Was machen die Teams in der Winterpause?
Während auf den Formel-1-Strecken der Welt im Winter die Motoren schweigen, herrscht in den Fabriken der Teams Hochbetrieb
(Motorsport-Total.com) - Alle sprechen sie vom Urlaub: Michael Schumacher, der in Norwegen mit seiner Frau Corinna und den beiden Kindern Gina-Maria und Mick ein paar ruhige Tage verbringt und Bruder Ralf, der mit seiner Frau Cora und dem jungen Söhnchen David in seiner österreichischen Villa entspannt. Doch während sich die Stars erholen, wird in den Fabriken der Teams unter Hochdruck an der Fertigstellung der neuen Autos gearbeitet, sieben Tage in der Woche und oftmals 24 Stunden am Tag in Schichtarbeit. "Wer rastet, der rostet", dieser Spruch gilt in der Formel 1 erst recht. Würde sich ein Team über den Winter eine Pause gönnen, würde es beim Saisonauftakt hinterherfahren.

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Auch die Mechaniker können ein wenig Freizeit genießen...
Wenn man überhaupt von einer Winterpause sprechen kann, dann betrifft dies ausschließlich die wenigen Tagen über Weihnachten und Neujahr, in denen selbst der Windkanal für ein paar Stunden abgestellt wird. Bis auf ein einige PR-Termine und das obligatorische Fitnesstraining haben die Fahrer und das Renn- und Testteam darüber hinaus ein paar Tage mehr frei. Doch bereits im Januar geht es wieder auf die Teststrecken der Welt. Nur an Weihnachten und an Neujahr legen auch die emsigsten Arbeiter in den Fabriken ihre Arbeit nieder - für ein paar Stunden, versteht sich.
Im Winter dreht sich bei den Teams alles um die Entwicklung des nächstjährigen Autos. Das freiwillige Testverbot von Oktober bis November führt nicht dazu, dass in den Fabriken der Teams nicht getestet wird. Dort müssen die Komponenten nun eben auf dem Prüfstand beweisen, dass sie einsatzfähig sind. Im Prinzip hatten die Teams bereits im Verlaufe der letzten Saison ein neues Auto entwickelt, denn bei den Top-Teams ist seit dem Saisonauftakt so gut wie kein Teil des Autos unangetastet geblieben - vor allem zur Gewichtsoptimierung wurde jedes einzelne Bauteil optimiert, im Winter bewusst eingeplante Sicherheitspolster abgebaut.
Bereits Anfang des Jahres wird mit der Entwicklung des neuen Autos begonnen
Februar, März, April, das sind die Monate, in denen die Teams bereits mit der Entwicklung des nächstjährigen Autos beginnen. Dann nämlich kennt man schon einige Schwächen des aktuellen Autos, die man in der frühen Entwurfsphase bereits berücksichtigen und eliminieren möchte. Wenn die Formel 1 wie in den letzten Jahren das Reglement nur geringfügig verändert, stellen die in jedem Jahr deutlich verschärften Crashtests die größte Herausforderung für die Designer dar. Die Strukturen des Monocoques müssen in den frühen Zeichnungen festgelegt werden, dann folgt der Entwurf der restlichen Komponenten.
Im Mai und Juni konzentriert sich dann auch die Aerodynamikabteilung des Teams auf die Entwicklung des nächstjährigen Autos. Je nachdem, in welcher Situation sich das Team in der laufenden Weltmeisterschaft befindet, widmen sich die Designer mehr oder weniger intensiv noch um das aktuelle Auto. So begann Ferrari mit der Entwicklung des F2003 so früh wie noch nie, war der F2002 der Konkurrenz doch so überlegen, dass man es sich leisten konnte, die Weiterentwicklung etwas schleifen zu lassen. Modelle werden entwickelt, die dem neuen Reglement entsprechen, und im Windkanal versuchen die Aerodynamiker, das Optimum aus der Chassisform, den Flügeln und Windabweisern herauszuholen.
Verspätungen kosten Leistung
Ende Juli beginnen die Teams gewöhnlicherweise damit, das Gesamtkonzept des Autos fertig zu stellen. Dabei müssen vor allem die mechanischen Komponenten optimal in das Auto integriert werden, dazu gehören zum Beispiel der Motor und das Getriebe. Wenn sich die Fertigstellung einzelner Komponenten verzögert, müssen die Designer Kompromisse eingehen, um die Integration zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen, was sich natürlich negativ auf die Leistung des Autos auswirkt.
Wenn das Gesamtkonzept steht, beginnt ab November die Produktion der einzelnen Teile. Dies kann zum Teil mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Rund drei Monate dauert es, bis das neue Auto vom Produktionsstart bis zum ersten Test fertig gestellt ist. Die Top-Teams lassen sich bis Ende Januar, Anfang Februar mit der Fertigstellung des Autos Zeit. Erst dann wird der neue Bolide auf Herz und Nieren getestet. Eine späte Fertigstellung des Autos hat den Vorteil, dass man das Chassis lange im Windkanal optimieren kann, aber auch den Nachteil, dass nur noch rund drei Wochen Zeit zum Testen bleiben, was zu wenig ist, sollte es größere Probleme geben.

