• 27.07.2013 19:33

Vettel optimistisch und heiß auf "sechsbeinigen Hund"

Sebastian Vettel zeigt sich nach Startplatz zwei in Budapest zuversichtlich, wenngleich er für die erwartete Hitzeschlacht keine Prognose abgeben möchte

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Ungarn startet Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel beim morgigen Rennen hinter Lewis Hamilton von Platz zwei. Nach der heutigen Qualifikation zeigt sich der Heppenheimer optimistisch, wenngleich er unter anderem aufgrund der erwarteten Hitze keine Prognose wagen möchte. "Heiß" ersehnt der 26-Jährige lediglich seinen ersten Sieg auf dem Hungaroring, wenngleich er die Trophäre aus den früheren Jahren ästhetischer fand.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist zuversichtlich nach Startplatz zwei und möchte eine Trophäe Zoom

Frage: "Wo war Lewis Hamilton heute den Tick besser?"
Sebastian Vettel: "Gute Frage. Viel hat nicht gefehlt. Beide meine Runden zum Schluss waren okay, ich war eigentlich ziemlich glücklich. Ich habe so ein bisschen hier und da verloren. Deswegen denke ich, dass die Pole drin gewesen wäre. Aber hätte, wenn und aber: Ich denke, dass der Lewis vielleicht das Gleiche zu seiner Runde sagen könnte."

"Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen. Alles in allem hat man gesehen, dass die Mercedes immer noch flink im Qualifying und eine harte Nuss zu knacken sind. Wir werden es weiter probieren. Für morgen, denke ich, sieht es aber trotzdem gut aus. Das Auto funktioniert gut, ich war heute Morgen und auch gestern mit unserem Longrun zufrieden. Ich denke, dass wir für das Rennen gut gewappnet sein sollten."

Frage: "Es war ziemlich knapp zwischen Lewis und Ihnen. Warum ist immer noch kein Kraut gegen die Mercedes' im Qualifying gewachsen?"
Vettel: "Es ist auf jeden Fall eine harte Nuss zu knacken, wir werden es weiter probieren, viel hat nicht gefehlt. Ich denke, die Pole war heute drin, aber letzten Endes hat der Lewis heute den besseren Job gemacht. Gott sei dank gibt es heute keine Punkte, sondern erst morgen und darauf konzentrieren wir uns jetzt."

"Ich war mit beiden Runden sehr zufrieden. Beim zweiten Versuch habe ich vielleicht ein bisschen im Mittelsektor verloren, der sehr kurvenreich ist. Vielleicht war ich da nicht aggressiv genug. Es wäre aber blöd, hier zu sitzen und zu sagen 'Wir hätten das oder jenes besser machen müssen'. Unterm Strich bin ich mit meiner Runde ziemlich happy, es war aber einfach nicht schnell genug. Mercedes hat eine sehr starke Pace im Qualifying, Lewis hat heute denke ich, wenn man sich Nicos Position anguckt, einen außerordentlich guten Job gemacht. Man muss also fair sein und das respektieren."

Keine Probleme an Vettels Auto

Frage: "Sie sagten, dass Sie nicht aggressiv genug im Mittelsektor waren. War es deshalb, weil Sie sich der Pole sicher waren und deshalb keine unnötigen Risiken eingehen wollten?"
Vettel: "Nein, mit Sicherheit nicht. Am Ende war das kein Urlaub. Ich habe da ein bisschen Zeit verloren und hätte ein bisschen aggressiver sein sollen. Das bedeutet nicht, dass ich nicht gepusht habe, aber vielleicht hätte ich ein bisschen härter pushen sollen, um mehr Zeit zu gewinnen. Ich denke dass Lewis' Zeit in unserem Auto war."

Frage: "Hamilton war ziemlich erstaunt, dass er die Pole hat. Hat Sie das genauso erstaunt?"
Vettel: "Ich sage mal so: Ich wusste, dass es eng wird und dass es die Mercedes zu schlagen gilt. Es ist ein bisschen schade, dass es nicht ganz gereicht hat. Ich denke, die Pole-Position war heute drin. Ich war aber soweit zufrieden mit meiner Runde, deswegen möchte ich jetzt keine Ausreden erfinden, das mag ich nicht. Man muss akzeptieren, dass sie heute einfach schneller waren. Aber das Rennen ist erst morgen."

Frage: "Was bedeutet das Handicap 'schmutzige Seite'?"
Vettel: "Ich glaube nicht, dass es ein großes Problem ist. Auf der anderen Seite ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, ich starte glaube ich auf der inneren Seite. Es ist doch ein relativ langer Weg und vielleicht kriege ich dann vom Lewis einen guten Windschatten bis zur ersten Kurve, was vielleicht auch nicht so verkehrt ist.


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Ungarn, Samstag


"Man kann sich da aber viel ausmalen, letzten Endes kommt es immer anders, als man denkt. Wir werden uns auf jeden Fall auf den Start konzentrieren und hoffentlich schon dort einen Platz gutmachen."

Frage: "Mark Webber hatte heute Probleme mit dem KERS, gab es bei euch auch Sorgen?"
Vettel: "Nein. Er hatte heute Morgen schon Probleme mit dem Getriebe, das Hochschalten ging nicht so schnell wie sonst. Da hat er auch schon Zeit verloren. Das war natürlich schade. Warum dann das KERS ausgefallen ist, weiß ich nicht."

"Er hat es dann ins Q3 geschafft, aber dann war es klar, dass er nicht wirklich einen Schuss hat nach ganz vorne. Soweit ich weiß, kann er sich die Reifen aussuchen. Ich denke, morgen ist viel drin, es ist ein langes Rennen. Mal schauen, was die Strategie macht. Ich glaube, dass für uns beide noch einiges drin ist."

"Micky Maus" in Budapest

Frage: "Für Fernando Alonso geht es in den vergangenen Rennen von der Startposition her stetig aufwärts, heute Startplatz fünf. Wie sehr müssen Sie ihn auf der Rechnung haben?"
Vettel: "Schauen wir mal. Es ist ein langes Rennen, das ist schwer zu sagen. Ferrari war aber ziemlich schnell am Wochenende was eine Runde angeht. Auf dem Longrun ist es immer ein bisschen schwer einzuschätzen, weil man nicht weiß, was die Benzinladung angeht, die man im Freien Training benutzt, und wie schnell sie dann wirklich sind."

"Ich glaube aber man hat gesehen, dass Ferrari schnell im Rennen ist. Wenn man sich die bisherigen Rennen anschaut, hatten sie immer einen ordentlichen Speed im Rennen. Nichts anderes erwarte ich für morgen. Also kann es für ihn da auch nach vorne gehen."

Frage: "Die anderen haben aufgeholt. Werden Sie auch bald überholt werden?"
Vettel: "Es schwer zu sagen, von 'aufholen' zu sprechen. Ich denke, es ist doch eine ziemlich außergewöhnliche Strecke. Mercedes scheint im ersten Sektor sehr stark zu sein, wo es im Vergleich mit den anderen beiden Sektoren ein paar mehr Geraden gibt. Ich glaube, sie haben da eine etwas andere Herangehensweise. Letztendlich ist die Rundenzeit sehr gleich."

"Die Strecke ist aber anders als die Standartstrecken, die man sonst hat und die ein bisschen repräsentativer sind. Hier ist doch ein bisschen Micky Maus, wenn man es so will. Es wird auch als das 'Monaco ohne Leitplanken' bezeichnet. Ich glaube, man kann hier noch nicht von einem Trend sprechen. Aber alle Teams versuchen aufzurüsten, so auch wir, um nach vorne zu kommen oder vorne zu bleiben."

Reifen werden wieder einmal ein entscheidender Faktor

Frage: "Mercedes hatte in der Vergangenheit Probleme mit den Reifen bei heißen Rennen, ist das ein Vorteil für Sie?"
Vettel: "Wir werden sehen. Lewis ist auf der Pole-Position, er ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Ich weiß nicht, wie viel Schwierigkeiten sie morgen bekommen und wie sie auf die Reifen achten werden. Wir sind mit Sicherheit nicht im Urlaub und in einem Cruise-Modus."

"Wir müssen sehr hart arbeiten, wie jeder andere auch. Für die Jungs und die Teams wird es kein leichtes Rennen und kein leichter Job, auf die Reifen aufzupassen. Derjenige, der draußen bleibt und den besten Job macht hat eine gute Chance, das Rennen zu gewinnen."

Frage: "Wie gehen Sie und ihre Konkurrenten morgen bei der Hitze mit den Reifen um?"
Vettel: "Es ist schwierig, das jetzt zu sagen. Ich denke, wir sind in guter Form. Es ist aber schwierig zu wissen, was sie tun werden und wie lange ihre Reifen halten werden. Ich denke, wir müssen uns auf uns selbst fokussieren."

Frage: "Wie schwer wird es für Sie, Romain Grosjean hinter sich zu lassen? Er war im Qualifying sehr nahe bei Ihnen und er könnte möglicherweise länger auf den weichen Reifen fahren..."
Vettel: "Es kommt darauf an. Wir wissen, dass der Lotus üblicherweise sehr gut mit den Reifen umgeht, besser als jeder andere. Das Rennen ist lang, die erste Kurve nur ein kleiner Teil davon. Wir werden sehen, was am Start passiert und danach könnte wieder alles anders sein.

"Es ist ein langer Weg, es gibt 70 Runden und es ist ein langes Rennen. Es wird ein heißes Rennen und es wird hart für die Fahrer, aber auch für die Autos in Bezug auf die Kühlung. Ich denke, wir sind alle am Limit. Es wird ein langes Rennen und sicherlich werden die Reifen wichtig sein, aber wir sind zuversichtlich, so zuversichtlich wie wir sein können. Wie stark Lotus sein wird, weiß ich nicht. Auf den Longruns wirken sie nicht besonders, wir haben aber das Gleiche am Freitag am Nürburgring gesehen."

"Sechsbeinigen Hund" als Trophäe

Frage: "Die Trophäe von Ungarn fehlt Ihnen noch in Ihrem Kabinett. Wie sehr wollen Sie diesen Sieg?"
Vettel: "Ich bin nicht mehr so jung, habe aber hoffentlich ein paar Jahre vor mir und ich bin nicht in Eile. Natürlich ist es ein sehr schönes Rennen, es kommen eine Menge Fans, besonders aus Österreich, um unser Team zu unterstützen."

"Es ist eine großartige Atmosphäre und es wäre sehr schön, hier zu gewinnen. Es ist eine Schande, dass sie nicht mehr die schöne, traditionelle Trophäe haben. Stattdessen bekommen wir diesen sechsbeinigen Hund als Trophäe."

Frage: "Es war zu hören, dass der Kontrakt mit dem Hungaroring bis 2021 verlängert werden soll. Was halten Sie davon?"
Vettel: "Seit 1986 fahren sie hier. Es ist also eine Tradition, hierher zu kommen. Natürlich ist es etwas Besonderes, dass viele Fans aufgrund der Hitze kommen und die Strecke mit einem großen Sonnenbrand verlassen."

"Sie kommen gerne hierher, viele aus Deutschland und aus Österreich, was sehr besonders für uns ist. Ich freue mich auf die kommenden Jahre und ich denke, dass es eine gute Nachricht ist. Der einzige Nachteil ist die Tatsache, das Überholen hier üblicherweise nicht einfach ist. Nichtsdestotrotz ist es ein großartiger Ort."

Frage: "Die Teamchefs sind gespaltener Meinung, ob es mehr Rennen im Kalender geben sollte. Denken Sie als Fahrer, dass es mehr Rennen geben sollte?"
Vettel: "Ich denke, dass 20 Rennen genug sind. Vielleicht ist es für uns Fahrer möglich, ein Weiteres hier oder da zu haben, aber für die Teams, in Bezug auf die Logistik, ist es jetzt schon ein großer Aufwand: Sehr wenig Zeit und sehr wenig Wochenenden, die man zu Hause mit der Familie und den Kindern verbringen kann."

"Ich denke, dass man das nicht vergessen darf und deshalb sind 20 Rennen bereits genug. Vor fünf oder zehn Jahren waren es nur 16 Rennen, es sind also schon viel mehr und ich denke, mehr als 20 Rennen sind nicht gut für die Teams."