Update-Fehlschlag bei Racing Bulls: Ein versteckter Segen?
Nicht nur Ferrari, auch Racing Bulls leistete sich in der Formel-1-Saison 2024 einen Fehlschlag bei einem Update - RB machte aus der Not eine Tugend
(Motorsport-Total.com) - Ferrari und sein verhextes Barcelona-Update haben in der formel-1-Saison 2024 Schlagzeilen gemacht. Ein paar Positionen weiter hinten im Feld erlitt RB - mit deutlich weniger Schlagzeilen - ein ähnliches Schicksal.

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Ein Update in Barcelona erwies sich für Racing Bulls als Downgrade Zoom
Nach einem vielversprechenden Start führte RB beim Großen Preis von Spanien im Juni einen neuen Unterboden ein - ein Upgrade, das das Auto tatsächlich langsamer machte. Das Team zahlte den Preis gegen die immer stärker werdende Konkurrenz von Haas und später Alpine. RB rutschte hinter beide auf den achten Platz ab und konnte somit sein Ergebnis von 2023 nicht verbessern.
In der Zwischenzeit war das Team gezwungen, während der Saison einen weiteren Fahrerwechsel vorzunehmen: Liam Lawson übernahm nach Singapur den Platz von Danial Ricciardo. Doch die Veränderungen waren für Red Bulls Nachwuchsteam damit noch nicht zu Ende.
Die Ergebnisse des Teams stagnieren zwar im Jahr 2024, doch die Teamleitung ist der festen Überzeugung, dass der Ausrutscher zur Saisonmitte vielleicht sogar ein Segen gewesen ist. Er bestärkt sie darin, dass der von Teamchef Laurent Mekies und CEO Peter Bayer eingeleitete Umbau längst überfällig war und dass das anglo-italienische Team die Entwicklung seiner Autos an den Standorten in Faenza und Bicester nicht so fortsetzen kann wie bisher.
Der Rückschlag als Weckruf
"Wir hatten einen gewaltigen Rückschlag im zehnten Rennen. Wir hatten das Gefühl, dass wir mehr Abtrieb auf das Auto gebracht haben, aber das Auto wurde dadurch nicht schneller. Es hat das Auto langsamer gemacht", sagt Mekies gegenüber Motorsport.com Global, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
"Ich denke, das war ein notwendiges Übel, denn es zwang uns wirklich zu der Frage: 'Was fehlt uns strukturell, das diesen Rückschritt verursacht hat?‘ Und es zwang uns, die angestrebten Änderungen zu beschleunigen.
"Ich denke, dass das zehnte Rennen uns davor bewahrt hat, selbstgefällig zu werden. Es war ein guter Weckruf, der uns aufzeigte, dass wir so, wie wir es bis dahin gemacht haben, auf keinen Fall gut genug sein können."

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Laurent Mekies zog nach dem Fehlschlag die strukturellen Veränderungen im Eiltempo durch Zoom
Auf die Frage, wie der Reorganisationsprozess bei RB aussieht, klingt Mekies' Erklärung ähnlich wie die von McLaren-Chef Andrea Stella: Es geht darum, die richtigen Leute an der richtigen Stelle zu platzieren und ihnen die passende technische Struktur zur Verfügung zu stellen, damit sie sich entfalten können, ohne durch festgefahrene Strukturen oder bürokratische Hürden blockiert zu werden.
"Es ist ehrlich gesagt ein bisschen von allem, zunächst einmal ist es ein Prozess. Wir haben uns bewusst darum bemüht, unsere Mitarbeiter in ein Umfeld zu bringen, in dem sie sich am besten entfalten können. Und das bedeutete, dass wir die Strukturen, die Herangehensweise und die Prozesse ändern mussten. Es dauert ein bisschen, bis sich das Ganze eingespielt hat, aber das ist die Hauptsache.
"Diese Menschen stehen dann im Mittelpunkt des Projekts. Sie sind es, die dann die erforderlichen Methoden entwickeln, bessere Analysen durchführen, um nicht in diese Falle zu tappen. Ich könnte Ihnen also antworten, dass es an den Methoden liegt. Aber in Wirklichkeit sind die Methoden die Folge davon, wie Ihre Mitarbeiter in ihrem Umfeld agieren. Es beginnt mit den Menschen."
Neue Perspektiven durch strukturellen Wandel
Im Januar zieht RB von seinem alten und beengten Standort in Bicester in sein neues Gebäude in Milton Keynes um, ganz in der Nähe des Campus des Mutterteams Red Bull, das Bicester als britisches Hauptquartier neben dem alten Minardi-Stützpunkt in Faenza in Italien ersetzen wird.
"Wir sind die Saison mit zwei parallelen Strategien angegangen", erklärt Mekies. "Auf der einen Seite mussten wir das Auto nach der langen Entwicklungszeit im vergangenen Jahr bis Abu Dhabi fertigstellen. Das Auto zu Beginn der Saison war sehr nah an dem Auto, das man in Abu Dhabi [2023] gesehen hat. Im Winter gab es ein paar Fortschritte, aber wir hatten das Gefühl, dass es nicht ausreichen würde, um dort zu sein, wo wir hinwollen."
"Parallel dazu haben wir die Struktur, die Arbeitsweise und die Abläufe tiefgreifend verändert, denn wir haben damit begonnen, das Team so aufzubauen, dass es hoffentlich auch Größeres bewerkstelligen kann.

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Liam Lawsons Gastspiel bei den Racing Bulls fällt kurz aus: 2025 im Red Bull Zoom
"Hat Barcelona uns etwas gekostet? Ja, das hat es. Wir haben bis zum 17. oder 18. Rennen gebraucht, um eine Lösung zu finden, und in dieser Zeit sind wir [in der Wettbewerbsfähigkeit] zurückgefallen. Daher denke ich, dass es schmerzhaft ist, dass wir als Team diesen Prozess durchlaufen mussten - akzeptieren, verstehen, korrigieren - was der Kern unseres Sports ist."
"Aber ich betone, dass es kein Patentrezept für die Entwicklung gibt. Der Ansatz muss wirklich in jedem einzelnen Bereich des Autos verfolgt werden. Seien es nun die Reifen, die Starts, die Boxenstopps oder was auch immer. Aber das war ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die Kerngruppe zusammenhalten muss, wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass wir dadurch gezwungen waren, intern etwas zu tun, und das war positiv."
Mit neuem Fahrer und neuer Struktur zu neuen Erfolgen?
Mekies räumt ein, dass es "noch viele weitere Hindernisse dieser Art auf dem Weg" geben wird, während das Team darum kämpft, die Spitze des Mittelfelds hinter Aston Martin zu erreichen.
Das Team verfügt nun über alle erlaubten Kundenkomponenten des größeren Mutterteams Red Bull, einschließlich der Vorder- und Hinterradaufhängung sowie des Getriebes, sodass es sich auf Verbesserungen in anderen Bereichen konzentrieren kann.
Lawson wurde in das Hauptteam von Red Bull befördert, Isack Hadjar ist der jüngste Red-Bull-Junior, den das Team neben dem inzwischen erfahrenen Yuki Tsunoda unter seine Fittiche nehmen kann.
"Ist das der Endpunkt? Nein, absolut nicht. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, was die Verbesserung unserer Werkzeuge, unseres Prozesses und unserer Analyse angeht, um uns besser schützen zu können. Es wäre auch falsch, wenn wir denken würden, dass es nur um das eine Update für das zehnte Rennen geht.
"In Wirklichkeit haben wir in diesen Monaten bei vielen anderen Dingen, die nichts mit der Aerodynamik zu tun haben, Fortschritte gemacht, bei denen wir Schritte nach vorne machen mussten. Und wir müssen immer noch weitere Schritte nach vorne machen."


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