• 23.06.2017 23:30

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Von wegen Totalschaden: Crashkid Stroll beeindruckt in Baku

Überraschung durch den Williams-Teenie, der sich nur einen Verbremser leistete und so tadellos unterwegs war wie kaum ein anderer Pilot - Massa unter Wert geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Zynisch gesprochen war es aus Williams-Sicht die Meldung des Tages, dass Lance Stroll sein Auto nach dem Freien Training zum Aserbaidschan-Grand-Prix nicht mit einem Totalschaden ablieferte. Vielmehr beeindruckte der junge Kanadier aber mit seiner Vorstellung auf der schwierigen Strecke in Baku, auf der er am Freitag zum ersten Mal unterwegs war: Platz sechs, deutlich vor Teamkollege Felipe Massa (12.), löste bei ihm dennoch keine Jubelstürme aus: "Es lief nicht allzu schlecht."

Titel-Bild zur News: Lance Stroll

Ließ den Williams überraschend an einem Stück: Lance Stroll Zoom

Als einer der wenigen Piloten leistete sich Stroll keinen einzigen Ausritt. Nur ein kleiner Verbremser auf seinem Longrun am Nachmittag war zu verzeichnen. "Es hat Spaß gemacht", freut er sich über seinen zweiten guten Auftritt nach den ersten WM-Punkten der Karriere in Kanada vor zwei Wochen. "Das Auto funktionierte gut und wir hatten keine Probleme zu beklagen. Die Balance war prima." Technikchef Paddy Lowe lobt den viel kritisierten Rookie dafür, "gut gefahren" zu sein.

Es sei wichtig für ihn gewesen, auf einer Strecke, auf der man mit jeder Runde an Selbstvertrauen gewinnt, sofort klarzukommen. Jedoch läge ihm Baku wegen der Möglichkeiten, die Pneus auf Temperatur zu bringen, so Stroll: "Es ist hier wichtig, den Vorderreifen vorzubereiten. Die Out-Lap ist lang. Es bleibt genügend Zeit, die Reifen aufzuwärmen. Ich mag den Rhythmus der Strecke."

Dennoch könnte "alles etwas besser sein", findet Stroll und will sich weder auf eine konkrete Zielvorgabe für das Qualifying am Samstag noch für das Rennen am Sonntag festlegen. Dabei scheinen die nächsten Zähler machbar, zumal das Rennwochenende bei seinem Durchbruch in Montreal viel zäher angelaufen war: "Da habe ich bis zum Rennen gebraucht, um den Dreh rauszubekommen."

Massa möchte bei der Vergabe der Punkte ein Wörtchen mitsprechen: "Meine Platzierung entsprach nicht dem, was drin gewesen wäre, weil ich viel Verkehr hatte, als meine Reifen neu waren." Auch gelbe Flaggen hätten ihm regelmäßig dazwischengefunkt, klagt der Brasilianer. Hinzu kam, dass er für Williams einige Tests durchführen musste, was der Rundenzeit nicht zuträglich gewesen ist. Zufrieden ist er dagegen mit seiner Abstimmung, die mehr Abtrieb vorsieht als noch 2015.

Im Gegensatz zu Stroll leistete sich Massa einen Schnitzer - als er Sebastian Vettel im Ferrari nach einem Verbremser in den Notausgang folgte. "Ich bin froh über die Fehler, die ich gemacht habe. Es war nur einer", sagt Massa über die Szene und räumt ein, nicht von seinem Vordermann abgelenkt gewesen zu sein: "Meine Reifen haben blockiert. Ich dachte, ich fahre ein bisschen geradeaus statt einzulenken, weil ich dann vielleicht in die Leitplanke gerauscht wäre." Das größere Problem war, dass er anschließend Vettel im Notausgang zuparkte und erst nach einer Weile vom Fleck kam: "Ich habe ewig gebraucht, um den Rückwärtsgang zu finden. Ich habe den Knopf 15-mal gedrückt."