• 03.08.2007 16:45

  • von Inga Stracke

Vettel: "Alles hat gut funktioniert"

Das große Interview mit Deutschlands Nachwuchshoffnung Sebastian Vettel nach seinem ersten Trainingstag als Rennfahrer für Toro Rosso

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Sebastian, dein neuer Overall steht dir gut! Hast du dich schon daran gewöhnt?"
Sebastian Vettel: "Dankeschön! Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig mit dem Ausschnitt, aber er ist schon bequem. Die Farbe hatte ich ja vorher schon mal an."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel lieferte bei Toro Rosso einen blitzsauberen Einstand ab

Frage: "Wie aufgeregt warst du heute Morgen, als du in ein dir völlig unbekanntes Auto einsteigen musstest?"
Vettel: "Ich habe gut geschlafen letzte Nacht. Im Vergleich zu Donnerstag hat mich mein Wecker pünktlich geweckt, denn am Donnerstag habe ich meinen Flug hierher verpasst. Ansonsten war ich weniger aufgeregt. Es gab viele Sachen, die neu waren. Ich musste die Bedienungsanleitung für das Lenkrad erst einmal auswendig lernen, aber ich glaube, es hat alles relativ gut funktioniert. Wenn man auf der Strecke ist, sind die Knöpfe erstmal egal, denn da muss man schauen, wie das Auto funktioniert."#w1#

Gute Unterstützung vom neuen Team

"Ich sag mal, es war mit Sicherheit zum Eingewöhnen, aber das hat recht gut funktioniert und ich fühle mich recht wohl in dem Auto. Das Team hat mir sehr gut geholfen, mich da zurechtzufinden, und wir konnten direkt anfangen, ganz normal zu arbeiten, was die Freitagsarbeit angeht. Von daher denke ich, dass es kein schlechter Tag war. Schauen wir mal, wie es weitergeht."

"Wir haben versucht, das Setup nach vorne zu bringen, was uns auch gelungen ist." Sebastian Vettel

Frage: "Wie war der erste Tag als Stammfahrer insgesamt?"
Vettel: "Schön! Ich habe ja gewusst, dass ich heute zweimal fahren darf und dass ich auch morgen noch im Auto sitzen werde. Am Anfang musste ich mich auf alles einstellen, denn es ist doch ein ganz anderes Auto, aber das hat ganz gut funktioniert. Wir konnten schon ganz normale Freitagsarbeit leisten und haben versucht, das Setup nach vorne zu bringen, was uns auch gelungen ist. Dann haben wir logischerweise dies und jenes simuliert. Das hat alles gut funktioniert."

Frage: "Du bist ja als Testfahrer des BMW Sauber F1 Teams ein Topauto gewöhnt. Ist es frustrierend, jetzt in einem weniger guten Auto zu sitzen?"
Vettel: "Nein. Es ist ja auch eine Herausforderung - und zu wissen, dass man etwas bewegen kann, macht Spaß. Logischerweise ist das Auto nicht auf dem gleichen Level, aber das ganze Team weiß, dass es da viel zu tun gibt. Jeder ist hoch motiviert, das zu ändern, und wir haben ja dieses Jahr noch ein bisschen Zeit - und wenn nicht, dann halt nächstes Jahr."

Frage: "Was sind denn die Unterschiede zwischen den beiden Autos?"
Vettel: "Da gibt es viele. Der größte ist die Farbe, von weiß auf blau. Vom Fahren her ist es logischerweise auch etwas ganz anderes - man bekommt schon ein ganz anderes Gefühl, weil man anders drin sitzt. Es ist alles ein bisschen anders, das Lenkrad funktioniert komplett unterschiedlich - es gibt viele Sachen, die das Gleiche bewirken, aber anders bezeichnet sind. Da muss man erst einmal reinkommen. Vom Fahren ist es nicht auf dem Stand wie der BMW Sauber F1.07, aber im Endeffekt hat es genauso vier Räder und fährt im Kreis, von daher macht es genauso viel Spaß."

Direkte Konkurrenten wichtiger als das Ex-Team

Frage: "Schaust du mehr auf das BMW Sauber F1 Team als auf alle anderen Konkurrenten?"
Vettel: "Nein, in dem Sinne nicht. Wir haben andere, direkte Konkurrenten. Aber logischerweise guckt man auf die Zeiten, denn man kennt das Team und seine Herangehensweise. Da kann man vielleicht ein bisschen abkupfern, wie schnell oder wie langsam man ist. Ansonsten haben wir aber andere Konkurrenten."

"Der direkte Konkurrent ist der Teamkollege, da schaut man natürlich ganz genau, was er macht." Sebastian Vettel

Frage: "Hast du auch auf die Zeiten deines Teamkollegen Vitantonio Liuzzi geschielt?"
Vettel: "Klar! Das macht man logischerweise immer. Der direkte Konkurrent ist der Teamkollege, da schaut man natürlich ganz genau, was er macht, wie viel Benzin er an Bord hat und so weiter. Wenn das nicht so wäre, wäre ich falsch hier - dann hätte ich weiter Testfahrer bleiben können."

Frage: "Bist du in dieser Hinsicht zufrieden?"
Vettel: "Ja. Es hat wie gesagt gut funktioniert heute. Man muss mal ein bisschen langsam machen, denn man kann nicht gleich hoch hinauswachsen. Es gibt noch viel zu tun, viel zu lernen für mich - ich bin ja noch nicht allzu alt und graue Haare habe ich auch noch keine!"

Frage: "Im ersten Freien Training hast du deinen Teamkollegen gleich mal geschlagen. Freut dich das?"
Vettel: "Gut, man muss da ein bisschen abwarten. Das war direkt gut heute Morgen, das auf jeden Fall. Wir waren beide auf den gleichen Reifen und unter gleichen Bedingungen unterwegs, von daher hat das gut gepasst. Aber wie gesagt, man muss abwarten. Ich kenne ihn nicht als Fahrer, hatte ihn noch nicht als Teamkollegen und bin auch noch nie selbst gegen ihn gefahren. Ich weiß nicht, ob er eher langsam anfängt - so, wie die Italiener sind, eben ein bisschen träge (grinst; Anm. d. Red.), und erst dann ins Rollen kommt. Ich glaube nicht, dass er so langsam ist. Es wird mit Sicherheit schwierig, ihn zu schlagen, aber logischerweise ist das das Ziel, ganz klar."

Keine Zielsetzung für das Qualifying

Frage: "Nimmst du dir für das Qualifying überhaupt etwas vor oder wirst du weiter versuchen, dich heranzutasten?"
Vettel: "Nein. Es ist schwierig. Man muss sich vorstellen: Wenn man einmal raus hat, wie das Auto tickt, dann glaubt man, es im Griff zu haben, aber dann fährt man mit ein bisschen weniger oder mehr Sprit - und auf einmal ist alles ganz anders. Im Qualifying fahren wir dann logischerweise wie alle leer. Das wird etwas anderes sein. Und im Rennen sind wir dann anfangs wieder voll. Das ist ein ganz anderes Fahrgefühl - und auf diese Situationen muss man sich mit dem Auto einstellen. Ich war auch zweimal neben der Strecke. Zum Glück hat es mich nicht gedreht. Es hat Spaß gemacht heute, das war das Wichtigste, und Erwartungshaltungen gibt es nicht, denn es ist alles neu für mich."

"Ich muss generell niemandem etwas beweisen - wenn, dann mir selbst." Sebastian Vettel

Frage: "Hast du das Gefühl, dass du am Sonntag etwas beweisen musst?"
Vettel: "Nein. Ich muss generell niemandem etwas beweisen - wenn, dann mir selbst, weil meine eigenen Ansprüche höher sind als die, die irgendjemand stellen kann. Das ist mit dem Druck, den man hat, genau gleich: Jeglicher Druck kommt von innen heraus. Ich möchte das Auto so schnell wie möglich bewegen, und wenn ich irgendwo einen Patzer drin habe, dann ärgere ich mich selber über mich. Da braucht mir niemand sagen: 'Gib doch mal Gas!'"

Frage: "Welchen Anspruch hast du dir selbst für Sonntag gestellt?"
Vettel: "Zunächst das Rennen zu beenden, genau wie in Indy. Logischerweise ist das Auto nicht auf dem gleichen Standard, von daher wird es schwierig, in die Punkte zu fahren, aber wenn wir das Rennen beenden können, wäre das schon fantastisch - und dann eben in der bestmöglichen Position."

Frage: "Welche Ziele verfolgst du nun bis zum Saisonende?"
Vettel: "Erstmal bin ich heute hier. Jetzt müssen wir erstmal erledigen, was wir heute noch zu tun haben, sprich das Maximum für morgen herausholen, dann ein gutes Qualifying hinlegen und das Auto auf das Rennen vorbereiten. Die restlichen Rennen der Saison möchte ich alle beenden - und wenn vielleicht der eine oder andere Punkt dabei herausspringt, wäre das sensationell."