• 13.10.2012 10:39

Vettel: "Hier weiß man nie ..."

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel spricht über seinen zweiten Startplatz in Südkorea und über seine Aussichten für das Rennen - Duell mit Mark Webber?

(Motorsport-Total.com) - Die Pole-Position schien nur eine Formsache zu sein. Doch erstens kam es anders, zweitens als man dachte: Nicht Sebastian Vettel sicherte sich im Qualifying zum Großen Preis von Südkorea den ersten Startplatz, sondern dessen Red-Bull-Teamkollege Mark Webber. Der Australier schlug den Deutschen um 0,074 Sekunden und holte sich erstmals 2012 eine Pole-Position in der Formel 1. In seiner Medienrunde spricht Vettel über dieses Ergebnis und seine Aussichten für das Rennen am Sonntag.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel musste sich etwas überraschend mit Rang zwei begnügen Zoom

Frage: "Sebastian, was ist auf deiner letzten Runde passiert? Du hast Massa im Funk erwähnt ..."
Sebastian Vettel: "Ich denke, insgesamt kann ich sehr zufrieden sein mit dem Ergebnis. Wir waren sowohl in der ersten als auch in der zweiten Session des Qualifyings ziemlich schnell. In Q3 hatten wir einen guten Start. Bei der letzten Runde will ich die Schuld aber nicht Felipe in die Schuhe schieben."

"Ich dachte halt, er würde in die Box fahren, doch dann lag er im letzten Sektor direkt vor mir, sodass ich vom Gas gehen musste. Das ist nicht ideal, wenn du gerade deine schnelle Runde beginnst und kurz davor Tempo rausnehmen musst. Nichtsdestotrotz wäre meine zweite Runde nicht gut genug gewesen. Ich habe im Mittelsektor etwas verloren."

"Dieser Abschnitt schien über das ganze Wochenende hinweg okay zu sein. Doch als sich die Strecke verbesserte, konnte ich diesem Trend nicht folgen. Da habe ich etwas Zeit eingebüßt. Platz zwei ist trotzdem eine sehr gute Ausgangslage. Hier weiß man schließlich nie. Direkt nach dem Start gibt es eine lange Gerade. Das könnte am Sonntag noch interessant werden."

Frage: "Bist du ein bisschen enttäuscht darüber, nicht auf der Pole-Position zu stehen? Es stimmt dich aber wahrscheinlich froh, dass hier noch nie jemand von Startplatz eins aus zum Sieg gefahren ist ..."
Vettel: "Ja. Ich habe natürlich gute Erinnerungen an das vergangene Jahr, als Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) hier auf der Pole-Position stand. Schauen wir einmal, was am Sonntag passiert."

"Das Rennen ist lang. Meine Runde war sicherlich okay, doch ich hätte halt etwas schneller sein sollen. Am Ende war ich nicht dazu in der Lage, den letzten Schritt zu machen - vor allem nicht im zweiten Sektor. Die Abschnitte eins und drei waren meiner Meinung nach in Ordnung, doch im Mittelsektor ging es etwas drunter und drüber."

"Zum Schluss ging es ganz schön eng zu." Sebastian Vettel

"Die Rundenzeiten zeigen es: Zum Schluss ging es ganz schön eng zu. Wir sind daher zufrieden mit dem zweiten Platz und der kompletten ersten Reihe für Red Bull. Das Auto scheint hier gut zu funktionieren. Im Rennen sind wir vielleicht sogar noch etwas besser aufgestellt. Schauen wir einmal, was wir am Sonntag ausrichten können."

Frage: "Du stehst nicht auf der Pole-Position. Das war so aber nicht geplant, oder?"
Vettel: "Es ist ziemlich schwierig, mit einem Plan in die Qualifikation zu gehen. Du weißt ja nie, was da passiert. Wenn du an der falschen Stelle in eine Gelbzone fährst oder dergleichen, dann kann es recht knifflig werden. Das haben wir in der vergangenen Woche gesehen."

"Dieses Mal wurden in Q2 ebenfalls gelbe Flaggen gezeigt. Solche Dinge können jederzeit auftreten. Deshalb ist es unmöglich, einen klaren Plan zu haben. Nach Q1 und Q2 sah es aber sicher sehr gut aus. Das Ziel war, auf die Pole-Position zu fahren. Das haben wir knapp verfehlt. Ich denke, es war möglich, es zu schaffen. Es hat aber nicht geklappt. So einfach ist das."

Ist die schmutzige Streckenseite ein Nachteil?

Frage: "Als Zweiter gehst du am Sonntag von der schmutzigen Seite der Strecke ins Rennen. Weil dieser Kurs nicht so oft verwendet wird, ist diese Seite wirklich sehr dreckig. Welche Sorgen machst du dir für den Weg in die erste Kurve?"
Vettel: "Nun, ich denke nicht, dass das ein großer Nachteil ist."

"Ich würde natürlich lieber auf der Pole-Position stehen, doch die Qualifikation liegt hinter uns und ich bin Zweiter. Das ist aber kein großes Problem. Im vergangenen Jahr kamen wir gut los. Und hier weißt du eh nie, was passiert. Du könntest auch von Rang drei, vier oder fünf losfahren und nach Kurve vier in Führung liegen."

"Wer weiß? Nach der zweiten Kurve folgt eine lange Gerade. Im vergangenen Jahr hatte ich ein enges Duell mit Lewis. Solche Dinge musst du nehmen, wie sie kommen. Es ist schwierig, zu wissen, was passieren wird. Wir konzentrieren uns am Sonntag erst einmal auf den Start. Dann sehen wir weiter."

Frage: "Auch Fernando Alonso startet am Sonntag von der schmutzigen Seite - von Rang vier. Er vermutet, dass er nach der ersten Kurve hinter Kimi Räikkönen landen wird. Was erwartest du vom Start?"
Vettel: "Noch gar nichts. Wir schauen jetzt erst einmal, dass wir über Nacht noch etwas finden."

"Ich versuche, Schritt für Schritt zu denken." Sebastian Vettel

"Dass wir verstehen, wo es hier und da noch ein bisschen gefehlt hat. Wir bereiten das Rennen vor, erst dann konzentrieren wir uns auf den Start. Ich sehe das vielleicht sehr einfach und schaue noch nicht so weit nach vorn. Ich versuche, Schritt für Schritt zu denken. Wenn ich mir von vornherein einrede, dass es nichts wird, dann wird es auch nichts."

Frage: "Wer hat über die Distanz das beste Auto?"
Vettel: "Ich denke, so wie die Startaufstellung aussieht, so etwas kann man in etwa erwarten. McLaren war am Freitag unheimlich stark. Jenson (Button; Anm. d. Red.) hat es leider nicht ins dritte Qualifying geschafft. Deshalb wird er es anfangs etwas schwieriger haben. Doch wer weiß? Am Sonntag ist alles drin, auch was die Strategie anbelangt. Lassen wir uns überraschen."

Frage: "McLaren schien am Freitag die bessere Geschwindigkeit auf den Longruns zu haben. Bereitet dir das Sorgen?"
Vettel: "Sie waren in der Tat sehr schnell. Schneller als wir. Schauen wir einmal, was wir am Sonntag tun können. Wir haben unser Auto seit Freitag verbessert. Es sollte also besser aussehen. Es wird aber alles in allem sehr interessant sein, zu sehen, wie lange die Reifen halten und wie die Strategien aussehen."

Volle Attacke oder vorsichtige Zurückhaltung?

Frage: "Was ist am Sonntag deine Strategie: Gehst du volles Risiko für den Sieg oder nimmst du lieber gute Punkte mit? Was ist der Schlüssel zu einem guten Rennen?"
Vettel: "Das Wichtigste ist, dass wir den Schlüssel finden (lacht; Anm. d. Red.). Es ist ein langes Rennen."

"Es geht sehr eng zu. Wir wissen noch nicht genau, wie unsere Taktik aussieht und was wir von den Reifen erwarten können. Da kann sich noch einiges verändern. Sobald die Sonne herauskommt, steigt die Temperatur der Strecke. Wenn sich die Bedingungen verändern, verändert sich auch das Verhalten der Reifen."

"Die erste Runde ist wichtig, doch es folgen noch einige weitere Runden." Sebastian Vettel

"Im Qualifying war es vielleicht etwas anders als wir es erwartet hatten. Garantien gibt es halt keine. Wenn die Ampeln ausgehen, musst du erst einmal versuchen, einen guten Start zu haben. Alles Weitere sehen wir dann. Die erste Runde ist wichtig, doch es folgen noch einige weitere Runden. Schauen wir also einmal, was wir ausrichten können."

Frage: "Im vergangenen Jahr hast du dich hier mit Lewis Hamilton angelegt. Dieses Mal ist dein Teamkollege dein Gegner. Erwartest du Schützenhilfe von ihm oder wird es ein ganz normales Duell zwischen euch geben?"
Vettel: "Nun, ich denke, das Wichtigste ist derzeit erst einmal, das Rennen vorzubereiten."

"Es geht nicht darum, was in Runde 47 oder 48 passiert. Das ist zu weit weg. Wir beide müssen unser Rennen fahren und versuchen, unser Ergebnis zu maximieren. Ich erwarte nichts weiter. Von mir erwarte ich, bereit zu sein. Ich werde attackieren, denn ich will gewinnen."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Südkorea


Frage: "Sprechen wir über die Entwicklungsarbeit. Am Freitag bist du noch mit einem anderen Bodywork gefahren als dein Teamkollege. Warum hast du zurückgewechselt? Und meine zweite Frage: Es heißt, du hattest bei deinem letzten Versuch einen Ferrari vor dir. Gab es da ein Problem?"
Vettel: "Ich will es nicht auf Felipe schieben."

"Ich mag solche Diskussionen nicht. Wir hatten da in letzter Zeit zu viele dergleichen. Wir haben uns am Funk vielleicht ein bisschen missverstanden. Ich dachte, Felipe fährt an die Box. Solche Dinge passieren und es ist überhaupt nicht die Schuld von Felipe. Ich hätte es früher wissen müssen."

"Felipe hat nichts falsch gemacht. Wenn überhaupt, dann war es mein Fehler. Ich habe vielleicht ein bisschen Zeit verloren, doch ich bin kein Fan davon, jemanden oder etwas die Schuld für ein bestimmtes Ergebnis zu geben. Ich bin unterm Strich ein bisschen zufrieden mit meinem Qualifying. Zur ersten Frage: Warum? Weil es schneller ist. Deshalb der Wechsel."