• 21.07.2012 18:35

Vettel: "Wir greifen an"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel will sich nicht mit dem zweiten Platz zufrieden geben und kündigt Ferrari-Pilot Fernando Alonso einen heißen Tanz an

(Motorsport-Total.com) - 0,405 Sekunden trennten Sebastian Vettel im Qualifying zum Großen Preis von Deutschland von der Pole-Position bei seinem Heimrennen. Fernando Alonso (Ferrari) war im Regen aber schneller als der deutsche Lokalmatador und schlug ihm zumindest am Samstag ein Schnippchen. Vettel wirft die Flinte jedoch nicht ins Korn und zeigt sich in der Pressekonferenz von Hockenheim betont kampfeslustig. Der aktuelle Weltmeister ist hochmotiviert - und möchte endlich einmal vor seinen Fans gewinnen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel war am Samstag "nur" Zweiter, will am Sonntag aber siegen

Frage: "Sebastian, im Juli hast du bisher noch nie gewonnen. Doch sieht dieser Monat jetzt nicht schon viel besser aus für dich?"
Sebastian Vettel: "Ich denke, so schlecht kann es gar nicht sein. Ich wurde ja schließlich im Juli geboren, daher ... Ich sagte es schon am Donnerstag und seither hat sich nichts verändert. Ich denke, es war eine interessante Session. Wie Fernando schon sagte: Die Dinge können sich ganz anders entwickeln, als du es erwartest."

"Ich war nicht vollkommen zufrieden mit meiner Runde, als die Bedingungen am besten waren. Möglicherweise war die Strategie von Fernando am Ende etwas schneller. Ich denke aber, dass ich auch so ein bisschen hätte schneller sein können. Ob es gereicht hätte, werden wir nie erfahren. Schauen wir einmal, was wir am Sonntag erreichen können."

Frage: "Mark Webber schien sich über andere Autos zu ärgern. War das bei euch allen der Fall?"
Vettel: "Was meinst du damit, dass er sich über andere Autos ärgerte?"

"Ich vermute, er hat mich einfach nicht gesehen." Sebastian Vettel

Frage: "Nun, da war wohl jemand direkt vor ihm ..."
Vettel: "Das Ding ist halt: Wenn du bei solchen Bedingungen etwas zu dicht hinter einem anderen Auto herfährst, dann kannst du gar nichts sehen. Ich holte auf Mark auf, doch in den Spiegeln siehst du nichts. Ich vermute, er hat mich einfach nicht gesehen."

"Ich glaube nicht, dass er mich aufhalten wollte. Dadurch verlor ich aber zwei Runden. Doch wie ich schon sagte: Meine schnellste Runde war die letzte. Wenn du halt hinter jemandem liegst und vielleicht noch drei, vier, fünf Sekunden Luft auf ihn hast, dann siehst du auf der Geraden nichts, weil da so viel Gischt ist."

"Du kannst die Bäche nicht sehen und auf einmal stehst du quer. Das Auto fährt im siebten Gang, du bist 280 km/h schnell - und dann kommt das schon überraschend. Es ist am Limit, doch auch in diesen Bedingungen musst du dein Bestes geben. Alle anderen machen Druck. Du hast keine Wahl."

Frage: "Wird es da noch Diskussionen im Team geben, eben wegen dieser Situation mit Mark Webber?"
Vettel: "Nein. Ich habe ihn schon darauf angesprochen. Er meint, er hat mich nicht gesehen. Ich denke, unter diesen Bedingungen ist es auch schwierig. Da wird viel Wasser aufgeworfen. Im Rückspiegel sieht man so gut wie gar nichts. Das kann schon mal vorkommen."

Über das Fahren nach Gehör ...

Frage: "Kannst du beschreiben, wie es ist, wenn man beim Fahren gar nichts sieht? Wie fährt man da? Nach Gehör oder nach Geruch? Wie ist das möglich?"
Vettel: "Natürlich siehst du schon ein bisschen. Es ist nicht das Gleiche, wie wenn du deine Augen zumachst. Versteht mich jetzt nicht falsch, aber was du nicht sehen kannst, ist, wie die Strecke verläuft."

"Du kennst natürlich das Layout und brauchst keine Karte, um herauszufinden, wo du gerade bist. Du siehst aber halt nur das kleine Bisschen vor deinem Auto. Überall gibt es Bäche und es gibt wahrscheinlich nur zwei Fahrspuren. Eine am linken Rand, eine am rechten Rand. Wenn du dich darin bewegst, dann solltest du gut durchkommen."

"Sobald du dich aber etwas links oder etwas rechts davon aufhältst, bekommst du Schwierigkeiten. Wenn das Auto in Aquaplaning gerät, bist du eh nur noch ein Passagier. Da gibt es nicht viel, was du machen kannst. Steigst du auf die Bremse, wird die Gischt geringer. Je näher du aber einem anderen Auto gelangst, umso schlimmer wird es."

"Das ist nicht gerade das schönste Gefühl, aber so ist es halt." Sebastian Vettel

"Es ist immer schlimmer, selbst wenn du im Abstand von vier, fünf Sekunden auf einer Gerade folgst. Wenn du der Erste auf der Strecke bist und kein Auto vor dir hast, ist es kein großes Problem. Du musst dann aber trotzdem noch um die Pfützen und Bäche herumfahren. Zumindest siehst du dann aber, wohin du fährst. Das ist nicht gerade das schönste Gefühl, aber so ist es halt."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Deutschland


Frage: "Was denkst du über dein Auto im Trockenen? Am Sonntag soll es ja trocken sein ..."
Vettel: "Ich denke, es wird trocken sein. Ich bin natürlich hier in der Gegend aufgewachsen. Ich bin aber überrascht, dass das Wetter so schlecht ist. Der Juli ist hier normalerweise ein Monat, in dem wir schönes Wetter haben."

"Ja, ich hoffe auf ein gutes Rennen und freue mich darauf. Ich denke, das Auto ist nicht schlecht, wenn wir es in das richtige Arbeitsfenster bringen. Wir müssen daher erst einmal schauen, was wir am Vormittag und im Qualifying hingekriegt haben. Die Bedingungen haben sich bisher so sehr verändert, dass man nie eine Konstanz finden konnte. Es war unmöglich, Vergleichstests zu absolvieren."

"Ich glaube aber: Das Tempo ist vorhanden. Wir müssen einfach nur herausfinden, wie das Auto am besten funktioniert. Jetzt können wir natürlich nichts mehr verändern. Meiner Meinung nach sind die Veränderungen, die wir bereits umgesetzt haben, aber ein Schritt in die richtige Richtung - vor allem im Trockenen."

Ob Regen oder Sonnenschein: Red Bull ist stark

Frage: "Was bedeuten die sich verändernden Wetterbedingungen für dich und das Team? Am Sonntag rechnet man mit Sonnenschein ..."
Vettel: "Nun, ich denke, wir hatten an diesem Wochenende schon ein paar Runden im Trockenen. Der Rennstart wird aber sicher für alle von uns eine schwierige Nummer. Niemand von uns ist bisher mit großer Benzinlast gefahren."

"Ich glaube, McLaren hat das am Vormittag ausprobiert, aber Ferrari nicht, meine ich. Schauen wir einmal. Es sollte kein großes Problem sein. Wir kennen die Strecke ziemlich gut. Hoffentlich finden wir den Bremspunkt - nicht notwendigerweise für die erste Kurve, aber für die zweite Kurve und für die Haarnadel. Und dann muss du einfach in einen Rhythmus kommen."

Frage: "Drei Deutsche sind vorn mit dabei, doch allesamt hinter Fernando Alonso. Ist er überhaupt zu schlagen? Er scheint aktuell in sehr guter Form zu sein ..."
Vettel: "Ja, ich glaube schon. Deshalb gehen wir am Sonntag an den Start. Wenn wir nicht davon überzeugt wären, könnten wir ja gleich zuhause bleiben."

"Das Setup war im Qualifying noch nicht bei einhundert Prozent." Sebastian Vettel

Frage: "Was braucht man hier in Hockenheim für den Sieg?"
Vettel: "Ich denke, wir müssen noch ein bisschen an uns arbeiten. Das Setup war im Qualifying noch nicht bei einhundert Prozent."

"Deshalb müssen wir schauen, ob wir da noch etwas feintunen können. Ich muss zusehen, dass ich das Auto richtig fahre. Die Augen sind auf jeden Fall nach vorn gerichtet. Hinten habe ich ja keine Öffnung im Helm, also schaue ich nach vorn. Wir greifen an und warten ab, was geht."

Frage: "Warum hattest du eigentlich plötzlich wieder den Helm aus Silverstone im Einsatz?"
Vettel: "Leider habe ich keinen Ersatzhelm in der gleichen Farbe. Der neue Helm war ja gedacht für Deutschland. Als es anfing, zu regnen, musste ich meinen Ersatzhelm rausholen. Und das war nun einmal der vom vergangenen Rennen."

Frage: "Fährst du am Sonntag dann wieder mit dem Helm für Hockenheim?"
Vettel: "Richtig."