkirschen ein.

