Vettel: "Nur ein Auto mit vier Rädern"
Der auch für 2007 bestätigte BMW Sauber F1 Team Testfahrer im 'F1Total.com'-Interview über seine Zukunft, Michael Schumacher und São Paulo
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Zunächst herzlichen Glückwunsch, BMW hat dich als Testfahrer für das nächste Jahr bestätigt. Wie fühlst du dich?"
Sebastian Vettel: "Gut. Es ist immer schön, wenn man weiß, was man das nächste Jahr macht. Seit Jahren ist es ja so, dass man am Ende des Jahres überlegt, was man denn in den Nachwuchsklassen macht; steigt man auf, bleibt man noch ein Jahr. Da tut es jetzt natürlich gut, so einen großen Schritt zu machen und zu wissen, was man tut. Aber im Prinzip ist es auch nur ein Auto mit vier Rädern und da versucht man natürlich, das Maximale rauszuholen. Die Rolle Testfahrer ist in dem Sinne neu, dass man dem Team helfen möchte, das Auto vorantreiben will, die Entwicklung vorantreiben will. Einfach den beiden, die hauptberuflich daran rudern, ein bisschen zu helfen."#w1#

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Sebastian Vettel weiß schon ungefähr, was er 2007 alles machen wird
Frage: "Ist das eine Bestätigung deiner Leistungen deiner Testeinsätze bei den Rennen in diesem Jahr?"
Vettel: "Ja. Es war in diesem Jahr natürlich eine besondere Situation, da der Jacques dann aufgehört hat - oder da der Robert den Jacques ersetzt hat, sagen wir es so. Da war dann eine Lücke, und für mich war das denkbar, aber nicht logisch, dass ich diese Lücke ersetze. Es ist natürlich klasse, schon in diesem Jahr die Chance zu bekommen, als Bewerbung für das nächste Jahr. Das hat im Nachhinein ja auch funktioniert. Das ist fantastisch."
GP2-Serie für 2007 eine Möglichkeit
Frage: "Besteht die Chance, dass du im nächsten Jahr auch in einer anderen Serie Rennen bestreiten kannst?"
Vettel: "Ich bin ja Testfahrer, aber in Prinzip möchte ich daneben schon gern Rennen fahren. Da gibt es zwei Alternativen. Zum einen die GP2, zum anderen die (Renault) WorldSeries. Da muss man jetzt sehen, was mehr Sinn ergibt, auch vom Zeitplan und der Organisation der Tests im nächsten Jahr. Und ob man den Posten als Testfahrer und die GP2 unter eine Haube bringen kann. Schauen wir mal."
Frage: "Das wären weniger Flugstunden, davon hast du in den vergangenen Wochen ja einige absolviert."
Vettel: "Ja."
Frage: "Hast du schon die goldene Senator-Karte?"
Vettel: "Noch nicht, noch ist es die normale, blaue, hässliche Karte."
Frage: "Wie bringst du das Programm unter einen Hut, es geht ja auch gleich wieder weiter bei dir."
Vettel: "Ja, in der nächsten Woche ist Hockenheim, ich flieg dann gleich von hier wieder weiter. Dann noch drei Tage zu Hause, da bin ich auch nicht oft gewesen, und dann geht es weiter nach Hockenheim. Dann bin ich erstmal fertig. Vielleicht steht noch Macao an, mal schauen. Das wäre schön, denn es ist ein fantastisches Rennen. Im zweiten Jahr möchte man dort ja gewinnen. Das ist noch einmal ein schöner Abschluss für das Jahr, was die Rennen angeht. Dann geht es aber schon wieder los mit dem Testen, da muss ich sehen, was für ein Zeitplan auf mich zukommt."
Gefährliches São Paulo
Frage: "Was sind deine ersten Eindrücke vom Wochenende hier in Brasilien?"
Vettel: "Ich bin vorhin um die Strecke gerannt. Ich war 12:30 Uhr auf der Strecke, war mir der Uhrzeit aber nicht bewusst. Um ein Uhr hatte ich hier aber wieder einen Termin. Da musste ich den Rest noch irgendwie schaffen. Es ist aber eine sehr schöne Strecke, ich glaub, es macht richtig viel Spaß hier zu fahren."
Frage: "Schon Eindrücke von Land und Leuten gewinnen können?"
Vettel: "Ja, kugelsichere Scheiben, gepanzerte Fahrzeuge. Es ist sehr gefährlich, ich wurde dann auch von zu Hause gewarnt, ich solle bloß aufpassen. Ansonsten bin ich der Typ, der einfach mal rausläuft, sich alles ein bisschen anguckt. Hier muss ich eher im Hotel bleiben."
Frage: "Was sind eure Erwartungen im Team hier?"
Vettel: "Das Ziel ist mit Sicherheit der fünfte Platz in der Konstrukteurs-WM. Vom Wetter haben sie morgen Regen vorhergesagt, heute hat es aber nicht mehr geregnet. Nach morgen, je nach den Bedingungen, und nach Samstag kann man vielleicht eher sagen, wo man steht."
Vettel dankt für Schumachers Hilfe
Frage: "Für die Formel 1 ist es ein historisches Wochenende, das letzte aktive Rennwochenende von Michael Schumacher. Was bedeutet das für dich, was glaubst du hat er der Formel 1 gebracht und was wird in Zukunft fehlen?"
Vettel: "Ich denke, in Deutschland steht die Formel 1 für Michael Schumacher. Von daher kann man schon sagen, er hat der Formel 1 eine Menge gebracht. Es ist schon Wahnsinn, was eine Person verändern kann. Alle anderen können da irgendetwas zusammen machen, dann würde das vielleicht geradeso hinkommen. Was ihm passiert ist, hat jeden interessiert. Von daher ist es irgendwo schade, dass er jetzt nicht mehr da ist. Es wird ganz klar weitergehen, das hat er ja auch selbst gesagt. Es wird immer Leute geben, die um die Spitze kämpfen. Ferrari wird im nächsten Jahr ein sehr starkes Team haben, allein von den Fahrern. Man muss einfach sehen, was die Zukunft dann bringt. Er wird der Formel 1 aber ganz klar fehlen."
Frage: "Er macht damit aber auch Türen auf, auch für dich. Erhöht das den Druck für das nächste Jahr?"
Vettel: "Wenn man es so betrachtet, dann ist das ein Platz mehr. Das Fahrerkarussell hat sich ja erst dann zu drehen begonnen, als er gesagt hat, was er macht. Für mich ist ja auch ein Platz frei geworden. Aus deutsche Sicht ist das schon irgendwie schön, denn er hat den Weg geebnet, den deutschen Nachwuchsfahrern damit auch eine Chance gegeben. Im Endeffekt muss man die Arbeit natürlich selbst machen."

