• 11.09.2024 09:15

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Jonathan Noble

Williams-Unterboden in Zandvoort: Schmirgelpapier hat es kuriert

"Millimeter-Nachkommastellen": Die Nachforschungen von Williams haben ergeben, weshalb das Team in Zandvoort durch die technische Nachkontrolle geflogen ist

(Motorsport-Total.com) - Williams-Fahrer Alexander Albon wäre in Zandvoort vom achten Startplatz aus ins Rennen gegangen, wenn sein Auto legal gewesen wäre. War es aber nicht: Der Automobil-Weltverband (FIA) stellte eine Abweichung am Unterboden des FW46 fest, was eine automatische Disqualifikation nach sich zog. Nun hat Williams die Angelegenheit intern aufgearbeitet.

Titel-Bild zur News: Alexander Albon im Williams FW46 beim Formel-1-Rennen in Zandvoort

Alexander Albon im Williams FW46 beim Formel-1-Rennen in Zandvoort Zoom

Teamchef James Vowles erklärt: "Wir haben zwei Abnahme-Abläufe im Werk. Die erste Abnahme erfolgt in einer Haltevorrichtung, die die legale Unterboden-Breite simuliert. Da muss der Unterboden reinpassen. Die zweite Abnahme erfolgt am Auto und ebenfalls noch im Werk. Bei beiden Checks war das Auto tatsächlich legal."

"Am Donnerstag vor dem Rennen haben wir das Auto erneut überprüft. Dann waren wir knapp darüber. Und mit 'knapp' meine ich: Im Prinzip reden wir von ein paar Millimeter-Nachkommastellen."

Wie wurde der Unterboden plötzlich illegal?

Wie aber kann es sein, dass ein Fahrzeug zunächst als legal eingestuft wird, es kurz darauf aber nicht mehr ist? Das begründet Vowles damit, dass ein Formel-1-Team bei der Weiterentwicklung "ständig am Unterboden herumspielt, damit er aerodynamisch richtig eingestellt ist".

"Ich persönlich vermute: Eine dieser Anpassungen hat dafür gesorgt, dass der Unterboden etwas zu sehr in den illegalen Bereich gekommen ist. Damit sind wir über das Limit gekommen", sagt Vowles.

Unterboden von Alfa Romeo

Ein Formel-1-Unterboden der jüngeren Vergangenheit von Alfa Romeo Zoom

Er stellt klar: Williams habe nicht versucht zu betrügen. "Du versuchst natürlich immer, auf null zu kommen. Aber es gibt Bereiche am Unterboden, da ist das nicht wichtig, an anderen Stellen schon. Aber der Bereich, der uns zum Verhängnis wurde, war aerodynamisch nicht entscheidend. Wir hätten dort leicht unter dem Limit sein können."

Was Williams jetzt vorhat

Deshalb müsse Williams nun seine internen Abläufe anpassen, "damit wir dort innerhalb der Toleranzen liegen, wo es darauf ankommt", so Teamchef Vowles.

In der Vorbereitung auf Zandvoort sei sein Rennstall nicht gründlich genug gewesen. "Wir haben nicht gut genug gescannt und die FIA-Abnahmen nicht exakt genug repliziert", erklärt er. "Denn wenn wir von Nachkommastellen bei Millimetern reden, dann braucht es nicht viel, um raus zu sein."

Behoben war der Fehler übrigens schnell: Weil der Unterboden am Williams von Albon im Heckbereich nur geringfügig "zu breit" gewesen sei, habe "ein bisschen Schmirgelpapier" ausgereicht, um die Legalität wiederherzustellen. Mit "Schleifpapier der Körnung 400" habe es "etwa eine Minute" gedauert, sagt Vowles.