• 26.04.2009 18:41

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Wie schlecht ist das BMW Sauber F1 Team wirklich?

Nicht so schlecht wie im Rennen in Bahrain: Mario Theissen über die Hero/Zero-Taktik und die wahre Stärke seiner krisengeschüttelten Truppe

(Motorsport-Total.com) - Wäre Nick Heidfeld in Malaysia nicht als glücklicher Zweiter des Abbruchrennens gewertet worden, dann hätte das BMW Sauber F1 Team nach vier Grands Prix noch keinen einzigen Punkt auf dem WM-Konto. Heute in Bahrain gab es die Höchststrafe: Mit einer Runde Rückstand belegten Robert Kubica und Heidfeld die Positionen 18 und 19 - Letzter!

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Für das BMW Sauber F1 Team läuft es derzeit nicht nach Wunsch

Selbst der einzige Ausgeschiedene, Kazuki Nakajima, lag vor den weiß-blauen Boliden, als er neun Runden vor Schluss an der Box aufgab. Aber: "Was wir heute gesehen haben, war nicht der richtige Stand. Beide Fahrer hatten eine Kollision in der ersten Runde. Nach dem Flügelwechsel haben wir anhand der Telemetriedaten gesehen, dass noch etwas nicht stimmte, also muss auch etwas anderes beschädigt gewesen sein", sagte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen.#w1#

Teaminterne Kollision

Genau wie bei Ferrari gab es auch im BMW Sauber F1 Team eine interne Karambolage zwischen den beiden Stallgefährten. Theissen macht seinen Fahrern deswegen aber keine Vorwürfe: "Das war ein Malheur, ein typischer Zwischenfall in der ersten Kurve", meinte der Deutsche, hielt aber gleichzeitig fest: "Nach der Kollision war das Rennen im Prinzip vorbei." Das lag jedoch weniger an einer eklatanten Unterlegenheit als vielmehr an der geänderten Strategie.


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Großer Preis von Bahrain, Sonntag


Denn Theissen und Co. sahen die einzige Chance auf ein gutes Ergebnis in einer Safety-Car-Phase, "also haben wir sie vollgetankt und mit harten Reifen rausgeschickt, um die Situation abwarten zu können. Sonst wären sie wahrscheinlich um eine Sekunde pro Runde schneller gefahren, aber am Ende auch nicht in den Punkten gelandet", so der 56-Jährige. Bei einem Handicap von fast vier Zehntelsekunden pro zehn Kilogramm Benzin war die Pace damit natürlich dahin.

"Wir haben eine schwache Phase. Wir werden alles tun, um die zu überwinden und wieder vernünftige Resultate einzufahren", gestand Theissen und fügte an: "Das Auto ist derzeit einfach zu langsam. Der größte Hebel ist die Aerodynamik. Hier müssen wir nachlegen. Wir hatten im letzten Jahr vor der Saison eine ähnliche Situation. Das lief damals sehr konstruktiv und systematisch ab. Dasselbe erwarte ich jetzt auch."

Update für den Europaauftakt

"Wir sind schon dabei, die nächsten Entwicklungsschritte danach vorzubereiten." Mario Theissen

Schon zum nächsten Rennen in Spanien bringt das BMW Sauber F1 Team eine runderneuerte Aerodynamik. Dabei handelt es sich um den ersten großen Entwicklungsschritt der laufenden Saison, während einige Konkurrenten - allen voran McLaren-Mercedes - schon während der Überseetour einige Modifikationen ans Auto geschraubt haben. In Hinwil setzt man jedoch auf einen großen anstatt vieler kleiner Schritte.

"In Melbourne", erinnerte sich Theissen, "war unsere Pace noch ganz in Ordnung. Robert hätte dort sogar gewinnen können, auch wenn wir natürlich nicht die Schnellsten waren. Offensichtlich haben sich andere Teams dann von Rennen zu Rennen verbessert, während wir ein umfangreiches Paket für Barcelona vorbereitet haben. Ich kann nur hoffen, dass sich das bewähren wird." Und: "Wir sind schon dabei, die nächsten Entwicklungsschritte danach vorzubereiten."

Der Teamgeist sei trotz der Krise "bisher okay", erklärte der BMW Motorsport Direktor, räumte aber ein: "Viel hängt natürlich davon ab, wie das Barcelona-Paket anschlägt. Wenn wir nichts im Rohr hätten, wäre es eine kritische Situation." Die Zielankunft auf den letzten beiden Plätzen wollte er aber nicht als Armutszeugnis gelten lassen. Nachsatz: "Das hätten wir vermeiden können, wenn wir das Rennen vorzeitig beendet hätten..."