Was ist das Concorde-Agreement der F1? Alles Wissenswerte über den Vertrag

Das Concorde-Agreement ist ein Schlüsselfaktor dafür, dass die Formel 1 zu einem globalen Phänomen geworden ist - Wir erklären, was dahintersteckt

(Motorsport-Total.com) - 2026 soll ein neues Concorde-Agreement in Kraft treten. Über die Einzelheiten befinden sich die Formel-1-Teams derzeit in ständigem Austausch mit dem Eigentümer der Rennserie Liberty Media. Denn das Concorde-Agreement ist von zentraler Bedeutung für den täglichen Betrieb der Königsklasse.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Lando Norris, Carlos Sainz, Charles Leclerc, Yuki Tsunoda

Ab 2026 ändert sich nicht nur technisch gesehen einiges für die Formel 1 Zoom

Es geht auf die 1980er Jahre zurück, als es die politischen Streitigkeiten beendete, die die Meisterschaft damals plagten. Seitdem wurden mehrere Ausgaben der Vereinbarung unterzeichnet, und die Formel 1 befindet sich derzeit in ihrer achten Laufzeit.

Was ist das Concorde-Agreement der Formel 1?

Das Concorde-Agreement ist ein Vertrag zwischen der Formel 1, dem Dachverband FIA und den Teams, die an der Rennserie teilnehmen. Es legt fest, wie die Formel 1 betrieben wird - ein Teil bezieht sich auf den regulatorischen Rahmen des Grand-Prix-Rennsports, eine anderer auf die kommerziellen Bedingungen.

Der Inhalt des Concorde-Agreements ist weitgehend vertraulich, aber es ist bekannt, dass der Vertrag festlegt, wie viel die Platzierungen in der Meisterschaft wert sind.

Außerdem erhalten die Teams bis zu einer bestimmten Summe einen Anteil von 50 Prozent an den Gewinnen der Formel 1, der dann sinkt, wenn mehr Einnahmen erzielt werden. Nachdem die Einnahmen im Jahr 2023 die 3-Milliarden-Dollar-Marke überschritten haben, liegt der Anteil derzeit wohl bei 45 Prozent.

Auch Bonuszahlungen für Erfolge wie den Gewinn der Meisterschaft sind in dem Vertrag vorgesehen. Ferrari erhält ganz unabhängig vom Erfolg einen umstrittenen historischen Bonus, da es das einzige Team ist, das in jeder Formel-1-Saison seit dem Debüt der Meisterschaft im Jahr 1950 angetreten ist.

Es wird angenommen, dass dieser Bonus 5 Prozent beträgt, wenn die an die Teams ausgeschüttete Gesamtsumme von 1,1 Milliarden Dollar nicht überschritten wird. Geht der Umsatz über 1,6 Milliarden Dollar hinaus, beläuft er sich auf zehn Prozent. Das entspricht in etwa dem, wo die Einnahmezahlen derzeit liegen.

Williams-Teamchef James Vowles betonte im Jahr 2023 in Bezug auf den Ferrari-Bonus: "Ich denke, Ferrari bringt etwas Besonderes in den Sport. Da müssen wir ehrlich sein."


Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Ferrari seit 1950

"Wenn Sie eine durchschnittliche Person fragen, wen sie in der Formel 1 kennt, werden Sie sehen, dass Ferrari immer noch ein Name ist, der heraussticht. Das ist die Wahrheit dahinter. Sie bringen ein gewisses Maß an Erbe und Anerkennung in den Sport. Ich denke also, es gibt einen Grund, warum diese Dinge existieren."

Die Startgebühr für die Formel 1 (657.837 Dollar pro Jahr) und die Kostendeckelung (135 Millionen Dollar pro Jahr) sind weitere Bedingungen, die im Concorde-Agreement enthalten sind. Aber es geht nicht nur um das Finanzielle.

Der Vertrag verpflichtet die Teams auch zur Teilnahme an jedem Rennen und hilft bei möglichen Regeländerungen. Er ist für den täglichen Ablauf der Formel 1 von enormer Bedeutung und muss von jedem Team in der Meisterschaft unterzeichnet werden.

Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung wird festgelegt, wie lange das jeweilige Concorde-Agreement gelten soll - und damit auch, für welchen Zeitraum die Teams an der Meisterschaft teilnehmen müssen, wenn sie den Vertrag unterzeichnet haben.

Wann wurde das Concorde-Agreement ins Leben gerufen?

Das erste Concorde-Agreement wurde 1981 unterzeichnet, um den Streit zwischen der Federation Internationale du Sport Automobile (FISA) und der Formula One Constructors' Association (FOCA) zu beenden, der allgemein als FISA-FOCA-Krieg bekannt ist.

Dieser Kampf begann Ende der 1970er Jahre, als die beiden inzwischen aufgelösten Sportverbände um die Kontrolle über die Rennserie kämpften. Die FISA, damals Dachverband des Motorsports, wurde von ihrem Präsidenten Jean-Marie Balestre geleitet, während Bernie Ecclestone die FOCA führte, mit Max Mosley als Rechtsberater.

Die FOCA war eine Art Gewerkschaft für die Nicht-Werksteams, die der Meinung waren, dass die FISA die großen Hersteller wie Ferrari, Renault und Alfa Romeo bevorzugte.

Der Streit erreichte 1980 seinen Höhepunkt, als die FOCA-Teams die obligatorischen Fahrerbesprechungen für die Grands Prix von Belgien und Monaco boykottierten, um gegen die Einnahmenverteilung der Formel 1 zu protestieren.

Daraufhin wurden Geldstrafen verhängt, und die FISA erklärte, sie werde die Rennlizenzen entziehen, falls die Geldstrafen nicht bezahlt würden. Daraufhin drohte die FOCA, sich vom Grand Prix von Spanien zurückzuziehen, der nur zwei Wochen nach Monaco stattfand - ein katastrophales Szenario für die FISA.

Schließlich schaltete sich Juan Carlos I., König von Spanien von 1975 bis 2014, ein und ordnete die Durchführung des Rennens an. Allerdings geschah dies ohne die Zustimmung der FISA geschah, weshalb am Ende Ferrari, Renault und Alfa Romeo zurückzogen und die Veranstaltung zu einem Nicht-Meisterschaftsrennen wurde.

Carlos Reutemann, Williams FW07B Ford

Der Spanien-Grand-Prix 1980 fand ohne Ferrari, Renault und Alfa Romeo statt Zoom

Der Streit führte auch dazu, dass der Reifenlieferant Goodyear drohte, die Formel 1 Ende 1980 zu verlassen, was der Serie sehr geschadet hätte. Also organisierte Ecclestone ein Treffen mit Teamchefs und FISA-Vertretern im FIA-Hauptquartier in Paris, das zur Unterzeichnung des ersten Concorde-Agreements führte.

Das Treffen fand am Pariser Place de la Concorde statt - daher der Name des Vertrags. Mit ihm wurde der Krieg zwischen FISA und FOCA weitgehend beigelegt.

Man einigte sich auf eine gerechtere Verteilung der Einnahmen, auf eine Struktur für kommende Regeländerungen und auf die Verpflichtung der Teams, bei jedem Rennen anzutreten. Dieses erste Concorde-Agreement galt bis ins Jahr 1987.

Dann gründete Ecclestone die Formula One Promotions and Administration, später FOM genannt, um die Fernsehrechte für die Teams zu verwalten. Das neue Concorde-Agreement lief bis Ende 1991. Der daran anschließende dritte Vertrag wurde im darauf folgenden Jahr für die Saisons 1992 bis 1996 unterzeichnet.

Das vierte Concorde-Agreement hatte dann allerdings nur ein Jahr Bestand, da es von McLaren, Williams und Tyrrell abgelehnt wurde. Sie waren empört darüber, dass Ecclestone als FOCA-Präsident die kommerziellen Rechte der Formel 1 an seine Firma Formula One Administration übertragen hatte.

Die drei Teams mussten daraufhin Einkommenseinbußen hinnehmen. Doch für 1998 wurde ein fünftes Concorde-Agreement unterzeichnet, um McLaren, Williams und Tyrrell entgegenzukommen, nachdem ein Kompromiss gefunden worden war.

Bis heute hat das fünfte Concorde-Agreement am längsten Bestand, da erst 2009 ein sechster Vertrag unterzeichnet wurde, der den Streit zwischen FIA und FOTA beendete.

Die Formula One Teams Association (FOTA) war eine Gruppe von Formel-1-Teams, die damit drohten, für 2010 eine eigene Rennserie zu gründen. Zu ihnen gehörten Ferrari, McLaren, Renault, Toyota, BMW-Sauber, Brawn GP, Red Bull und Toro Rosso.

Dem vorausgegangen war ein Vorstoß der FIA, die in der Finanzkrise 2007/08 versucht hatte, ein neues Reglement durchzusetzen, das eine optionale Budgetbegrenzung vorsah.

Diejenigen, die sich für die Budgetbegrenzung entschieden hatten, sollten größere technische und gestalterische Freiheiten erhalten, sodass die Teams den Eindruck gewannen, dass dies im Wesentlichen zu zwei Regelwerken für die Meisterschaft führte.

So entstand die Idee einer eigenen Serie, und die FOTA ließ sogar einen Vorschlag für den potenziellen Kalender dieser Serie durchsickern. Das sechste Concorde-Agreement brachte der Formel 1 dann aber die dringend benötigte Stabilität und enthielt überarbeitete Vorschläge für die Regeländerungen, die 2010 in Kraft traten.

Im Großen und Ganzen handelte es sich jedoch nur um eine Fortsetzung des fünften Concorde-Agreements, das von allen Teams mit Ausnahme von BMW unterzeichnet wurde. Der deutsche Hersteller verließ die Formel 1 mit dem Ende der Saison 2009.

Diese sechste Vereinbarung hielt bis Ende 2012, wobei die siebte erst im Juli 2013 unterzeichnet und zwei Monate später in Kraft gesetzt wurde. Ecclestone betonte, dass sie den Teams mehr Mitsprache bei der Ausformung der Regeln einräumte.


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Dieses Concorde-Agreement lief Ende 2020 aus, während der achte Vertrag die Formel 1 komplett revolutionierte. Es war der Erste, der unter der Eigentümerschaft von Liberty unterzeichnet wurde, und führte die allererste Budgetobergrenze der Formel 1 ein.

Diese begann bei 145 Millionen Dollar pro Saison und sank dann jedes Jahr um 5 Millionen Dollar sank, bis sie ab 2023 bei 135 Millionen Dollar lag. Damit wollte man eine größere Parität in der Startaufstellung herstellen, da die großen Hersteller über ein etwa viermal höheres Budget als die hinteren Teams verfügten.

Auch die Verteilung der Preisgelder wurde aus diesem Grund geändert. Diese Änderungen erwiesen sich als ausschlaggebend für die Zusage vieler Teams, sich weiter zu engagieren, denn ihre Zukunft stand inmitten der Corona-Pandemie durchaus in Frage.

Dass alle zehn Team das achte Concorde-Agreement unterzeichneten und damit ihre Teilnahme bis Ende 2025 bestätigten, kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Wann kommt das nächste Concorde-Agreement?

Das neunte Concorde-Agreement für die Formel 1 soll für die Saison 2026 in Kraft treten, zeitgleich mit den Regeländerungen, die die Antriebseinheit betreffen.

Obwohl noch nicht bekannt ist, wie der Vertrag im Detail aussehen wird, ist unter anderem bereits durchgesickert, dass Ferrari seine historische Bonuszahlung zwar weiterhin erhalten wird. Diese soll künftig aber auf fünf Prozent gedeckelt werden.

Formel-1-CEO Stefano Domenicali betont in Bezug auf den neuen Vertrag, dass die Priorität darin bestehe, nicht so viel vom letzten abweicht: "Wir befinden uns im Diskussionsprozess mit den Teams. Der wichtigste Punkt ist, die Situation so stabil wie möglich zu halten. Das sind die Punkte, über die wir sprechen."

"Und wie Sie sich vorstellen können, können wir noch nicht ins Detail gehen, aber sobald wir können, werden wir mitteilen, was wir tun können. Die Situation ist optimal, um mit den Teams zu diskutieren, wie wir mit allen relevanten Parteien den besten Weg für eine stärkere, langfristige Zukunft einschlagen können."

Ein weiterer wichtiger Punkt des neunten Concorde-Agreements ist der Kostendeckel, der ab 2026 auf 220 Millionen Dollar steigen könnte, aber weniger Ausnahmen zulässt.

Dazu gehört auch der Mutterschaftsurlaub, der künftig unter den Kostendeckel fallen soll. Das hat Bedenken ausgelöst, weil es Teams davon abhalten könnte, Frauen einzustellen. Denn wenn sie bezahlten Mutterschaftsurlaub in Anspruch nehmen, müssten Ersatzkräfte eingestellt werden, was zusätzliche Kosten verursacht.

Auch Bewirtungsangebote für Mitarbeiter - wie Sommer- oder Weihnachtsfeiern - könnten keine Ausnahme mehr bilden, wobei hier genauso die Sorge besteht, dass Teams deshalb möglicherweise keine solcher Veranstaltungen mehr durchführen.