• 09.10.2008 10:53

Video-Feature: Alle reden vom Wetter

Bei der Vorbereitung auf einen Grand Prix spielt auch das Wetter eine wichtige Rolle - ein Blick hinter die Kulissen

(Motorsport-Total.com) - Um vor unangenehmen Überraschungen sicher zu sein, investieren die Teams viel Zeit und Geld in Wettervorhersagen (siehe Video). Auf verlässliche Prognosen sind sie vor allem auf einer so wetterunsicheren Rennstrecke wie Fuji angewiesen, wo vor einem Jahr beim Großen Preis von Japan ein wahres Regenchaos herrschte. "Wenn wir rechtzeitig wissen, was uns erwartet", so Beat Zehnder, Teammanager des T-Systems-Partners BMW Sauber F1 Team, "dann können wir auch darauf reagieren."

Titel-Bild zur News:

Info-Grafik: So behält die Formel 1 das Wetter im Auge

Die Wetterfrösche der Formel 1 kommen aus Frankreich. Im Auftrag der Teams beobachten die Experten von 'Météo France' die lokale Wettersituation rund um die Rennstrecken. Die gesammelten Daten werden mit Hilfe von Hochleistungsrechnern analysiert, aufbereitet und den Teams über hoch performante Datenleitungen zugespielt.#w1#

Wie komplex sowohl die Rechenprozesse als auch die sichere und vor allem zeitnahe Datenübertragungen sind, das weiß auch der T-Systems ICT-Professional und diplomierte Meteorologe Günter Meschkat: "Die exakte räumliche Eingrenzung der Wettervorhersage, sowie die Dichte der gemessenen Daten fordert den Hochleistungsrechnern eine außergewöhnliche Arbeitsleistung ab. Dazu kommt die Herausforderung der schnellstmöglichen Informationsweiterleitung an die Teams."

Lewis Hamilton vor Fernando Alonso

Vergangenes Jahr goss es in Fuji wie aus Kübeln Zoom

Die Ergebnisse dieser Kalkulationen lassen sich sehen. Bereits zwei Wochen vor jedem Grand Prix liefert der Wetterdienst erste Langzeitvorhersagen, fünf Tage vor Rennbeginn liegt deren Trefferquote laut Beat Zehnder schon bei 90 Prozent.

Am Grand-Prix-Wochenende sind drei Meteorologen mit einem Wetterradar an der Rennstrecke im Einsatz und schicken alle 30 Minuten, bei Wetteränderungen auch in kürzeren Abständen, die neuesten Wetterdaten an die Computer der Teams. Im einzelnen sind das Lufttemperatur, Streckentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Windrichtung, Windgeschwindigkeit und Regenwahrscheinlichkeit.

Das Radarbild wird alle fünf Minuten aktualisiert. Dieser Aufwand erhöht die Treffsicherheit enorm: Die permanente Versorgung mit aktuellen Wetterdaten ermöglicht es den Teams bis auf die Minute genau vorauszusagen, in welcher Kurve es zuerst regnen wird.

Das Zauberwort dieser aktuellen Datenliefungen lautet ICT. Große Datenmengen werden damit in kürzester Zeit den Teams online zur Verfügung gestellt.

Nick Heidfeld

Nick Heidfeld 2007 beim Großen Preis von Japan Zoom

Seit an den Autos von Samstag auf Sonntag nichts mehr verändert werden darf, sind aktuellste Wettervorhersagen und schnellstmögliche Datenzustellung von noch größerer Bedeutung "Wir müssen uns praktisch schon am Freitag entscheiden, welches Setup wir im Rennen fahren", sagt BMW Sauber F1 Team-Pilot Nick Heidfeld, "und dazu müssen wir natürlich wissen, wie das Wetter sein wird."

Regnet es, verschlechtert sich nicht nur die Sicht für die Fahrer, vor allem auf Strecken mit langen Geraden und entsprechendem Topspeed. Auch das Fahrverhalten des Autos ändert sich gravierend. Auf der Ideallinie, die wegen des Gummiabriebs im Trockenen noch richtig griffig war, finden die Reifen auf nasser Fahrbahn plötzlich keinen Halt mehr.

Auch die Temperaturen liefern den Strategen der Teams wichtige Anhaltspunkte. Sie haben Einfluss auf die Reifen, aber auch auf die Kühlung des Motors und der Bremsen. Um sich darauf einstellen zu können, benötigen die Teams verlässliche Prognosen.

Bei unsicheren Wetterlagen kommt neben der Kommunikation zwischen Team und Fahrer insbesondere der Übertragung von Fahrzeugdaten und Rundenzeiten eine besondere Bedeutung zu.

So verwendet Nick Heidfeld im Cockpit viel Aufmerksamkeit darauf, die Wolken zu beobachten und sogar die Fahnen neben der Strecke. "Auch das Auto, das vor mir fährt, kann mir Aufschluss darüber geben, wie sich das Wetter und die Streckenbedingungen verändern."

Seine Eindrücke gibt er über Funk an die Box weiter. Im Gegenzug erhält er von seinem Team wichtige Informationen, sollte einer der vier Wetterkanäle im Kommandostand Neuigkeiten aufzeigen. Wenn es die Verhältnisse erfordern, kann Nick Heidfeld dann seinen Fahrstil den neuen Bedingungen anpassen. Mit einem Drehknopf am Lenkrad hat er die Möglichkeit, gewisse Setup-Parameter zu korrigieren.

Der schnelle und verlässliche Datenaustausch zwischen Meteorologen, Team und Fahrer ist ein maßgeblicher Bestandteil für den Erfolg auf der Rennstrecke. Nick Heidfeld: "Je mehr Informationen man hat, umso besser kommt man mit der neuen Situation zurecht."

Erfahrungsgemäß ist dies beim Grand Prix in Fuji besonders wichtig, denn dort gewinnt derjenige, der sich den wechselnden Wetterbedingungen am besten anpasst.