• 05.10.2013 10:52

Vettel: "Schnell genug - Gott sei Dank"

Südkorea-Polemann Sebastian Vettel über die perfekte erste Runde in Q3, die Stärke der Gegner im Rennen und den drohenden Regen am Sonntag

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat sich im Qualifying zum Großen Preis von Südkorea am Samstag die perfekte Ausgangsposition für den Sonntag gesichert. Der Red-Bull-Pilot fuhr zur dritten Pole-Position in Serie, seiner sechsten in der laufenden Formel-1-Saison. Entsprechend zufrieden zeigte sich der amtierende Weltmeister nach der Zeitenjagd in Yeongam. Die Laune war bestens, die Erwartungen für den Renntag hoch - wenngleich Vettel heftige Gegenwehr von Mercedes erwartet.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel erreichte in Südkorea seine sechste Pole des Jahres Zoom

Frage: "Sebastian, du hattest heute mehr zu kämpfen, oder?"
Vettel: "Ja, es war ziemlich eng - wie man sehen konnte. Mein erster Versuch in Q3 war richtig gut. Mir war klar, dass es mir kaum möglich sein würde, diese Zeit im zweiten Versuch noch zu unterbieten. Ich habe es nochmal versucht, bin aber in der Aufwärmrunde auf Kimi Räikkönen aufgelaufen. Ich war zu nahe dran. Leider blieb nicht die Zeit, um mich weiter zurückfallen zu lassen. Glücklicherweise war aber meine erste Runde schnell genug. Ich habe alle Kurven perfekt hinbekommen. Einzige Ausnahme: in Kurve zehn habe ich den Scheitelpunkt knapp verpasst. Da habe ich vielleicht ein halbes Zehntel verloren."

"Mercedes war stark wie erwartet. Die sind im mittleren Sektor richtig gut. Es ist ein enger Kampf. Ein bisschen überraschend ist, dass wir im ersten Sektor in diesem Jahr so stark sind, denn dort geht es fast nur geradeaus. Unser Auto scheint in den einzigen beiden Kurven gut und auf den Geraden schnell zu sein. So etwas hilft natürlich auch im Rennen. In diesem Sektor kann man Zeit gewinnen. Sieht so aus, als hätten wir die passende Abstimmung gefunden."

"Wir haben unser Auto zum Samstag verbessern können. Nach dem zweiten Training am Freitag war ich nicht richtig zufrieden. So gesehen können wir nun natürlich mit dem, was wir heute erreicht haben, äußerst zufrieden sein. Deswegen habe ich mich nach dem Qualifying so sehr gefreut."

Erneute Flucht nach vorn?

Frage: "Nach den starken Leistungen in den vergangenen Rennen: Wäre alles andere als die Pole heute eine Enttäuschung gewesen?"
Vettel: "Ich glaube nicht. Wenn meine Runde in Q3 so 'normal' gewesen wäre wie die im zweiten Abschnitt, dann wäre es eng geworden. Aber so habe ich alles in eine Runde packen können. Gott sei Dank war das genug."

Frage: "Es wurde nach Ende von Q3 viel geredet im Parc Ferme..."
Vettel: "Ja, wir haben einfach über die Runden gesprochen. Eine Runde hier in Südkorea ist ziemlich schwierig. Es geht mit vielen Geraden los, die einen fast aus dem Rhythmus bringen. Danach folgen die kurvigen Abschnitte. Es ist schwierig, eine saubere Runde hinzubekommen. In den letzten Kurven kann man schnell mal einen Fehler machen, da geht es von einem Eck ins nächste. Mark und ich hatten unsere zweiten Versuche früh abgebrochen und waren die ersten Fahrer im Parc Ferme. Da war eben Zeit für ein Gespräch."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Südkorea


Frage: "Das Besondere ist, dass hier zwei DRS-Zonen direkt hintereinander folgen. Ist das eine Sorge für dich am Sonntag?"
Vettel: "Ganz ehrlich: Es hängt von den morgigen Bedingungen ab, vornehmlich vom Wind. Vor zwei Jahren gab es hier mal heftigen Gegenwind. Die Gerade zwischen den Kurven zwei und drei ist enorm lang. Es gibt schon etwas Flexibilität, dass hier die beiden DRS-Zonen und die beiden Geraden so dicht hintereinander folgen. Man kann sich in eine Kurve hinein verteidigen, hat aber dann eventuell das Problem, dass man eine Position auf der folgenden Gerade verlieren könnte. Oder wenn man einen Platz gewonnen hat, kann man den sofort wieder verlieren. Das gilt für die Kurve eins und für Kurve drei."

"Es wäre schön, wenn ich wieder die Flucht nach vorn antreten könnte. Aber das wird hier nicht einfach. Der Weg zur ersten Kurve ist kurz, danach zwischen den Haarnadeln ist es immer lang geradeaus. Es ist knifflig, es richtig hinzubekommen. Es ist nicht klar, aus welcher Position heraus man am besten in die erste Ecke lenken sollte. Man kann da im Kopf vieles durchspielen. Schauen wir mal morgen. Ich möchte auf jeden Fall bestmöglich starten."

Ausfälle sind im Hinterkopf

Frage: "Wie zufrieden bist du mit deinem Auto in den schnellen Kurven?"
Vettel: "Sehr zufrieden. Gestern war ich nicht so glücklich, aber uns ist zum Samstag ein guter Schritt gelungen. Wir waren am Freitag wohl etwas zu hart unterwegs. Es ist nun etwas weicher, lässt sich runder fahren. Wir haben die Veränderungen der Strecke bestens antizipiert, was immer besonders wichtig ist. Die Strecke hat im Qualifying immer mehr Grip aufgebaut und wir wurden immer schneller. Für morgen ist alles drin."

Sebastian Vettel

Weicher abgestimmt: Der Red Bull RB9 präsentierte sich am Samstag verbessert Zoom

Frage: "Glaubst du, dass Mercedes im Rennen noch näher dran sein wird?"
Vettel: "Das Tempo auf deren Longruns am Freitag war sehr gut. Da waren wir ungefähr auf gleichem Niveau. Es ist schwierig zu sagen, wer da zehn oder 20 Kilogramm mehr an Bord hatte. Es wird eng und mit den langen Geraden kann man überholen. Lassen wir uns überraschen. Wir haben auch gesehen, dass Ferrari im Vergleich zum Qualifying am Sonntag im Rennen erheblich stärker ist. Ausruhen dürfen wir uns nicht. Das wäre die falsche Herangehensweise."

Frage: "Niki Lauda hat gesagt, dass nur ein Fahrfehler oder ein Fehlerteufel dich vom nächsten Sieg abhalten kann. Wie oft horchst du im Rennen in dein Auto hinein?"
Vettel: "Die Ausfallstatistik zeigt derzeit bei uns ein eins zu eins. Bislang hatten wir zwei Ausfälle im Team. Ich hatte ein Problem in Silverstone, Mark ist am Ende des Singapur-Grand-Prix liegen geblieben. So etwas hat man immer im Hinterkopf. Aktiv denkt man nicht daran, aber man weiß, dass es passieren kann. Wir haben in den vergangenen Rennen gesehen, dass unser Auto vielleicht ein wenig anfälliger war. Deshalb müssen wir schauen, dass wir durchkommen."

Wetter ist Vettel egal

Frage: "Für morgen ist möglicher Regen vorhergesagt. Wäre dir ein Rennen im Trockenen lieber?"
Vettel: "Ist mir eigentlich egal. Wenn es Regen gibt, dann ist das kein Desaster - immerhin haben wir Regenreifen bei uns in der Garage. Der Wind ist schon eher ein Thema. Als ich am Mittwoch hier ankam, war es sehr windig. Seither ist der Wind etwas abgeflaut. Der Taifun hat die Richtung geändert. Es wird morgen schon okay sein - egal, ob es nun nass oder trocken ist. Ob der Taifun uns Regen bringt, ist nicht sicher. Mir ist es egal. Wichtig ist, dass wir heute unseren Job gut gemacht haben. Ich freue mich auf das Rennen."

Frage: "Habt ihr beim Setup im Hinblick auf möglichen Regen einen Kompromiss gewählt?"
Vettel: "(denkt lange nach) Nein."

Frage: "Sehen wir das beste Red Bull und den besten Vettel aller Zeiten?"
Vettel: "Wir haben in den vergangenen Jahren die Latte selbst schon recht hoch gelegt. Aber, ganz ehrlich: Ich denke da nicht darüber nach. Ich denke, es ist nicht gesund, so viel über sich selbst nachzudenken. Ich mache meinen Job, habe Spaß dabei und genieße den Moment. Ich versuche immer alles zu geben und optimale Leistungen zu zeigen. Mal klappt das, mal auch nicht. Jeder macht Fehler. Manchmal fallen diese Fehler ins Gewicht, manchmal auch nicht."