• 27.10.2006 17:03

  • von Marco Helgert

Visos schweres Formel-1-Debüt

Da es bei den Debütvorbereitungen in Silverstone regnete, musste der Venezolaner fast alles erst an der Strecke in São Paulo lernen

(Motorsport-Total.com) - Für Ernesto Viso hätte es keinen besseren Ort für sein Formel-1-Debüt geben können als São Paulo. Da seine Heimat Venezuela kein Formel-1-Rennen hat - und wohl so schnell auch keines bekommen wird -, war der Brasilien-Grand-Prix am besten geeignet, den ersten Auftritt im Rahmen der Formel 1 für den Südamerikaner zu ermöglichen.

Titel-Bild zur News: Ernesto Viso

Ernesto Viso waren seine "Jugensfotos" dann doch ein wenig peinlich

Zuvor aber geisterte ein interessantes Foto durch das Fahrerlager. Das Motiv war eher unspektakulär: Ein kleiner Junge holt sich von Michael Schumacher ein Autogramm. 1996 wurde dieses Bild in São Paulo aufgenommen und zehn Jahre später saß der nicht mehr ganz so kleine Ernesto Viso selbst in einem Formel-1-Auto - wenn auch nur am Freitag.#w1#

Doch der Einstieg in die Formel 1 begann für den Venezolaner reichlich mühsam. In Silverstone, als er die ersten Gehversuche unternahm, schüttete es wie aus Kübeln. Vieles musste er also in São Paulo lernen. "Wir fuhren damals 15 Runden auf dem kleinen Kurs, aber ich rollte nur herum, denn überall lauerte Aquaplaning", erklärte er. "Immerhin konnte ich die Funktionen des Lenkrads lernen, aber ich fuhr nicht einmal auf der Geraden Vollgas."

In São Paulo lief es dann erheblich besser. 13. war er im 1. Freien Training, am Nachmittag 20. - dabei hatte er allerdings nicht die Chance, mit neuen Reifen und wenig Benzin auf die Strecke zu gehen. "Es war einfach toll und eine riesige Herausforderung, denn ich kannte die Strecke nicht und bin das Auto noch nie in trockenen Bedingungen gefahren", so Viso.

"Für mich war einfach alles neu. Als ich hier ankam, war es wie am ersten Schultag", fuhr er fort. "Ich musste alles in der ersten Stunde lernen, um für die zweite bereit zu sein. Am Nachmittag schlug ich mich gut und freute mich auf eine ordentliche Rundenzeit. Wir rüsteten auf ein Qualifyingsetup um, montierten weiche Reifen und gaben die maximale Drehzahl frei, aber wir hatten ein Problem mit dem Motor."

Dass er einige Dreher vollführte, wollte er sich aber nicht als Fehler zuschreiben lassen. "Die Jungs machten einige Anpassungen. Ich ging dann genau dort auf das Gas, wo ich es immer gemacht habe. Das konnte die Traktionskontrolle aber nicht mehr regeln und ich verlor die Kontrolle über das Auto. Aber das war nicht tragisch."

Tragischer waren die Fotos, die sein Onkel mit an die Strecke brachte. "Ich sagte ihm, er solle sie keinem zeigen", erklärte er. "Ich war nur 1996 hier, es ist ja ein langer Flug aus meiner Heimat. Ich war ein großer Fan von Michael, ich denke, er ist ein großartiger Fahrer. Heute bin ich etwas größer (wie auf dem Foto; Anm. d. Red.), aber auch nicht viel..."