• 13.09.2008 21:56

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Trotz Startplatz 15: Dennis strotzt vor Zuversicht

Lewis Hamilton qualifizierte sich in Monza nur für den 15. Startplatz, dennoch strotz sein Teamchef Ron Dennis geradezu vor Zuversicht für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Das Qualifying in Monza verkam heute Nachmittag zu einer Regenlotterie: Sebastian Vettel sicherte sich völlig überraschend die Pole-Position, während die meisten Favoriten schwer geschlagen wurden. McLaren-Mercedes erfüllte mit Heikki Kovalainen auf Platz zwei das Plansoll, Lewis Hamilton kam jedoch nicht über Rang 15 hinaus.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton auf Abwegen: Morgen soll es im Rennen besser laufen

Ausschlaggebend für diese Niederlage war die Anfangsphase des zweiten Qualifyings, als der WM-Leader bei kurzzeitig abtrocknenden Bedingungen als einziger Fahrer auf Intermediates wechselte - auf eigenen Wunsch. Das war ein Schuss in den Ofen, denn bis zum Wechsel auf Full-Wets wurden auch wegen eines kleinen Ausrutschers viereinhalb Minuten vertrödelt - und dann wurde der Regen wieder stärker und die Strecke langsamer.#w1#

Kalte Bremsen als Handicap

Die meisten anderen Piloten fuhren das zweite Qualifying in einem Zug ohne Reifenwechsel und Nachtanken durch, während Hamilton nach dem Intermediate-Run noch einmal an die Box kommen musste. Dadurch waren die Reifen kalt und es baute sich weniger Grip auf - kombiniert mit den langen Geraden in Monza und dem Wasser eine teuflische Kombination, weil auch die Bremsen nicht mehr auf Temperatur kamen. Somit war das frühzeitige Ausscheiden besiegelt.


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von Italien, Samstag


McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis trug den 15. Startplatz seines Musterschülers aber mit Fassung: "Man muss sich nur die Startaufstellung anschauen: Jeder hatte so seine Probleme", relativierte er. "Es gibt nie eine solche Startaufstellung, wenn nicht irgendwelche Umstände einer ganzen Reihe Fahrer zum Verhängnis werden. Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) steht gleich bei uns, Massa ist Sechster, Kubica kam nicht ins letzte Qualifying."

Dass Dennis das verpatzte Qualifying dermaßen auf die leichte Schulter nimmt, liegt daran, dass er für das Rennen unbeirrt vor Zuversicht strotzt. Der MP4-23 ist über die Kerbs in den Schikanen eines der gutmütigsten Autos und verfügt auch über den besten Topspeed - im Training 346 km/h bei Hamilton, 344 bei Kovalainen, der einen anderen Gurney-Flap verwendete als sein Teamkollege. Das ist für das Überholen im Rennen klarerweise Gold wert.

Silberpfeile mit Trockensetup

"Jeder, der für heute die Flügel steiler stellte oder weniger tankte, wird morgen langsam sein." Ron Dennis

Diese Topspeeds sprechen nicht nur für den Mercedes-V8-Motor, sondern vor allem auch für eine sehr flache Flügeleinstellung, was wiederum auf ein für Trockenheit ausgelegtes Setup hindeutet. Denn die Ferraris sind in der Regel auf den Geraden schneller als die Silberpfeile, aber heute war es umgekehrt. Das hat einen Grund: "Jeder, der für heute die Flügel steiler stellte oder weniger tankte, wird morgen langsam sein", erläuterte Dennis.

"Wir glauben, wir haben für beide Bedingungen eine sehr gute Abstimmung", gab der 61-Jährige im Hinblick auf die 60-prozentige Trockenwahrscheinlichkeit zu Protokoll. "Ich denke, unsere beiden Autos werden im Rennen sehr gut sein. Lewis muss sich aus Zwischenfällen heraushalten und versuchen, den Verkehr gut zu meistern, wobei wir Zwischenfälle mehr fürchten. Aber Lewis kann das - und wir haben ein sehr starkes Auto hier, ein sehr, sehr starkes Auto."

Monza-Test als gutes Omen

"Ich glaube nicht, dass es allzu schwierig wird, morgen Autos zu überholen." Ron Dennis

"Ich glaube nicht, dass es allzu schwierig wird, morgen Autos zu überholen. Das Rennen ist morgen, nicht heute. Wir waren schon einmal in dieser Situation und wir werden im Rennen stark sein", kündigte er an. Als Indiz für die starke Performance zog Dennis den Monza-Test vor Spa-Francorchamps heran: "Da waren wir etwas langsamer, aber auch deutlich schwerer. Unsere Zeiten waren sehr ermutigend."

Die Tatsache, dass Hamilton auf der Vollgasstrecke in Monza mit demselben Motor wie in Spa-Francorchamps fahren muss, sieht Mercedes-Sportchef Norbert Haug auch nicht als Handicap: "Wir sind mit dem Motor nicht so nahe am Limit. Wir waren in Spa nahe am Limit, aber hier sind wir nicht so viel gefahren. Außerdem werden die Motoren unter diesen Wetterbedingungen nicht so stark belastet. Also können wir pushen", betonte der Deutsche.