Wie viel Wissen nimmt Wurz zu Williams mit?

Alexander Wurz wurde nicht zuletzt wegen seines McLaren-Mercedes-Wissens von Williams verpflichtet - Haug hofft auf Fairness des Testfahrers

(Motorsport-Total.com) - Einer der Hauptgründe, weshalb Williams Alexander Wurz als Testfahrer verpflichtet hat, ist dessen immenses Wissen über das McLaren-Mercedes-Team. Es ist in der Branche durchaus üblich, Ingenieure und anderes Personal von der Konkurrenz abzuwerben, um so an Know-how zu gelangen, und der Transfer des Österreichers ist in einem ähnlichen Licht zu sehen.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Testfahrer Alexander Wurz bringt viel silbernes Know-how zu Williams mit

Doch wie viel Wissen kann ein Fahrer eigentlich von einem Rennstall zum nächsten mitnehmen? "Die Technologie", antwortete Wurz in der 'Kronen Zeitung', "entwickelt sich heute so rasend schnell - heute weiß jeder von jedem alles. Als Fahrer kann ich nur bestätigen, was Williams über McLaren sowieso geahnt oder gewusst hat. Aber was ich bei meinem neuen Team einbringe: meinen Erfahrungsschatz aus acht Jahren Formel 1 und wie ich Probleme gelöst habe."#w1#

Williams erfreut, dass Wurz von Dennis freigegeben wurde

"Ich wundere mich sehr, dass ihn Ron Dennis nach fünf Jahren gehen ließ, aber nur gut für uns." Frank Williams

Dies ist freilich als politisch korrekte Antwort zu verstehen, denn Tatsache ist, dass sich die Williams-Ingenieure beim ersten Test regelrecht auf den Dritten von Imola 2005 gestürzt haben, um ihn vollständig auszusaugen. Diese Informationen wurden anschließend verwertet und sind zum Teil noch in die Weiterentwicklung des FW27 eingeflossen. Frank Williams: "Ich wundere mich sehr, dass ihn Ron Dennis nach fünf Jahren gehen ließ, aber nur gut für uns", so der Brite.

Indes appellierte Mercedes-Sportchef Norbert Haug an die Loyalität seines Ex-Schützlings: Wissen nur im begrenzten Rahmen mitzunehmen sei "eine Frage von Stil und Charakter - was einer verraten will, was nicht. Dass ein Team versucht, aus einem Fahrer so viel herauszuholen wie möglich, ist normal, aber es gibt Grenzen", sagte der Deutsche. Nur: Wenn die "Silberpfeile" solche Angst um ihr Know-how haben, warum haben sie Wurz dann nicht behalten?

Die Dennis-Befürchtung, wonach die Ex-McLaren-Mercedes-Testfahrer von ihren neuen Arbeitgebern nur ausgesaugt und benutzt werden könnten, klingt für Wurz jedenfalls wie ein Hohn: "Logisch, das ist ganz normal, aber als ich zu McLaren gekommen bin, wurde ich dort auch ausgesaugt, weil sie alles über Benetton wissen wollten", konterte der 32-Jährige nach seinem Arbeitsantritt bei Williams in Jerez im 'F1Total.com'-Interview.

Wurz wurde auch bei den "Silberpfeilen" ausgesaugt

"Das ist in diesem Geschäft ganz normal." Alexander Wurz

Und weiter: "McLaren war damals zwar schneller als Benetton, aber jeder will wissen, was die anderen machen - nicht, weil man es kopieren will, sondern um zu verstehen, wie die anderen arbeiten. So erweitert man den Horizont. Genauso, wie das Team mich gefragt hat, habe auch ich das Team gefragt, wie in diesem und jenem Bereich gearbeitet wird. Das ist in diesem Geschäft aber ganz normal", erklärte er weiter.

"Skizzen mitnehmen wäre vertragsbrüchig", betonte Wurz, aber: "Grundsätzlich ist es ein Mix aus Dingen, von denen ich weiß, wie sie gemacht werden, und aus Fahreindrücken. Man hat auch Erfahrung dabei, und technisch gesehen bin ich ja nicht auf den Kopf gefallen. Ich interessiere mich sehr für Details. Aber wie gesagt: Das ist ein ganz normaler Transfer, der bei Fahrern, Ingenieuren und Designern stattfindet. Das Personal wechselt ja immer ein bisschen im Fahrerlager."