Vor dem Start in Monza: Ungewissheit bei den Top-Teams
McLaren besetzt in Monza die erste Startreihe, hat über die Renndistanz aber auch Ferrari und Red Bull auf der Rechnung - Lotus als lachender Dritter?
(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Duo genießt beim Start zum Grand Prix von Italien freie Sicht auf die erste Schikane. Lewis Hamilton und Jenson Button holten sich im Qualifying die Plätze eins und zwei, profitierten dabei aber von technischen Problemen am Ferrari von Fernando Alonso. Der WM-Spitzenreiter hatte die Zeitenjagd in den ersten beiden Segmenten im Griff und hätte in Q3 eigener Aussage zufolge "eine einfache Pole-Position" einfahren können.

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Das McLaren-Duo Hamilton/Button hat beim Start freie Sicht nach vorn Zoom
Doch aufgrund eines gebrochenen Stabilisators im Heck seines F2012 kam es anders und Alonso wird stattdessen versuchen, aus Reihe fünf nach vorn zu stürmen. Ferrari-Teamkollege Felipe Massa startet hinter den beiden McLaren von Position drei und die "Chrompfeile" sind gewarnt. "Felipe hat sich in eine gute Ausgangslage manövriert. Schauen wir einmal, wie er sich im Rennen schlägt. Ich glaube nicht, dass nur wir um den Sieg fahren werden", sagt Button und findet es "sehr schwierig, anhand der Rundenzeiten von den Longruns zu erkennen, wer wie schnell ist - wir wissen ja nicht, wer mit wie viel Sprit unterwegs war."
Dass es für einmal nicht Alonso, sondern Massa ist, der für Ferrari weiter vorn startet, macht für Button keinen großen Unterschied. "Nun ja, wenn wir beide von Platz eins und Platz zwei losfahren, dann steht natürlich jemand direkt hinter uns auf Platz drei. Irgendeiner muss ja schließlich Dritter sein", merkt der McLaren-Pilot an, fügt dann aber hinzu: "Es ist sicher toll für Felipe. Er hat ein schwieriges Jahr. Für ihn persönlich ist es sicher wichtig, auf der Ferrari-Heimstrecke ein gutes Ergebnis zu erzielen." Teamkollege und Polesetter Hamilton stimmt zu: "Ich freue mich sehr für Felipe. Er hatte eine schwierige Zeit. Er ist ein großartiger Fahrer und ein guter Kerl. Es ist schön, ihn eine solche Leistung erbringen zu sehen."
Ferrari und Red Bull auf der McLaren-Rechnung
"Ferrari sieht an diesem Wochenende sehr stark aus", ist es auch McLaren-Technikchef Paddy Lowe nicht entgangen. "Anhand von Q1 und Q2 wäre es für uns wohl sehr schwierig geworden, Fernando in Q3 zu schlagen", glaubt er und zieht seine eigenen Rückschlüsse daraus: "Wenn man bedenkt, dass Ferrari zu Saisonbeginn deutlich hinter uns lag, wird klar, dass sie ihr Auto im Verlauf des Jahres stärker verbessert haben als wir unseres."

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Felipe Massa jagt McLaren von Beginn an - Fernando Alonso startet mit Rückstand Zoom
"Wir sind aber überzeugt, dass auch wir an diesem Wochenende ein starkes Auto haben. Auch die Reifen haben wir unter Kontrolle", versichert Lowe. Eine genaue Vorhersage, wie das Rennen morgen ausgeht, könne aber auch der Technikchef nicht abgeben. Button teilt Lowes Ansicht, dass Ferrari am Sonntag zu einer Gefahr werden könnte, vor allem im Hinblick auf Samstagspechvogel Alonso: "Keine Ahnung, auf welcher Position Fernando einlaufen wird. Wir haben genug damit zu tun, herauszufinden, wo wir landen werden. Sein Auto ist schnell und er leistet klasse Arbeit. Im Rennen sollten sie gut dabei sein. Man kann auch von weiter hinten noch vorn mitmischen."
Neben Ferrari hat der Belgien-Sieger auch Red Bull und da insbesondere Sebastian Vettel auf der Rechnung. Der amtierende Weltmeister startet als Fünfter aus Reihe drei. "Sebastian muss man auch im Auge behalten. In Spa-Francorchamps ging er von Platz zehn ins Rennen, hatte einen schlechten Start und kam nur 14 Sekunden hinter mir über die Linie", so Button. "Er hatte im Rennen eine wirklich gute Geschwindigkeit." Im Vergleich zum Vorjahr erkennt der McLaren-Pilot beim Weltmeisterteam Red Bull einen entscheidenden Unterschied: "Dass sie im Qualifying nicht stark sind, ist ungewöhnlich. Das war in der Vergangenheit ihre große Stärke. Im Rennen waren sie in diesem Jahr aber topp. Ich denke daher, sie werden an diesem Wochenende gegen uns kämpfen."
Vorjahressieger Vettel stapelt tief

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Für Sebastian Vettel wäre ein dritter Monza-Sieg eine Überraschung Zoom
Vorjahressieger Vettel selbst geht nicht davon aus, dass er am Sonntag gegen McLaren und Ferrari etwas ausrichten kann. "Ich erwarte ein schwieriges Rennen. In puncto Strategie wird es keine großen Unterschiede geben", deutet der Red-Bull-Pilot auf eine Ein-Stopp-Strategie an der Spitze des Feldes hin und sagt: "Das macht es schwierig, etwas auszurichten. Vom Tempo her sollten wir dabei sein, aber wir können anhand der Erkenntnisse an diesem Wochenende nicht davon ausgehen, mit McLaren und Ferrari mithalten zu können. Sollte es uns doch gelingen, wäre das eine willkommene Überraschung."
Lotus-Speerspitze Kimi Räikkönen geht nur von Platz sieben ins Rennen. Dennoch könnte der "Iceman" anhand seiner Performance auf den Longruns ein Wörtchen mitreden. "Es ist kein Geheimnis, dass das nicht gerade der beste aller Starplätze ist", meint der Finne gegenüber 'Formula1.com' und fügt hinzu: "Es ist aber nun einmal die Position, auf der wir uns nach zwei Tagen hier eingefunden haben. Jetzt kommt es darauf an, einen guten Start zu erwischen und heil durch die erste Schikane zu kommen. Gelingt uns das, dann können wir morgen mit Sicherheit ums Podium kämpfen."
Wie auch immer der Grand Prix von Italien 2012 ausgeht, für McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh steht fest: "Wir haben eine unheimlich starke Startaufstellung mit vielen Weltmeistern. Diese Saison hat das Zeug, ein echter Formel-1-Klassiker zu werden. Jedes einzelne Rennen ist unglaublich hart."

