• 10.12.2006 12:51

Was macht ein Teammanager im Winter?

Red Bull Racings Teammanager Jonathan Wheatley, ein Ex-Renault-Mann, erklärt, warum er auch im Winter alle Hände voll zu tun hat...

(Motorsport-Total.com) - Der Begriff Teammanager wird in der Formel 1 oft falsch verwendet, weil er eine Reihe unterschiedlicher Bedeutungen hat. In den Anfangsjahren des Sports war der Besitzer oder Chef eines Rennstalls praktisch auch der Manager des Teams, wohingegen der Teammanager in anderen Strukturen nicht viel mehr tun musste als ein paar Leihwagen zu organisieren und jeweils die Hotelrechnungen zu bezahlen. Bei Red Bull Racing steht Jonathan Wheatley exemplarisch für die moderne Beschreibung dieses Postens, denn er ist an fast allem beteiligt, was beim Einsatz eines Teams anfällt.

Titel-Bild zur News: Jonathan Wheatley

Jonathan Wheatley arbeitet seit kurzem als Teammanager für Red Bull Racing

Noch einige Monate ohne Rennen vor Augen, fragt man sich unwillkürlich: Was in aller Welt macht ein Teammanager eigentlich im Winter? "Man kehrt nach dem letzten Rennen zurück", wird Wheatley auf der Internetseite des Teams zitiert, "und kann am Ende einer Saison - in deren Verlauf wir uns gewaltig ins Zeug legten, auch wenn die Ergebnisse das nicht zwingend widerspiegeln - gerade einmal durchatmen."#w1#

Red Bull will einen "Knalleffekt" bieten

"Wenn es 2007 wieder losgeht und die Boxentore erstmals wieder geöffnet werden, dann wollen wir einen Knalleffekt bieten - nicht nur was unseren Rennwagen angeht, sondern mit allem, was das gesamte Team betrifft."

"Entsprechend arbeiten wir mit Blick auf die Boxen an einem neuen Konzept. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Modernisierung unserer Überseetransporte per Flugzeug oder Schiff, denn in diesem Bereich sind wir nicht mehr richtig auf der Höhe."

"Außerdem bringen wir die Ausrüstung für die Boxen auf Vordermann. Schließlich werden wir 2007 neue Trucks einsetzen - alles, was mit diesem neuen Fuhrpark zusammenhängt, kann man neben dem Boxenlayout, der Boxenausrüstung und der Transportfrage als separates Projekt dieses Winters ansehen."

"Insgesamt haben wir einiges zu bewegen. Es ist beinahe so, als würde ein völlig neues Team auf die Beine gestellt." Jonathan Wheatley

"Insgesamt haben wir einiges zu bewegen. Es ist beinahe so, als würde ein völlig neues Team auf die Beine gestellt. Das Großartige ist, dass uns Red Bull in allen Bereichen unserer Performance ganz vorn sehen will. Es sind entsprechend aufregende Projekte, an denen wir mitwirken."

Während der Saison muss ein Team in der Hitze des Gefechts das Beste aus den zur Verfügung stehenden Mitteln machen. Aber im Winter kann sich Wheatley die Zeit nehmen, mit pedantischem Eifer alles auf die Reihe zu bekommen: "Bis hin zum kleinsten Detail", erklärt er, "muss ich alles absegnen."

"Wir sind darauf aus, dass unsere komplette Ausrüstung gut aussieht und gut funktioniert. Ich stelle sicher, dass tatsächlich alles optisch okay ist und passt - wir wollen schließlich nicht irgendwann vor dem Problem stehen, etwas Rundes mit etwas Eckigem verbinden zu müssen und auch keine verchromten Teile zu verwenden, dort, wo sie farblich nicht mit der Umgebung harmonieren."

"Mehr noch: Das Renn- und das Testteam werden personell umstrukturiert. Neu organisiert wird außerdem das Showcarprojekt, denn dafür waren bisher eigentlich stets Freiwillige verantwortlich. Ich mache keine Witze, wenn ich behaupte, dass wir im Verlauf dieses Winters mit einer Unmenge an Projekten klarkommen müssen, und dabei habe ich unseren neuen Rennwagen, den RB3, auf den wir aktuell alle warten, noch gar nicht angesprochen."

Wheatley weist teamintern Verantwortungen zu

Wheatley ist es wichtig, im Rahmen der Vorbereitung auf die Saison 2007 auf seine Autorität in den ihm zugeordneten Verantwortungsbereichen hinzuweisen: "Da ich erst im vorigen Januar zum Team stieß, sind das für mich neue Erfahrungen", sagt er mit Überzeugung, "aber ich muss sagen, dass es hundertmal besser ist, das Schicksal in eigenen Händen zu halten, als die Ideen eines anderen übernehmen zu müssen, was den Einsatz eines Teams betrifft."

"Jetzt kann ich die Saison 2007 von den ersten Überlegungen an selbst planen. Das ist phantastisch. Damit bietet sich mir eine großartige Gelegenheit, die ich als ausgesprochen spannend empfinde. Ich habe zwar viel mehr Papierkram zu erledigen als jemals zuvor und manchmal ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten, aber mit dem Entschluss von Red Bull, im dritten Jahr des Formel-1-Engagements einen Gang höher zu schalten, bereitet all das große Freude."

"Ich liebe das und mag es sehr, mit den Mitarbeitern umzugehen, denn wir bemühen uns wirklich darum, das gesamte Team stärker zu machen." Jonathan Wheatley

"Ich liebe das und mag es sehr, mit den Mitarbeitern umzugehen, denn wir bemühen uns wirklich darum, das gesamte Team stärker zu machen. Es ist eine gewaltige Herausforderung, die Belegschaft ethisch anders arbeiten zu lassen, was für sie möglicherweise ungewohnt ist, wenn man sich vor Augen hält, was in diesem Werk früher üblich war."

"Ich will nicht behaupten, jetzt sei es besser, aber es ist anders. Es ermutigt, dass die Leute die Idee des neuen Stils wirklich angenommen haben. Das war in der kürzlich beendeten Saison erkennbar, obwohl die erzielten Resultate nicht deutlich machen, wie gut unsere Leistungen abseits der Rennstrecke waren."

Von seinem Büro aus kann Wheatley quer über die Straße auf das Hauptgebäude schauen. Ein Blick in diese Richtung inspiriert ihn, seine Aufgabe in zwei Sätzen zusammenzufassen: "Das Management im Gebäude dort drüben hat uns mit Gewehren ausgerüstet. Jetzt ist es unser Job, aus dem Schützengraben zu springen und die Dinger zu gebrauchen!"

Keine Frage, Wheatley ist jetzt schon geladen...