• 31.12.2007 12:02

  • von David Pergler

Trulli: Wagen war in den Rennen nicht zu langsam

Jarno Trulli hat ein anstrengendes Jahr mit viele Mühen und wenig Lohn hinter sich - Erinnerungen an 2007 und an die Gründe, warum der TF107 hinterherhinkte

(Motorsport-Total.com) - Seit 2002 ist Toyota in der Formel 1. Doch trotz hohen Aufwands und vieler Ressourcen hat das in Köln beheimatete Team seit seinem Antritt keine großen Bäume ausgerissen. 2007 bewegten sich Jarno Trulli und Ralf Schumacher im Feld noch mit der selben Konkurrenzfähigkeit vorwärts, wie es 2004 noch Olivier Panis und Christiano da Matta und 2002 noch Mika Salo und Alan McNish taten. Trulli kann daher auf keine nennenswert guten Erinnerungen zurückgreifen, wenn er an sein zurückliegendes Rennjahr denkt.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli erlebte bei Toyota eine durchwachsene Saison 2007

13 Zähler hat der weiß-rote Rennstall in der vergangenen Saison gesammelt - gemessen an Toyotas Maßstäben zu wenig: "Um ehrlich zu sein, abgesehen davon, dass ich so gut gefahren bin, wie ich es immer getan habe und obwohl ich einige gute, harte Kämpfe in den Rennen hatte, muss man sich die Punktesituation ansehen. Sobald man das macht, muss man einfach sagen, dass wir schlicht nicht genügend Zähler eingefahren haben", weiß der Italiener, dass es nichts zu beschönigen gibt.#w1#

Dabei war es 2007 gerade Trulli, der hier und da die Möglichkeiten des Autos offenbarte: "Im Qualifying haben wir es innerhalb einer Runde oft geschafft, es in die Top 10 zu schaffen. Es war harte Arbeit, aber das Potenzial lag da. Der Mangel an Ergebnissen in den Rennen zeigt, dass wir keine so gute Performance hingelegt haben, wie wir es hätten tun sollen."

Harte Konkurrenz beim Kampf um die Krümel

Der Mann aus Pescara streitet aber ab, der TF107 wäre in den Grand Prix zu langsam gewesen: "Ich kann nicht sagen, dass wir dieses Jahr unter fehlender Renn-Performance gelitten hätten, weil normalerweise unsere Rundenzeiten konkurrenzfähig waren und die Zuverlässigkeit nie wirklich ein Problem war. Unsere Sorgen lagen woanders. Aus verschiedenen Gründen haben wir am Start Positionen verloren und dann war es sehr schwer, diese wieder gut zu machen."

"Selbst, nachdem ich mich auf Platz neun oder zehn qualifiziert habe, hat das nach wie vor bedeutet, dass sechs schnellere Autos vor uns standen - die McLaren, die Ferrari und die BMWs. Solange die nicht ausgefallen sind, und das taten sie für gewöhnlich nicht, haben wir nur um die verbleibenden beiden Punktplatzierungen gekämpft", stöhnt der Toyota-Pilot über die wenigen Krümel, welche die schnellsten Teams übrig ließen.

"Und wenn man gegen Renault, gegen Red Bull, gegen Williams kämpft - drei Teams, welche ähnlich konkurrenzfähig sind und sich konstant verbessern - kann man das Richtige oder das Falsche erwischen und einen Punkt gewinnen oder verlieren", erklärt Trulli. "Es sollte immer sehr eng werden."

Reifentemperatur und schlechte Stars als Achillesferse

Doch es hätte durchaus Chancen gegeben - Chaosrennen bieten für die langsamen Autos die beste Möglichkeit, auch mal in den Punktetopf zu greifen. Doch diese Chancen hat sich Toyota entgehen lassen: "Es gab verschiedene Fälle, wo wir gute Gelegenheiten verpasst haben, besonders in Montreal, am Nürburgring und in Fuji, wo wir keine Punkte erzielt haben. Besonders in nassen Bedingungen schienen wir nicht in der Lage zu sein, so schnell zu sein, wie wir hätten sein sollen."

Der Italiener schildert weiter, was mitunter ein Grund war, warum die Wagen so schwer aus den Startlöchern kamen: "Das Hauptproblem in der ganzen Saison war, dass unser Auto sehr sanft zu den Reifen war, deswegen hatten wir Schwierigkeiten, sie auf die optimale Temperatur zu bringen. Daher waren wir bei extrem heißen Wetterverhältnissen wettbewerbsfähiger, wie zum Beispiel in Bahrain und Malaysia. Als die Wetterbedingungen kühler waren, waren wir nicht mehr so konkurrenzfähig und als es nass war, war es noch schlimmer."

Gerade am Start zerbröselten oft die Hoffnungen auf ein gutes Rennwochenende: "In einigen Rennen war das Auto schnell und ich fuhr gut, wie in Spa oder in Monza, und dennoch sprangen dort aus irgendwelchen Gründen keine Punkte für uns heraus. In Spa hatte ich zum Beispiel am Start Pech, weil mir Heidfeld in der ersten Kurve in die Quere kam. Ich musste hart bremsen und verlor drei oder vier Positionen."

Defekte auf aussichtsreichen Plätzen

Ab dann war es für Trulli mühevoll, mit gegen gleichwertige Autos um ein oder zwei verbleibende Punkteplatzierungen zu kämpfen: "Es war sehr schwierig, sich von solchen Dämpfern zu erholen, besonders, wenn man mit Autos kämpft, die in Sachen Pace Unterschiede nur im Zehntel-Sekunden-Bereich aufweisen. Das selbe geschah am Hungaroring und in Monza, wo ich am Start Plätze eingebüßt habe und nicht mehr in der Lage war, in die Reichweite von Punkten zu kommen."

Und manchmal meldete sich der Defektteufel zu Wort: "In einigen Rennen hatten wir Pech, ganz klar. In Spanien musste ich kurz nach dem Start wegen einem Problem mit der Benzinpumpe anhalten. Das war sehr frustrieren, weil wir sehr schnell waren und ich mich auf Platz sechs qualifiziert habe. Schaut man auf den Saisonstart zurück, hatten wir dort bessere Ergebnisse, aber das spiegelt nicht unsere Entwicklung wieder."

"Wir haben nämlich zur Saisonmitte eine ganz gute Performance gezeigt, aber haben nicht die richtigen Resultate bekommen. Es schien, als hätten die anderen aus ihrer Performance mehr Vorteile gezogen, als wir", erklärt der Toyota-Pilot, dass man trotz nötigem Speed auf der Stelle trat.

"Ich möchte nicht auf die Saison zurückblicken und sagen, ich hätte dieses oder jenes machen können oder wir hätten dieses oder jenes tun sollen. Jeder kann darüber reden, was möglich gewesen wäre. Die Wahrheit ist, dass die Ergebnisse unseres Teams nicht so großartig waren, das hat die Endabrechnung gezeigt", zuckt Trulli mit den Schultern.

Trulli sieht in Traktionskontrollenverbot einen Vorteil

Doch laut dem Italiener seien die Stellen, wo Toyota den Hebel ansetzen muss, schon bekannt: "Das Wichtigste ist, dass wir wissen, was wir verbessern müssen und ich glaube stark daran, dass wir das tun werden." Dabei hat der Fahrer, der 1997 bei Minardi debütierte, eine kleine Hoffnung, sein Können und seinen Erfahrungsschatz ausspielen zu können: "Es wird zwar nicht viele Sachen allzu sehr verändern, aber ich bin glücklich, dass die Traktionskontrolle kommendes Jahr verbannt sein wird."

"Ich fühle mich wohl bei dem Gedanken. Ich denke, dass wir uns alle daran gewöhnen werden, einige Fahrer mehr, andere weniger. Aber letzten Endes denke ich nicht, dass das am Kräfteverhältnis zwischen den Teams sehr viel ändern wird", so Trulli weiter.

Doch aufgegeben wird nicht: "Das Team hat das Potenzial und die nötigen Ressourcen, um erfolgreich zu sein. Obwohl wir als Team weniger Erfahrung haben, als die meisten unserer Gegnerschaft, haben wir nach wie vor alles, um ein gutes Rennauto zu bauen."

2005 hat Toyotas Potenzial offenbart

"Es ist richtig, dass unsere Performance in den vergangenen Saisons hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, aber in mir ist der Glaube und der Wunsch, dass wir das noch umdrehen können, so stark wie immer. Wir haben immer versucht, zu zeigen, dass wir hart arbeiten und unser Bestes geben. Wenn wir das fortführen, wird eine Verbesserung sicher kommen", versucht der Italiener Optimismus zu verbreiten und hat dabei ein spezielles Jahr im Hinterkopf.

"Ich bin sehr motiviert, mich an dieser Arbeit zu beteiligen, weil ich es hasse, zu verlieren. Ich denke, dass es Menschen im Allgemeinen nicht mögen, wenn sie verlieren, aber ich werde krank davon! Dieses Jahr habe ich gekämpft, um es in die Top 10 zu schaffen. Das war sehr hart, zu akzeptieren, nachdem ich es 2005 aufs Podium geschafft habe und um Siege gekämpft habe", erklärt Trulli, der in dem angesprochenem Jahr die ersten Podestplatzierungen sowie die erste Pole-Position für die Japaner holen konnte.

Diese Leistungen im Hinterkopf will der Italiener weiterhin voll attackieren: "Da konnte ich sehen, dass wir das Potenzial haben, es ganz vorne an die Spitze zu schaffen und ich sehe keinen Grund, warum wir dorthin nicht zurückkehren könnten. Das wird hoffentlich 2008 der Fall sein. Ich bin mehr motiviert, als je zuvor, mitzuhelfen, das Team dorthin zu bringen, wo es hingehört."