Trotz aufgeholter Punkte: WM für Norris in Mexiko weiter in die Ferne gerückt

Lando Norris will sich trotz der auf Max Verstappen aufgeholten Punkte nicht mit dem WM-Stand beschäftigen - Teamchef Andrea Stella wurmt verpasste Siegchance

(Motorsport-Total.com) - Immerhin: Zehn Punkte hat Lando Norris mit seinem zweiten Platz im Großen Preis von Mexiko am Sonntag auf WM-Rivale Max Verstappen aufgeholt. Klingt gut? Ist es aber nicht, zumindest nicht genug - denn im Saisonendspurt unterliegt der Titelkampf der Formel 1 eigenen Gesetzmäßigkeiten, auch rein mathematisch:

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Carlos Sainz, Lando Norris

Lando Norris muss in der WM mehr aufholen, soll es mit dem Titel klappen Zoom

Musste Norris vor Mexiko pro Rennwochenende "nur" 11,4 Punkte auf seinen Widersacher aufholen, ist dieser Schnitt trotz der Ergebnisse vom Sonntag auf 11,8 angewachsen. Kurzum: Norris gehen bei noch vier verbliebenen WM-Läufen (inklusive zweier Sprints) ganz einfach die Gelegenheiten aus.

Auch der Brite selbst ist sich dieser Tatsache nach dem Zieleinlauf auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez bewusst: "Ich bin immer noch 47 (Punkte) hinten, es fühlt sich also nicht viel näher an als davor", sagt Norris, und fügt an: "Natürlich hilft jeder Punkt. Charles hat am Ende noch die schnellste Runde gedreht, diesen Punkt haben sie mir also weggenommen."

Prinzipiell ändere der Blick auf die WM-Tabelle zum aktuellen Zeitpunkt aber wenig: "Ich weiß nicht, ich mache einfach mein eigenes Ding und fokussiere mich. Auch als Team handhaben wir es so, konzentrieren uns auf uns selbst. Es sind viele Leute gegen uns", erklärt er mit Blick auf die, etwa durch Ferrari, erstarkte Konkurrenz, "aber wir pushen weiter".

Stella und der "bittere Beigeschmack"

Dabei hätte man die Scuderia in Mexiko durchaus ernsthaft um den Sieg herausfordern können, glaubt zumindest Teamchef Andrea Stella - wäre es in Runde zehn nicht zum Kampf mit Verstappen gekommen, bei dem Norris eine Position gegen Leclerc einbüßte, die er erst spät im Rennen zurückerobern konnte, als Rennsieger Carlos Sainz schon längst über alle Berge war.

Lando Norris feiert auf dem Podium in Mexiko seinen zweiten Platz im Rennen

Lando Norris feiert auf dem Podium in Mexiko seinen zweiten Platz im Rennen Zoom

"Ein bitterer Beigeschmack bleibt natürlich, denn ohne diese Situationen zwischen Lando und Max in der Startphase, wäre er näher an Ferrari dran gewesen", stellt Stella im ORF fest. Zunächst hatte der Italiener die Auswirkungen des Scharmützels der beiden WM-Rivalen noch unterschätzt: "Im ersten Stint dachte ich, dass es wahrscheinlich keinen so großen Unterschied macht, weil ich dachte die Ferraris sind schneller."

Im zweiten Stint habe sich dann aber an Norris' Pace gezeigt, dass er absolut mit den Roten mithalten konnte. "Im Nachhinein gibt es deshalb schon Enttäuschung über diese beiden Vorfälle", ohne die Norris laut Stella "um den Sieg hätte kämpfen können". Ermutigend sei aber, "dass wir gesehen haben, dass das Auto wettbewerbsfähig ist. Mit dem Upgrade sind wir wieder auf Augenhöhe mit Ferrari, auf einer Strecke, von der wir dachten, dass sie mehr ihnen entgegenkommt."

Premiere in Mexiko und Freude über Upgrades

Die eigenen Probleme und Sorgenstellen habe man indes ganz gut im Griff gehabt, wie etwa die Kühlung: "Ich möchte die Arbeit loben, die unsere Technik- und Entwicklungsabteilung bei den Teilen für Mexiko gemacht hat. Für mich war es das erste Mal in Mexiko, dass ich nichts von Problemen mit der Kühlung gehört habe", so Stella, der sich außerdem darüber freut, dass man trotzdem die gute aerodynamische Effizienz beibehalten habe.

Runterkühlen, das sei nach den Verstappen-Vorfällen eher in Bezug auf die menschliche Komponente im Auto nötig gewesen, denn Norris war am Funk hörbar aufgebracht über das Verhalten des Niederländers. "Die Nachricht, die wir Lando dann geschickt haben, war: 'Wir haben Pace, wenn wir ihn als überholen können, lass es uns tun.' Denn wir wussten irgendwann, dass wir mir Ferrari kämpfen konnten, und hinter Max nur Zeit verloren haben."

McLaren-Teamchef Andrea Stella im Gespräch mit McLaren-Boss Zak Brown

McLaren-Teamchef Andrea Stella im Gespräch mit McLaren-Boss Zak Brown Zoom

Dass McLaren dabei am Sonntag auch der deutlich bedecktere Himmel geholfen haben könnte, will Stella gar nicht in Abrede stellen: "Wir mochten die kühleren Bedingungen definitiv lieber als die wärmeren. Aber die Veränderung, die wir da erlebt haben, war meiner Meinung nach nicht der Hauptfaktor für unsere Konkurrenzfähigkeit. Wir konnten schon am Freitag sehen, dass die Upgrades gut funktionieren", freut sich der McLaren-Teamchef.

Das Qualifying habe dieses Gefühl dann bestärkt: "Meine Interpretation ist, dass der dritte Platz wettbewerbsfähiger war als der erste in Austin, denn dort haben unsere Gegner es nicht zusammengebracht und Landos Runde für die Pole war außergewöhnlich. Hier aber waren wir mit einer durchschnittlichen Runde Dritter. Das hat uns schon nach dem Qualifying ermutigt, dass wir konkurrenzfähig sind", erklärt Stella.

Im Renntrimm habe sich dann noch eine weitere Stärke offenbart. "Schon in Austin haben wir später im Rennen gesehen, dass unser Auto über einen längeren Stint recht sanft mit den Reifen umzugehen scheint", verrät Stella, dass es in Mexiko wieder so war: "Offenbar können wir in der zweiten Phase des Stints immer etwas Zeit aufholen." Somit schnappte sich Norris, trotz der durch Verstappen verlorenen Zeit, immerhin noch Leclerc und Platz zwei.