• 06.07.2013 21:57

  • von Dieter Rencken, Mario Fritzsche & Stefan Ziegler

Ungewöhnliche Ferrari-Strategie: Das sagt die Konkurrenz

Felipe Massa (7.) und Fernando Alonso (8.) starten auf dem Nürburgring mit Medium-Reifen aus Reihe vier - Jenson Button hält die Strategie für nicht zu Ende gedacht

(Motorsport-Total.com) - Ferrari wählte im Qualifying zum Großen Preis von Deutschland eine ungewöhnliche Strategie. Während die direkte Konkurrenz wie üblich mit der härteren den Medium-Reifen und somit mit der härteren der beiden Mischungen (Prime) begann, wurden Fernando Alonso und Felipe Massa direkt in Q1 mit den weichen Reifen (Option) auf die Strecke geschickt. Die Positionen eins (Massa) und drei (Alonso) und damit das bombensichere Weiterkommen in Q2 waren das Resultat.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Felipe Massa

Felipe Massa und Fernando Alonso: Abgerechnet wird am Sonntag Zoom

Im zweiten Qualifying-Abschnitt setzten die Roten erneut auf die Soft-Reifen von Pirelli und wieder schlugen die Plätze eins und drei zu Buche, wobei Massa erneut die Oberhand behielt. Den frühen Attacken musste die Scuderia in Q3 zwangsläufig Tribut zollen und montierte anders als die direkte Konkurrenz die Medium-Pneus. Mit diesen fuhren Massa (7.) und Alonso (8.) je eine schnelle Runde und starten somit am Sonntag mit der härteren der beiden Reifenmischungen aus Reihe vier.

In Reihen der Konkurrenz ist man sich nicht sicher, was man von der Ferrari-Strategie halten soll. "Ob das besser ist, sehen wir erst morgen", sagt Mercedes-Teamchef Ross Brawn, dessen Schützling Lewis Hamilton mit der Soft-Mischung von der Pole-Position startet. "Es gibt Vor- und Nachteile. Irgendwann muss man die Option-Reifen im Rennen zwangsläufig verwenden. Ob man sie besser sofort zu Beginn oder erst am Ende am besten verwendet, das sieht man erst im Rennen selbst. Wahrscheinlich wird man das erst in den letzten fünf Runden beurteilen können."

Vettel "nicht komplett überrascht"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dessen Schützlinge Sebastian Vettel und Mark Webber weich bereift von den Plätzen zwei und drei starten, sieht es ähnlich. "Bezüglich der Reifentaktik wird Fernando genau umgekehrt agieren", schlussfolgert er gegenüber 'Sky' und merkt an: "Es wird interessant sein zu sehen, wie sich das Rennen darstellt. Viel hängt natürlich davon ab, ob und wann es Safety-Car-Phasen gibt und wie die ersten Runden verlaufen. Einerseits ist seine Herangehensweise logisch, andererseits auch irgendwie unlogisch. Wir müssen abwarten, wie es sich morgen auswirken wird."

"Auf dem Papier bringt dich der härtere Reifen natürlich weiter als der weiche. Wir werden morgen sehen, wie es ausgeht." Sebastian Vettel

Vettel selbst zeigt sich von der Strategie um Alonso und Massa "nicht komplett überrascht", wie er betont. "Schließlich waren sie schon in Q1 mit den weichen Reifen draußen. Daran konnte man sehen, dass sie etwas anderes probieren würden. In Q2 waren sie recht schnell, aber zu diesem Zeitpunkt hatten sie natürlich nur noch einen Satz übrig. Auf dem Papier bringt dich der härtere Reifen natürlich weiter als der weiche. Wir werden morgen sehen, wie es ausgeht."

Lotus agierte bewusst anders

Lotus-Pilot Kimi Räikkönen (Startplatz vier) tendiert hinsichtlich der Ferrari-Strategie zur Logik-Variante. "Ich glaube, bei Ferrari hat man sich nur deshalb so entschieden, weil ihnen klar war, dass sie hier nicht ganz nach vorn fahren können. Dann wählt man in der Regel eine abweichende Strategie", sagt der Finne, dessen Teamkollege Romain Grosjean (Startplatz fünf) das Ganze für "eine interessante Strategie" hält.

"Wir hatten heute eine gute Chance auf einen guten Startplatz. Deswegen haben wir die Chance ergriffen." Romain Grosjean

"Sie werden die Option-Reifen wahrscheinlich so spät wie möglich montieren. Ich glaube, sie haben das schon vor einigen Jahren mit Massa einmal gemacht", sagt Grosjean und erklärt, warum man bei Lotus anders agiert hat: "Wir hatten heute eine gute Chance auf einen guten Startplatz. Deswegen haben wir die Chance ergriffen und das Beste daraus gemacht."

Button hält Ferrari-Strategie nur für halb durchdacht

McLaren-Pilot Jenson Button (Startplatz neun) hingegen findet, dass die Strategen aus Maranello nicht zu Ende gedacht haben. "Ich war schon ein wenig überrascht, dass Ferrari mit den härteren Reifen gefahren ist. Einerseits verstehe ich, warum sie diese Pneus wählen, andererseits verstehe ich aber nicht, warum sie damit eine Zeit gesetzt haben."

"Einerseits verstehe ich, warum sie diese Pneus wählen, andererseits verstehe ich aber nicht, warum sie damit eine Zeit gesetzt haben." Jenson Button

Button selbst verzichtete in Q3 auf eine gezeitete Runde und hält sich somit für den Start am Sonntag hinsichtlich der Reifenwahl alle Möglichkeiten offen. Im Gegenzug stehen die auf einen medium bereiften Start festgelegten Ferrari-Piloten in der Startaufstellung vor dem McLaren-Fahrer.