Vorteil durch frühe Entwicklung - Der Force-India-Trick

Force-India-Betriebsdirektor Otmar Szafnauer verrät, was das Team schon 2013 richtig gemacht hat, um 2014 zu punkten

(Motorsport-Total.com) - 77 Punkte, 17 Top-10-Platzierungen und einen immensen Leistungsabfall nach Saisonmitte - das war die Bilanz von Force India nach der gesamten Formel-1-Saison 2013. In diesem Jahr haben sie nach erst elf gefahrenen Rennen schon 98 Punkte, 16 Zielankünfte in den Punkterängen und sogar schon eine Podiumsplatzierung zu verzeichnen. Betriebsdirektor Otmar Szafnauer erklärt, dass das nicht von ungefähr kommt.

Titel-Bild zur News: Otmar Szafnauer

Vorrausschauend: Otmar Szafnauer und Force India haben schon 2013 vorgesorgt Zoom

"Wir wussten nicht, wer die beste Antriebseinheit entwickeln würde", sagt Szafnauer bei 'Formula1.com' zu den Vorbereitungen auf die "neue" Formel 1. "Natürlich hatten wir die Wahl und haben uns für Mercedes entschieden, weil wir dachten, sie würden den besten Job machen, auch wenn wir nicht wussten, wie gut es werden würde. Aber wir haben auch mit der Entwicklung früh angefangen, schon im Mai, also haben wir auch erwartet, gut abzuschneiden. Wir wussten nur nicht, wie gut."

Schon im vergangenen Jahr, war das Team für seine Verhältnisse gar nicht schlecht in die Saison gestartet und punktete mit Paul di Resta und Adrian Sutil regelmäßig. Nachdem sich die Reifensituation jedoch nach dem Desaster von Silverstone erheblich änderte, fiel die Leistungskurve ab. "Unsere Form hatte hauptsächlich etwas mit Veränderungen zu tun, die Pirelli Mitte der Saison an den Reifen vorgenommen hat", so Szafnauer. "Andere Teams haben drauf reagiert, wir nicht, denn wir waren mit den Entwicklungen für das kommende Jahr schon sehr weit."

Entscheidung gegen 2013 und für 2014

"Wir standen vor dem Dilemma: unterbrechen wir die Entwicklung für 2014 und reagieren auf die neuen Reifen, was uns einige Zeit gekostet hätte, oder machen wir einfach weiter. Wenn wir reagiert hätten, hätte dies einen größeren und negativeren Einfluss auf das diesjährige Auto gehabt als wir in der vergangenen Saison vielleicht noch hätten aufholen können. Wir hätten höchstens noch McLaren schlagen und Fünfte werden können, und auch das wäre eng geworden."

Paul di Resta

Ausgebremst: Der VJM06 konnte 2013 am Ende nicht mehr mithalten Zoom

McLaren ist in der aktuellen Saison erneut zum Hauptkonkurrenten geworden. Dank einer Punkteserie von Nico Hülkenberg, der in zehn von elf Rennen unter die ersten Zehn kam, und unter anderem dem sensationellen dritten Platz von Sergio Perez in Bahrain, befindet man sich momentan noch vor dem Team aus Woking auf dem fünften Rang der Konstrukteurswertung.

"Wir haben aus verschiedenen Gründen so früh mit der Entwicklung angefangen". Erklärt Szafnauer weiter. "Zum einen dachten wir, es würde uns einen strategischen Vorteil verschaffen. Des Weiteren haben wir nicht die Ressourcen, die unsere Konkurrenten aufweisen können. Hätten wir später angefangen, wären wir nicht in der Lage gewesen, herumzuexperimentieren, um herauszufinden, in welche Richtung wir gehen mussten. Wir können das nicht einfach alles auf einmal machen, wie andere Teams."

Der richtige Riecher

Schnell hat das Team bei seiner Entwicklung herausgefunden, worauf es bei den hochtechnologischen Antrieben ankommt. "Am meisten haben wir uns auf die Kühlung der Antriebseinheiten konzentriert", erzählt der Betriebsdirektor. "Da gibt es unheimlich viele Wechselwirkungen zwischen dem Gewinnen von Pferdestärken und dem Verlust von Aerodynamik. Das alles muss im CFD und im Windtunnel berechnet werden."

Nico Hülkenberg, Sergio Perez

Der VJM07 ist das Ergebnis einer gut überlegten Entwicklung Zoom

"Wenn man zu sehr kühlt, gewinnt man keine Pferdestärken, verliert aber aerodynamische Effizienz", beschreibt er das Dilemma. "Geht man den entgegengesetzten Weg, ist man effizienter, verliert aber an Power. Das ist ein sich wiederholender Prozess, aus dem man nur durch eine logische Abfolge verschiedener Schritte lernt. Hat man größere Ressourcen, sagen wir einen CFD mit 30 Teraflops, 150 Mitarbeiter am Windtunnel und zwei Windtunnel zur Verfügung, dann geht das natürlich schneller."

Der Vorteil, den sich Force India durch die frühe Entwicklung des Boliden nach komplett neuen technischen Regeln erarbeitet hat, kann mit Blick auf die kommende Saison jedoch kaum wieder genauso umgesetzt werden, denn die Regeln werden erst einmal so bestehen bleiben und die Entwicklungsmöglichkeit bleiben gering.

"Es könnte komplett anders verlaufen - oder wir müssen einfach schlauer sein", so Szafnauer. "Mit unseren Infrastrukturen kommen wir aber irgendwann an Grenzen. Ich denke, andere Teams sind da in einer besseren Position. Teams mit mehr Geld können mehr herumexperimentieren, deswegen haben wir im vergangen Jahr so früh angefangen. Es ist kein Geheimnis, dass Mercedes einen guten Job gemacht hat und sie werden sich noch verbessern. Aber die anderen werden sich ebenfalls weiterentwickeln und es könnte enger werden."

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