• 30.09.2005 09:34

Trulli: "Wir brauchen mehr davon"

Der Toyota-Pilot über sein Rennen in Brasilien, die Aussicht auf Suzuka, seine Saison und was Toyota noch zum Kampf um den Titel fehlt

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie lief dein Brasilien-Grand-Prix?"
Jarno Trulli: "Ich mag Interlagos, es ist ein sehr technischer Kurs und ich hatte gehofft, dass ich ein starkes Rennen haben würde, aber leider mussten wir im Training den Motor wechseln, was bedeutete, dass ich in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzt wurde und als 18. startete."

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli verweist darauf, dass Toyota immer noch ein relativ junges Team ist

Frage: "War das eine neue Erfahrung für dich?"
Trulli: "Definitiv! Auch wenn wir den Motor 2005 für zwei Rennen verwenden, war unsere Zuverlässigkeit exzellent und die Motorabteilung hat super Arbeit verrichtet. Dies war das erste Mal, dass wir eine Strafe erhalten haben. Wie wir gesehen haben, ist dies ein paar der Top-Teams viel häufiger passiert."#w1#

"Wenn man sich meine Qualifying-Position dieses Jahres anschaut, so war ich vor Brasilien 13 Mal in 16 Rennen in den Top fünf und niemals außerhalb der Top 10, also ja, das war für mich ein anderes Territorium"

Frage: "Was sind die Charakteristiken von Interlagos?"
Trulli: "Von Kurve 12, 'Juncao', bis Kurve 1 geht es voll, mit einer ziemlich steil ansteigenden Bergaufsektion. Die Strecke wird gegen den Uhrzeigersinn gefahren, es kann aus diesem Grund im Verlauf des Rennens für den Nacken hart werden. Was das Auto betrifft, so wird ein starker Motor verlangt. Die Rückgerade ist ebenfalls ziemlich lang, aber auf der anderen Seite ist das Infield sehr eng."

"Das verlangt nach einem Kompromiss-Setup. Man möchte für die engen Teile Abtrieb, nicht aber für die Geraden. Es gibt nur eine wirkliche Überholmöglichkeit, in Kurve 1, und aus diesem Grund muss man sicherstellen, dass man nicht zu viel Heckflügel hat, sodass auf der Geraden ein leichtes Ziel wird."

"Das ideale Setup für die beste Rundenzeit würde aus diesem Grund vielleicht über mehr Abtrieb verfügen als das Renn-Setup, wo man sich über das Überholen Gedanken machen muss. Aber in diesen Tagen müssen wir natürlich mit dem gleichen Setup ins Rennen gehen, mit dem wir die Qualifikation bestritten haben."

Frage: "Als du wusstest, dass du eine Strafe erhalten würdest, hat das Team dich dann für einen langen ersten Rennabschnitt mit Benzin betankt, sodass du Plätze gutmachen kannst?"
Trulli: "Das war grundsätzlich der Plan, ja. Das bedeutete, dass ich tatsächlich ziemlich stolz darauf, dass ich mich vor meiner Strafe als Achter qualifizierte. Das zeigt, wie schwer das Auto durch das Benzin war. Problematisch ist dabei, dass es dadurch sehr schwierig wird, Leute zu überholen."

Sorge vor einem Motorschaden

Frage: "Warum bist du in der letzten Runde stehen geblieben?"
Trulli: "Ich hatte ein Problem mit der Pneumatik. Sie planen, sich das ganze später noch genau anzuschauen, bevor wir entscheiden, ob wir für Suzuka einen neuen Motor einbauen müssen."

Frage: "Freust du dich darauf, für Toyota nach Japan zu gehen?"
Trulli: "Ich fahre tatsächlich sehr gern in Japan. Suzuka ist ein großartiger Kurs und dort holte ich letztes Jahr für Toyota die provisorische Pole Position, als wir am Sonntagmorgen beide Sessions hatten. Damals hatte man in der Region von Suzuka einen Typhoon erwartet und es wurde entschieden, den Samstag abzublasen."

"Wir hatten eine sehr unübliche Situation, als alle Fahrer im 'Circuit Hotel' herumhingen und auf einen Sturm warteten, der nie kam. Aber ich denke, dass es besser war, dass man nach der Veranstaltung schlauer war! Und wir erhielten die Möglichkeit, ein bisschen Bowling zusammen zu spielen und zusammen zu essen."

Frage: "Was ist das Besondere an Suzuka?"
Trulli: "Es ist kurvenreich und schnell und man muss einen guten Rhythmus haben und mutig sein. Die 'Esses' im ersten Sektor sind eine Herausforderung für die Fahrer und der die '130R' ist immer noch sehr schnell, auch wenn sie etwas abgeändert wurde."

"Ich kann mich an Fans erinnern, die vor der Strecke im strömenden Regen auf einem Tisch geschlafen haben." Jarno Trulli

Frage: "Haben die japanischen Fans eine besondere Affinität zum Sport?"
Trulli: "Das scheinen sie zu haben. Das Rennen war früher für gewöhnlich besser besucht als heute und ich glaube, dass sechs Mal so viele Tickets angefragt wurden, als es gab. Ich kann mich daran erinnern, dass ich Fans gesehen habe, die vor der Strecke im strömenden Regen auf einem Tisch geschlafen haben, um die Garantie zu haben, dass sie einen guten Platz bekommen, von dem sie etwas sehen können."

Frage: "Wann wirst du nach Japan fliegen?"
Trulli: "Ich komme am Dienstag vor dem Rennen an, sodass ich etwas Zeit habe, mich an die andere Zeitzone zu gewöhnen. Das war ziemlich hart, denn nach Brasilien, das fünf Stunden hinter Europa zurück liegt, bin ich nach Spanien zurückgekehrt, um in Jerez zu testen, bevor ich mich auf nach Japan mache, wo es acht Stunden Unterschied in umgekehrter Richtung gibt."

"Mit der ganzen Reiserei ist es wichtig, dass man versucht, zu den richtigen Zeiten zu essen und zu schlagen und den Körper gut hydriert zu behalten, um den Effekt von Jetlag und der sich ändernden Zeitzonen zu minimieren."

Trulli zieht ein positives Saisonfazit

Frage: "Es sind nur noch die Rennen in Fernost zu fahren, wie bewertest du deine Saison?"
Trulli: "Sie war extrem gut. Im Verlauf der letzten Rennen hatten wir gehofft, dass wir Ferrari um den dritten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft herausfordern können, denn es gab keinen Zweifel daran, dass wir dazu in der Lage sind. Aber es lief nicht für uns."

"Alles in allem war die Saison dennoch besser, als ich das erwartet hatte. Ich würde sagen, dass der zweite Platz im zweiten Rennen in Malaysia und die Wiederholung in Bahrain die Highlights waren."

"Es schien so zu sein, als hätte Michael den privaten Besitz des Titels ergriffen!" Jarno Trulli

Frage: "Was denkst du über die Art und Weise, in der die Meisterschaft gewonnen wurde?"
Trulli: "Es scheint schon lange Zeit her, als wir einen anderen Weltmeister hatten, es schien so zu sein, als hätte Michael Schumacher den privaten Besitz des Titels ergriffen! Ich denke, dass Fernando Alonso eine sehr gute Saison gefahren ist. Sowohl er als auch das Team haben eine sehr gute Zuverlässigkeit und Konstanz gezeigt und als mein alter Teamkollege möchte ich ihm natürlich meine aufrichtige Gratulation zukommen lassen!"

Frage: "Was braucht Toyota, damit man um den Titel kämpfen kann?"
Trulli: "Mehr davon, würde ich sagen. Wir haben in diesem Jahr beträchtliche Fortschritte erzielt und konnten um die Top drei der Konstrukteursmeisterschaft kämpfen und man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass das Team immer noch relativ jung ist. Wir werden am Ende dieses Jahres vier Saison gefahren haben und wenn man die gesamte Erfahrung von Ferrari, McLaren und Renault nimmt, dann kommt man auf fast 125 Jahre!"