• 05.09.2007 09:26

Vasselon: "Das Setup ist einmalig"

Der Toyota-Technikdirektor im Teaminterview über die ganz besonderen Anforderungen an Menschen und Material in Monza

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Monza ist der einzige echte Low-Downforce-Kurs der Saison. Was bedeutet das für dich?"
Pascal Vasselon: "Monza ist mittlerweile vollkommen untypisch und wir müssen praktisch ein besonderes Auto bauen. Für Monza müssen wir den Luftwiderstand besonders niedrig halten, weil die Durchschnittsgeschwindigkeit so hoch ist. Wenn man hier nicht die entsprechenden Veränderungen vornimmt, ziehen die anderen Autos an einem vorbei, als ob man stillstehen würde. Der andere Aspekt ist die Geschichte Monzas, die die Strecke so besonders macht. Ich liebe Italien. Was mich betrifft: Je mehr Grands Prix hier stattfinden, desto besser."

Titel-Bild zur News: Pascal Vasselon

Pascal Vasselon erwartet nach den Tests eine gute Vorstellung von Toyota

Frage: "Historisch war Monza Garant für spannende Windschatten-Duelle. Kann man sagen, dass heute selbst hier das Überholen schwierig ist?"
Vasselon: "Solange alle Autos bei der Höchstgeschwindigkeit recht nah zusammenliegen, hat man das gleiche Problem: Das Auto in der Wirbelschleppe des Vordermanns verliert vorne Abtrieb und kann nicht nah genug dran bleiben, besonders in der schnellen Parabolica-Kurve, die auf die Hauptgerade führt. Früher, ohne Abtrieb, gewann man durch geringeren Luftwiderstand im Windschatten an Geschwindigkeit, wenn man nahe am Vordermann blieb, und konnte keinen Abtrieb verlieren. Doch heute verliert man im Wirbelstrom viel Leistung."#w1#

Bremsen sind in Monza kein großes Problem

Frage: "Erwägt Toyota den Einsatz anderer Bremsbeläge, weil die Bremsen in Monza eine so wichtige Rolle spielen?"
Vasselon: "Vor einigen Jahren wechselten manche Teams bei Rennen wie Monza und Montréal zu anderen Bremsenherstellern. Aber ich habe das seit drei oder vier Jahren nicht mehr gesehen, weil es so wichtig ist, dass die Fahrer das richtige Pedalgefühl haben. Eine Voraussetzung ist, immer genau die Variationen des Reibungskoeffizienten von Bremsbelag und Bremsscheibe abschätzen zu können. Das geht nur, wenn man beim gleichen Bremsenhersteller bleibt."

Frage: "Stoßen die Bremsen in Monza an ihre Grenzen?"
Vasselon: "Hinsichtlich der Bremsenergie liegen wir in Monza recht hoch, aber es gibt auch viel Kühlung, sodass man bei den Bremsen gut im richtigen Temperaturbereich bleiben kann. Was den Verschleiß betrifft, ist Monza bestimmt nicht der härteste Kurs im Kalender. Montréal ist schwieriger, weil man ähnliche Bremsenergie bei viel niedrigeren Durchschnittsgeschwindigkeiten hat, was viel weniger Kühlung bedeutet."

Frage: "Also geht es einfach darum, die Lufteinlässe für die Bremsen zugunsten der Aerodynamik zu verkleinern, was aber die Kühlung vermindert?"
Vasselon: "Ja, aber es ist das Risiko wert. Es lohnt sich nicht, Temperaturprobleme zu riskieren, aber wir haben ja spezielle Tests für Monza, um alles genau abzustimmen und festzulegen, bis wohin die Kühlung der Bremsen gewährleistet ist. Es ist eine technische Entscheidung, sodass man einfach die Tests und die Trainingssessions richtig organisieren muss, um das minimale vertretbare Limit bei der Bremsenkühlung festzulegen."

Die Gewalt des Windes

Frage: "Ist Monza aufgrund des geringen Abtriebs eher eine Lotterie, was das Fahrverhalten des Autos betrifft?"
Vasselon: "Das ist, was ich mit dem speziellen Setup für Monza meine. Man hat Ziele und es geht darum, ob man sie erreicht. Das Setup ist, wie gesagt, einmalig und man sollte es auch so behandeln, also nicht unverhältnismäßig viel Zeit darauf verwenden."

Frage: "Welche anderen Auswirkungen hat der sehr schnelle Kurs in Monza auf das Auto?"
Vasselon: "Zum einen entfernen wir einige der Aerodynamikanbauten, die normalerweise aufgrund der aerodynamischen Anforderungen am Auto sind. Die Teile, die am Auto bleiben, unterliegen daher viel höherer Krafteinwirkung und stärkeren aerolastischen Vibrationen. Daher sieht man besonders bei den Tests, dass viele Teams zum Beispiel T-Flügel verlieren. Nach und nach wissen wir, wo wir mehr Ankerstreben hinzufügen müssen."

Frage: "Ist das Überfahren der Kerbs ein Problem?"
Vasselon: "Ja, denn die Kerbs sind hoch und man muss sie überfahren, um Zeit zu gewinnen. Das ist ein kleiner Albtraum, weil man das Auto theoretisch niedrig und steif laufen lassen möchte, um die Effizienz zu maximieren. Man kann es einfach nicht so machen, wie man möchte, ohne an den Kerbs abzuheben."

Frage: "Was erwartest du in Monza vom TF107?"
Vasselon: "Ich bin recht optimistisch, weil die Daten, die wir mit unserem Monza-Setup bekommen haben, zeigen, dass wir gute Arbeit geleistet haben."