• 03.11.2012 21:36

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Williams und die Fahrer: Guter Pastor, böser Bruno

Chefingenieur Mark Gillan lobt Pastor Maldonado über den grünen Klee, ist von den Erklärungsversuchen des schwachen Bruno Senna aber wenig angetan

(Motorsport-Total.com) - Die Williams-Box war im Qualifying von Abu Dhabi am Samstag eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Pastor Maldonado glänzte als Vierter, Bruno Senna bleib als 15. blass. Entsprechend erfreut zeigt sich Mark Gillan - zumindest, wenn es um den Venezolaner geht. "Mit Platz vier hat Pastor alles aus dem Auto herausgeholt, auch was die Rundenzeit betrifft. Wir sind sehr zufrieden", jubelt der Chefingenieur. "Das Auto war zuletzt nicht sehr stark, aber wir haben intensiv an Balanceproblemen gearbeitet."

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Senna fuhr nicht nur weniger als Maldonado, sondern ihm auch hinterher Zoom

Offensichtlich hat Williams sie auch behoben. "Davon profitieren wir jetzt", stellt Gillan fest und schreibt nicht nur der Maschine, sondern auch dem Menschen einen Anteil am Erfolg zu: "Normalerweise ist Pastor immer gut für Q3. Abu Dhabi ist eine sehr trickreiche Strecke, dazu kommt die Startzeit um 17 Uhr. Es ist schwierig, die Reifen auf Temperatur zu halten. Bei so einer Bahn kommt es auf den Fahrer an", erklärt der Brite und folgert: "Pastor hat einen guten Job gemacht."

Senna in Dauerproblemen

Anders Senna, der mal wieder mit dem Schicksal hadert und einen teaminternen Vergleich mit Maldonado ablehnt: "Ich bin nicht wirklich überrascht. Pastor hatte ein problemloses Wochenende in allen Sessions. Ich bin die erste nicht gefahren, hatte dann am Freitag Bremsprobleme und im Qualifying in Abschnitt eins kein KERS", zählt der Brasilianer auf und findet: "Da ist Q2 nicht so schlecht." Nach Jobsicherung sieht ein Ergebnis elf Plätze hinter dem Teamkollegen trotzdem nicht aus.

Gillan ist weit davon entfernt, Senna in Schutz zu nehmen. Er kommentiert das KERS-Problem: "Das haben wir dann repariert. Danach war alles in Ordnung. Ich denke nicht, das irgendetwas davon noch ein Thema sein wird", lässt er keine Ausreden gelten - auch nicht die mit derFahrpraxis am Freitag: "Es kann störend sein, wenn es darum geht, die richtige Balance zu finden. Aber beide Fahrer stimmen die Autos ähnlich ab und wir tauschen Ideen aus."


Fotos: Williams, Großer Preis von Abu Dhabi


Und trotzdem: Senna beharrt darauf, mit stumpfen Waffen um seinen Arbeitsplatz zu kämpfen: "Ich brauche glatte, problemlose Wochenenden - so wie das vergangene", unterstreicht der 29-Jährige mit Blick auf Indien. "Dann muss ich zeigen, was ich kann. Wenn ich wegen technischen Problemen und mangelnder Trainingszeit immer in der Defensive bin, wird es schwierig." Dabei sagt Senna selbst, dass ihm eine flüssige Strecke wie Abu Dhabi aufgrund seines Fahrstils liegen sollte.

Oberste Maxime Reifen schonen

Für das Rennen erwartet Gillan einen starken Williams. Pardon, einen starken Maldonado: "Pastor war immer schnell. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht vorne mithalten sollten", zeigt er sich optimistisch und betont, am Freitag im Renntrimm noch mehr brilliert zu haben als mit dem Setup für das Qualifying. "Unsere Starts waren in dieser Saison sehr gut. Es ist einfacher, vorne zu fahren und das Renntempo mitzubestimmen, als hinten zu verhungern und aufgehalten zu werden."

Bruno Senna

Daumen hoch bei Bruno Senna? Mark Gillan sieht das anders Zoom

Senna befürchtet, dass die Reifenfrage nicht so einfach wird, wie viele glauben. "Das Auto liefert mehr Leistung, wenn die Temperaturen sinken. Beim Beschleunigen aus den Kurven wirken große Kräfte auf die Hinterachse, da wird es wichtig sein, die Pneus am Leben zu erhalten", prognostiziert er. "Es passiert ganz leicht, dass man den Reifen überstrapaziert und zu einem zweiten Boxenstopp gezwungen ist. Jeder rechnet damit, dass das langsamer ist als eine Ein-Stopp-Strategie."

Sollte das doch gelingen, könnte Williams in der Konstrukteurs-WM durchaus noch einen Angriff auf Force India lancieren. "Eine schwierige Aufgabe", grübelt Gillan. "Das Auto ist schnell und wir brauchen jetzt viele Punkte." Und die sollte nicht nur Maldonado einfahren.