• 12.07.2009 20:46

Webber: "Das macht aus mir keinen anderen Menschen"

Der Australier auf der Pressekonferenz über seinen ersten Formel-1-Sieg, seine Gefühle und Befürchtungen im Rennen, und warum er erleichtert ist

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du hattest heute einen großen Geschwindigkeitsvorteil auf die Brawn. Die zweite Saisonhälfte liegt im Hinblick auf eine mögliche Meisterschaft noch vor dir. Denkst du, dass ihr beide Meisterschaften gewinnen könnt?"
Mark Webber: "Nun, sie können beide noch gewonnen werden, dies steht außer Frage. Die Arbeit, die in Milton Keynes unter der Leitung von Adrian Newey und all den Jungs hier vollführt wurde, ist großartig. Sie haben ein besonderes Auto gebaut, ohne Zweifel."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber ist stolz, auch für sein Land in der Formel 1 gewonnen zu haben

"Brawn führt die Konstrukteurswertung an, denn das verdienen sie. Sie haben eine Menge Punkte, aber wir geben nicht auf. Sebastian und ich sind auf dem Höhepunkt, und wir geben unser Bestes, um bei allen Veranstaltungen so konstant wie möglich zu sein. Renault stellt uns fantastische Motoren zur Verfügung. Das Team arbeitet unglaublich gut zusammen."#w1#

"Das größte Problem in der Fabrik ist im Moment der Bau einer Trophäen-Kammer, das ist für uns also ein sehr gutes Problem. Die harte Arbeit, die wir leisten, zahlt sich aus. Das ist für uns sehr gut."

"Wir lieben es, gegen Teams wie Ferrari und McLaren zu kämpfen, denn darum dreht es sich in der Formel 1. Es ist für uns eine große Auszeichnung, gegen diese Jungs mit Red Bull kämpfen zu können. Sie werden mit Sicherheit zurück sein, aber für unser Team ist dies eine besondere Zeit."

Frage: "Wie fühlt es sich an? Wirst du noch weitere Siege feiern können?"
Webber: "Das hoffe ich. Ich hoffe natürlich, dass dies wie bei Muskeln ist. Wenn du einen bekommst, dann bekommst du ein paar mehr. Ich bin schon ein paar Rennen gefahren. Dies ist meiner Meinung nach das erste Jahr, in dem ich wirklich eine Chance hatte, Rennen zu gewinnen. Ich hatte schon ein paar zweite Plätze, aber heute habe ich einen Sieg geholt."

"Für mich ist es jedoch wirklich wichtig, dass er mir nicht geschenkt wurde. Ich musste für ihn arbeiten. Ich bin von der Pole in das Rennen gegangen, und es wäre natürlich wesentlich komfortabler gewesen, wenn ich diese kleine Strafe nicht erhalten hätte. Aber abgesehen davon war es eine ziemlich klare Angelegenheit. Es gab immer noch eine Menge Verkehr, und manch andere Leute wie Sebastian waren schnell, aber so läuft es nun manchmal."

"Ich war schon in diesen Situationen gewesen, es war aus diesem Grund schön, in der Lage zu sein, einen sehr klaren und leichten ersten Sieg zu erzielen. Ich möchte mich bei allen im Team für ihre Anstrengungen bedanken, die sie in mich investiert haben, und die Geduld, die sie mir gegenüber im Winter entgegengebracht haben, um wieder die volle Fitness zurück zu erlangen. Und auch einfach für ihren Job, den sie geleistet haben, um dieses fantastische Auto zu bauen."

Frage: "Wie schwierig war es, sich nach deinem Fahrrad-Unfall zu erholen? Warst du zu Beginn der Saison schon auf dein normales Fitnessniveau zurückgekehrt?"
Webber: "Ich denke, dass ich mich über mich selbst ein wenig lustig gemacht habe. Ich dachte, dass ich für die Winter-Tests bereit wäre, aber das war ich nicht. Es war absolut klar, dass das Bein weit weg vom alten Zustand war, es war noch gebrochen. Dank dem Metall hielt es zusammen. Ich hatte also noch einen weiten Weg vor mir."

"Die Zeit war ein wenig auf meiner Seite. Ich hatte Glück, dass Melbourne etwas nach hinten verlegt wurde, und auch ein paar weitere Dinge liefen für mich. Ich hatte ein paar fantastische Leute um mich herum, wie zum Beispiel Roger, meinen Physiotherapeuten. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, um wieder fit zu werden, und selbst Dinge wie Laufen oder Schwimmen waren im ersten Teil des Januars für mich sehr hart."

"Aber es gibt immer etwas Schlimmeres und ich blieb immer positiv gestimmt. Als ich mir die Zeiten anschaute, die Sebastian bei den Tests im Auto fuhr, wusste ich, dass das Auto schnell ist. Das verlieh mir eine unglaubliche Motivation, um gerüstet zu sein."

Frage: "Siehst du eine Ironie in dem Vorsprung, den du heute auf Sebastian hattest im Vergleich von vor drei Wochen?"
Webber: "Ja, das tat ich. Das dachte ich im Rennen. Ich dachte, dass ich nun weiß, wie sich Sebastian angefühlt hat, und es ist schön, in der Lage zu sein, ein Rennen zu kontrollieren. Im ersten Abschnitt des Rennens wurde ich in Silverstone deutlich von Rubens aufgehalten, und das gestaltete es schwierig. Aber das wissen wir alle. Alle von uns wissen, dass es sehr schwierig ist zu überholen."

"Mit diesen Autos bremst man spät, und sie sind zu gleich, an vielen Stellen der Strecke ist es schwierig, nahe dran zu bleiben. Vielleicht gibt es mit Malaysia und Bahrain ein paar Strecken, auf denen man die Chance hat, aber wenn man ein wenig schnellere Kurven hat, dann ist es sehr schwierig, zudem gibt es auch noch KERS. Für uns ist es eine Herausforderung, vor Leute zu kommen, selbst wenn sie Probleme haben. Man benötigt eine freie Strecke, ein gutes Qualifying, und dann kann man es schaffen.

Frage: "War die Strafe deiner Meinung nach gerechtfertigt? Und dachtest du, das alles gelaufen ist, als sie dir aufgebrummt wurde?"
Webber: "Ich dachte, dass sie vielleicht ein wenig hart war, aber vielleicht wollten sie die Dinge etwas spannender gestalten. Das ist nicht wirklich mein Stil. Ich dachte einen Moment zu 100 Prozent, das ich Rubens verloren habe. Ich zog rüber, und was es schlimmer machte, war die Tatsache, dass ich mir in die Hose machte und wieder nach drüben zog und dachte 'Mein Gott, da ist er'. Das ließ es vielleicht ein wenig schlimmer aussehen, als es tatsächlich war."

"Ich wusste schon, was los war, aber als ich einen der McLaren in der ersten Kurve berührte, da verlor ich einen Teil des Frontflügels, ich konnte aus diesem Grund nicht glauben, dass es dafür war. Aber klar, ich war am Boden zerstört, als mir gesagt wurde, dass ich eine Durchfahrstrafe erhalte. Ich dachte 'Mein Gott, ich fahre absolut langsam hinter Rubens. Ich weiß, dass er früher an die Box kommt. Ich weiß, dass alles unter Kontrolle ist'."

"Und eine Durchfahrstrafe ist für jeden in jedem Rennen hart, ich musste also wieder aufholen. Zudem dachte ich, dass ich knapp davor war, in der Boxengasse zu schnell gewesen zu sein, denn ich war ziemlich frustriert. Schlussendlich war alles in Ordnung, aber es hätte anders ausgehen können, wie du schon gesagt hast."

Frage: "Und am Ende bist du ganz locker gefahren. Lag dies daran, weil du wusstest, dass dein Vorsprung ausreichend groß ist?"
Webber: "Ja, ich blieb einfach von den Randsteinen weg. Sebastian hatte am Freitag in der ersten Kurve mit dem Auto dort ein Problem, es gab also ein paar Dinge, auf die ich aufpassen musste."

"Ich wollte sicherstellen, dass ich das Auto auf der Mitte der Strecke halte und ins Ziel bringe. Es gab keinen Grund, anstatt um zehn mit 20 Sekunden Vorsprung vor allen ins Ziel zu kommen. Wie Jack Brabham zu sagen pflegte: 'Gewinne mit der geringstmöglichen Geschwindigkeit'. Ich habe heute also an Jack gedacht."

Frage: "Es ist interessant, dass du zwei Probleme genannt hast, die die erste Kurve verursachte. Wurden diese durch diese Unebenheit verursacht?"
Webber: "Es gibt dort sicherlich einen Höhenunterschied. Aber nicht nur dort. Man hat die Schikane, man hat ein paar Stellen, wo wir am Ausgang über die Randsteine fahren, und wenn du die Strecke häufig derart abkürzt, dann verlierst du dort Rundenzeit. Das ist streckenspezifisch hier."

Frage: "Auf dem Podium haben wir gesehen, wie du dir die Flagge angeschaut hast. Wie wichtig war es für dich gewesen, dass du als Australier gewonnen hast?"
Webber: "Es war für mich sehr, sehr wichtig zu gewinnen, denn nicht viele australische Fahrer sind in die Formel 1 gekommen, und sogar noch weniger waren erfolgreich. Ich hatte eine lange Karriere bereits gehabt, und für mich war es sicherlich etwas sehr, sehr besonderes, ein Rennen zu gewinnen, schließlich wollte ich bessere Ergebnisse erzielen."

"Und nun bin ich in der Lage zu sagen, dass ich fair und gerecht ein Rennen gewonnen habe, was schön ist. Das ist an die australischen Leute eine richtige Botschaft. Ich habe immer versucht, mein Land so gut wie möglich zu repräsentieren."

"Wir sind eine sehr stolze Sportnation, wir waren auf zwei Rädern, auf Motorrädern mit Mick und mit Casey sehr gut unterwegs, aber Motorräder sind nicht genereller Motorsport auf Weltniveau, wo wir nicht wahnsinnig gut waren. Es ist für mich und Australien ein großartiger Tag, und aus diesem Grund war es ein besonderer Tag."

Frage: "Wie lang und spannend waren diese letzten Runden, mit dem Gedanken, dass es vielleicht regnen könnte, dass etwas mit dem Auto oder auf der Strecke schief gehen könnte?"
Webber: "In Runde 40, als ich wusste, dass alles so ziemlich im Sack ist, wurde es ein wenig dunkler, ich konnte im Auto spüren, dass es ein wenig kühler war und dachte 'Hm, vielleicht werden wir noch einmal mit einer Prüfung konfrontiert'. Aber von Runde 52 oder 53 an wusste ich, dass es wohl nicht mehr regnen würde, und da war ich tatsächlich ziemlich entspannt."

"Ich genoss es, das Auto zu fahren. Das ist immer schön, wenn man einen Vorsprung hat, aber mit Sicherheit wollte ich, dass die karierte Flagge kommt, und ja, ich dachte eine Menge über das Auto nach. Im ersten Sektor der Strecke lagen eine Menge Trümmerteile, ich stellte aus diesem Grund sicher, dass ich keine aufsammele und mir einen Plattfuß hole."

"Zudem lagen in der neunten Kurve ein paar Steine, es gab also eine Menge Dinge wie diese, die man wirklich im Auge behalten musste. Normalerweise macht man sich darüber keine Sorgen, wenn man auf Position 12 liegt, aber wenn man in Führung liegt, ist dies eine andere Nummer."

Frage: "Realisierst du, dass ihr vielleicht mit der Art und Weise, wie ihr Punkte auf Jenson gutmacht, vielleicht ein wenig in Jensons Hände spielt? Ihr macht keine großen Schritte nach vorn und holt euch gegenseitig Punkte weg..."
Webber: "Das ist ein gutes Problem, das wir als Red Bull haben. Wir haben womöglich nie jene Saison vorhergesehen, die wir nun haben. Wir wussten, dass das Auto gut sein würde, aber in gewisser Weise ist es ziemlich selten, dass man zwei Fahrer hat, die eine derart eng beieinander liegende Leistung zeigen und sehr ähnlich Punkte holen."

"Es hätte heute für Sebastian anders laufen können. Es ist sehr schwierig zu sagen, wie die Rennen laufen werden. Die Strategie spielt hier immer eine Rolle, wenn man also alle Eier in einen Korb legt, dann könnte dies helfen, aber man kann auch zwei oder drei Rennen haben und der Kerl könnte zwei Ausfälle haben, und dann holen wir ihm Punkte weg und er befindet sich in einer etwas schlechteren Position."

"Wir werden so hart wie möglich gegen Brawn kämpfen. Jeder von uns kann einen Ausfall durch mechanische Probleme oder sonst etwas haben. Schlussendlich sind noch eine Menge Punkte zu vergeben, und dies wird eine Entscheidung sein, die das Team später fällen muss. Wir kommen gut miteinander aus, wir fahren das Auto am Limit, wir lieben es, das Maximum aus ihm herauszuholen."

"Unser Team ist brillant stark, und wir lieben es, an der Spitze zu kämpfen. Es ist eine Team-Meisterschaft, im Moment ist es ein Team-Sport. Vielleicht am Ende, vielleicht in den letzten drei oder vier Rennen wird es auf einen von uns beiden hinauslaufen, wenn wir eine Chance haben, gegen Jenson zu kämpfen. Aber die letzten beiden Rennen waren für sie interessant. Lasst uns schauen, wie es bei den heißen Rennen läuft, vielleicht wird es dann für uns etwas schwieriger."

Frage: "Am Ende hast du die Ziellinie überquert, wir haben noch nie gehört, wie du so geschrien hast. Waren dies Emotionen, die sich über Jahre aufgestaut haben und die dort hinaus geschrien wurden?"
Webber: "Während meiner Zeit bei Williams war es im Hinblick auf die Motivation sehr hart, dies war der härteste Teil. Niemand möchte, dass einem an jedem Wochenende in den Hintern getreten wird. Dies würde jedermanns Geduld auf die Probe stellen, und aus diesem Grund gehe ich davon aus, muss man vor jemandem wie Jenson den Hut ziehen, und vielleicht auch ein wenig von mir."

"Man versucht nach wie vor, die Motivation aufrecht zu erhalten, um sich auf die Ziele zu fokussieren. Aber nun ist es natürlich anders. Wir können zu den Rennwochenenden kommen und ein sehr, sehr gutes Ergebnis erzielen."

"Ich hatte in meiner Karriere sicherlich schwierige Zeiten mit unzuverlässigen Autos, und aus welchen Gründen auch immer kam ich nicht in einer Position, in der ich Ergebnis erzielen konnte. Das passiert im Moment, und man kann sagen, dass dort eine Menge Emotionen im Spiel waren."

"Was heute passierte, wird mein Leben nicht massiv verändern, aber es war eine sehr, sehr wichtige Sache. Ich werde heute Nacht gut schlafen, alles ist in Ordnung, ich bin keine andere Person, weil ich ein Rennen gewonnen habe. Ich bin einfach sehr, sehr glücklich, dass ich fair und gerecht gewonnen habe, dass ich heute alle anderen geschlagen habe. Das ist für mich das Wichtigste."