• 20.07.2007 12:38

  • von Nimmervoll/Stracke

Winkelhock: Im Namen des Vaters

Wenn Markus Winkelhock am Nürburgring seinen ersten Grand Prix fährt, ist der Ehering seines Vaters als Halskette mit von der Partie

(Motorsport-Total.com) - Markus Winkelhock sagt zwar von sich "nicht abergläubisch" zu sein, dennoch trägt er an diesem Wochenende den Ehering seines 1985 verstorbenen Vaters Manfred als Halskette bei sich. Seine Mutter hatte ihm diesen 2005 gegeben - als Talisman für die Saison in der Renault-World-Series beim italienischen Draco-Team.

Titel-Bild zur News: Markus Winkelhock

Markus Winkelhock bei seiner Premiere als Grand-Prix-Fahrer am Nürburgring

"Wenn ich im Auto sitze, habe ich den Ring immer dabei", bestätigte Winkelhock gestern im Fahrerlager - immer noch mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Überhaupt schwingt bei seiner Formel-1-Premiere viel Nostalgie mit: Vater Manfred hat ausgerechnet am Nürburgring seinen letzten Grand Prix bestritten - es schließt sich also der Kreis. Und vielleicht kann Markus ja das nachholen, was seinem Vater nie gelungen ist: irgendwann einmal in der Formel 1 gewinnen.#w1#

Keine Chance auf WM-Punkte

"Zu glauben, ich kann Punkte holen mit dem Spyker, wäre unrealistisch." Markus Winkelhock

Am Nürburgring wird das freilich nicht passieren: "Zu glauben, ich kann Punkte holen mit dem Spyker, wäre unrealistisch", gab der 27-Jährige zu Protokoll. "Das geht nur mit viel Glück und wenn viele Autos ausfallen. Das ist aber auch gar nicht das Ziel, auch wenn es natürlich schön wäre." So oder so wird ein Traum für ihn wahr: "Es hat sich ausgezahlt an was zu glauben, ich habe die Chance bekommen - gerade hier in Deutschland."

"Ich habe immer gehofft, ins Auto zu kommen. Zeitweise hat es so ausgesehen, als würde jemand anderer fahren", spielte Winkelhock auf den Test von Christian Klien in Spa-Francorchamps an. Teamchef Colin Kolles gab dann aber grünes Licht: "Am Dienstag hat er mir gesagt, dass es sehr gut aussieht, am Mittwochmorgen rief er mich dann an und sagte mir, dass ich drin sitze. Das ist natürlich etwas Besonderes."

Sein einziger Gegner wird Teamkollege Adrian Sutil sein, doch auch den zu schlagen, wird gar nicht einfach, schließlich fährt Sutil in Hochform - und hat viel mehr Erfahrung mit dem Spyker-Ferrari F8-VII: "Ich bin noch nie länger als zehn oder zwölf Runden gefahren am Stück in der Formel 1", so Winkelhock, der allerdings gleichzeitig einwarf, dass er sehr fit sei und sich in den vergangenen Tagen noch einmal speziell vorbereitet habe.

Erst zweieinhalb Stunden im Formel-1-Auto

"Ich will nur Spaß haben. Dann läuft es in der Regel eh am besten." Markus Winkelhock

Trotzdem: "Ich bin gerade mal zweieinhalb Stunden - 200 Kilometer in etwa - im Auto gesessen dieses Jahr, ein paar Runden in Paul Ricard. Ich kenne zwar den Nürburgring gut und war hier auch immer sehr erfolgreich, bin schon Formel Renault, Formel 3 und DTM gefahren hier, aber ich will es einfach ganz relaxt angehen, mache mir keinen Druck, will nur Spaß haben. Dann läuft es in der Regel eh am besten", sagte er.

"Nervös", fügte der Deutsche an, "bin ich noch nicht. Wenn ich am Sonntag auf die Startaufstellung fahre, werde ich wahrscheinlich schon nervös sein. Eine Grundnervosität wird da sein, aber die ist auch ganz wichtig." Dafür betrachtet er es nicht als Handicap, vergangene Woche in Mugello noch DTM gefahren zu sein: "Natürlich ist es eine Umstellung von der DTM auf die Formel 1, aber damit komme ich ganz gut klar. Ich mache mir deswegen keinen Kopf."

Teamkollege von Klien in der Formel 3

"Die Formel 1 war schon immer mein Traum." Markus Winkelhock

Seine Motorsportkarriere begann übrigens nicht nur durch die schnellen Gene seines Vaters, sondern auch durch den Freund seiner Mutter, der ihn irgendwann zu einem Formel-König-Rennen schleppte. Von da an war Winkelhock nicht mehr zu stoppen - und als er 2003 Teamkollege von Klien in der Formel-3-Euroserie war, witterte er erstmals Formel-1-Luft. Zwar machte er zwischendurch einen Abstecher in die DTM, aber "die Formel 1 war schon immer mein Traum".

Seine Mutter stehe nun "zwischen zwei Stühlen", so der Spyker-Pilot: "Auf der einen Seite hat sie Angst, auf der anderen Seite freut sie sich für mich. Aber die Freude überwiegt. Sie ruft an, wenn das Rennen vorbei ist - anschauen will sie es nicht." Die rennfahrenden Onkel Joachim und Thomas werden ebenfalls nicht in der Eifel sein: "Ich bin ganz alleine hier. So kann ich mich voll auf meinen Job konzentrieren", meinte Winkelhock.

Übrigens: Auch wenn er den Ring seines Vaters auf der Brust trägt, erinnern kann er sich an ihn nicht mehr - kein Wunder, schließlich war der Neo-Formel-1-Pilot gerade mal fünf Jahre alt, als der schreckliche Unfall in Mosport passierte. Was ist also von deinem Vater hängen geblieben, Markus? "Gar nichts", antwortete er. "Ich kenne meinen Vater nur aus Erzählungen und Fernsehbildern. Wenn ich mir Fernsehbilder anschaue, ist er wie eine fremde Person für mich."