• 28.08.2008 15:04

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Wie erfolgreich war Valencia wirklich?

Von allen Seiten gab es Lob für den ersten Grand Prix in Valencia, doch eine gründliche Analyse ergibt, dass noch nicht alles perfekt war

(Motorsport-Total.com) - Eines muss man vorwegschicken: Der brandneue Hafenkurs in Valencia, wo am vergangenen Wochenende erstmals der Grand Prix von Europa ausgetragen wurde, ist genauso sicher wie von den Verantwortlichen versprochen. Dennoch ist das fast völlig unkritische Lob vieler Protagonisten für den Event teilweise nicht ganz nachvollziehbar.

Titel-Bild zur News: Halbleere Ränge in Valencia 2008

Beim Grand Prix in Valencia sind viele Tribünenplätze leer geblieben

Das beginnt schon bei den Zuschauerzahlen, denn obwohl die Formel 1 dank Fernando Alonso in Spanien so populär ist wie nie zuvor, gelang es dem Veranstalter Valmor Sport nicht, alle 112.000 Tickets für den Renntag an den Mann zu bringen. Lokalen Medienberichten zufolge blieben bis zu 15.000 Plätze leer, was bei Ticketpreisen von bis zu 525 Euro - ausgenommen die noch weitaus teureren VIP-Karten - auch kein Wunder ist.#w1#

Kein Vergleich zu Monte Carlo

Noch dazu ärgerten sich viele Zuschauer über die schlechte Sicht auf die Strecke - eine Beschwerde, die Valmor Sport registriert hat und bis 2009 aus der Welt schaffen will. Keine Sichtprobleme gab es von den Jachten im Hafen, doch so viele wie etwa in Monaco waren bei weitem nicht zu sehen. Das lag in erster Linie an den astronomischen Anlegepreisen von angeblich bis zu 80.000 Euro für das Wochenende - festgesetzt von Bernie Ecclestone.

Chaos herrschte indes hinsichtlich der Organisation der Fußwege der Zuschauer, denn zum Teil konnten sich Ticketinhaber aufgrund von Abtrennungen nicht richtig auf dem Gelände bewegen. So war für einige beispielsweise der Zugang zu den Merchandising- und Verpflegungsständen nicht möglich - vielleicht gar kein Fehler, wenn ein halber Liter Mineralwasser genauso vier Euro kostet wie ein ranziger Hotdog...

Einige Formel-1-Aktive wie etwa Nico Rosberg beschwerten sich daher über den im Vergleich zu Monte Carlo doch fehlenden Glamourfaktor in der Hafenstadt am Mittelmeer - daran konnte auch die Präsenz von Hollywood-Stars wie Penelope Cruz, Adrien Brody und Gérard Depardieu nichts ändern. Zumindest 2011 sollten etwas mehr Jachten in Valencia andocken, denn in jenem Jahr findet dort wieder der America's Cup statt.

Interesse rückläufig

Doch Valencia ist kein Einzelfall, sondern generell tun sich die Veranstalter schwer damit, ihre Tickets an den Mann zu bringen. In der ersten Saisonhälfte waren nur zwei Rennen - Montréal und Silverstone - besser besucht als im Vorjahr. In Montréal profitierte man vom Fehlen von Indianapolis, in Silverstone zog der Lewis-Hamilton-Faktor. Manama konnte das Niveau von 2007 halten, alle anderen WM-Stationen vermeldeten Einbußen.

Ähnlich geht es den TV-Stationen, die sich im Jahr eins nach Michael Schumacher noch äußerst zufrieden über die Einschaltquoten geäußert hatten, inzwischen aber auch Rückgänge von bis zu 35 Prozent beklagen. Dass in Zukunft bis zu 20 Grands Prix pro Saison ausgetragen werden sollen, dürfte sich auf die TV-Zahlen nicht allzu positiv auswirken, denn nur wenige Familien sind dazu bereit, in den wärmsten Monaten 20 Sonntagnachmittage pro Jahr zu opfern...