• 06.02.2012 18:51

Tost: "Ziel ist ein siebter oder sechster Platz"

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost erwartet sich viel von den neuen Junioren und visiert mit dem STR7 den sechsten Platz in der Konstrukteurs-WM an

(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne zogen heute Abend in Jerez de la Frontera ein Stofftuch vom neuen STR7 - und die anwesenden Journalisten staunten nicht schlecht. Denn während die meisten Autos, darunter auch der Red Bull und der Ferrari, über eine gewöhnungsbedürftige Nase verfügen, geht Toro Rosso mit einem verhältnismäßig eleganten Design in die Formel-1-Saison 2012, die morgen mit den Wintertests offiziell eröffnet wird. Teamchef Franz Tost spricht anlässlich der Präsentation über die Ziele.

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Franz Tost hofft, dass seinem Team im Vergleich zu 2011 eine Steigerung gelingt

Frage: "Franz, ihr habt beide Fahrer ausgetauscht. Warum habt ihr euch so entschieden?"
Franz Tost: "Die Entscheidung, was die Fahrerfrage betrifft, ist immer wettbewerbsbezogen. Das heißt, wenn ein Fahrer die entsprechende Wettbewerbsfähigkeit zeigt, sprich Performance, dann hat er natürlich gute Chancen, im Team zu bleiben."

Zwei Neue statt Buemi/Alguersuari

"Man muss sich das so vorstellen, dass bei uns - Toro Rosso ist ja das Rookieteam - die jungen Fahrer reinkommen. Dann analysiert man, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickeln. Diese Analyse beinhaltet Qualifyings, Rennresultate, aber auch die Arbeit am Simulator. Und am Jahresende setzt man sich dann zusammen, schaut das alles durch und dann wird entschieden, ob es Sinn macht, mit einem Fahrer weiterzumachen oder nicht. Und das war letztes Jahr der Fall. Und das Resultat war, dass man sich für Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne entschieden hat."

Frage: "Es gibt ja sicher ein Ziel für die beiden. Ricciardo hat ein bisschen mehr Erfahrung in der Formel 1. Wo sollen die beiden sozusagen nach diesen 20 Rennen stehen?"
Tost: "Nun, Daniel Ricciardo ist 22 Jahre alt, ist Australier. Er war in den Nachwuchsklassen sehr erfolgreich. Er hat die Meisterschaft in der Formel Renault 2,0 gewonnen und ist auch Britischer Formel-3-Meister geworden. Und er ist bei uns letztes Jahr in der ersten Saisonhälfte am Freitagvormittag gefahren. Von daher kennen wir ihn bereits."

"Und die zweite Saisonhälfte ist der dann bei HRT elf Rennen gefahren. Ich erwarte mir von ihm aufgrund seiner Erfahrung, dass er am Beginn der Saison in die Nähe der Punkteränge fährt und später dann in die Punkteränge reinfahren muss. Jean-Eric Vergne hat etwas weniger Erfahrung, was die Formel 1 betrifft. Aber auch er war erfolgreich in den Nachwuchsklassen. Er hat die Formel Campus in Frankreich gewonnen, hat dann auch in der Formel Renault 2,0 die Meisterschaft gewonnen und hat die Britische Formel-3-Meisterschaft gewonnen."

Jean-Eric Vergne und Daniel Ricciardo

Jean-Eric Vergne und Daniel Ricciardo stoßen neu zum Red-Bull-B-Team Zoom

"Letztes Jahr hatte er eine sehr, sehr starke Saison in der 3,5-Liter-World-Series mit fünf Siegen. Er ist bei uns die letzten drei Rennen am Freitag gefahren. Er ist ein hochtalentierter Fahrer, ein aggressiver Fahrer, und er wird sicherlich am Anfang in einige Unfälle verwickelt sein. Aber ich bin da sehr optimistisch und zuversichtlich, dass auch er dann über kurz oder lang in die Punkteränge reinfährt."

Frage: "Inwieweit hat sich Toro Rosso als Team verstärkt, verbessert im Vergleich zum letzten Launch? Was ist passiert im letzten Jahr?"
Tost: "Wir haben uns im Laufe der Saison vorwiegend im Engineering-Bereich verstärkt. Wir haben circa 20 neue Ingenieure reingebracht in die verschiedenen Bereiche - also Aerodynamik, CFD-Abteilung. In den Windkanal haben wir sieben neue Leute reingebracht."

Neuzugang von McLaren

"Dann haben wir uns in der Designabteilung verstärkt. Wir haben Luca Furbatto von McLaren bekommen. Der wird im März unser neuer Chefdesigner werden. Weiters haben wir uns im Race-Engineering verstärkt und in der Berechnung. Also wir machen unsere Fortschritte, wir bauen weiter unsere Infrastruktur auf und von daher muss ich sagen, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Frage: "Was ist das erklärte Ziel für 2012 von der reinen Platzierung?"
Tost: "Wir müssen ganz klar besser werden als letztes Jahr. Das heißt, wir haben den achten Platz belegt. Ziel ist ein siebter, wenn möglich ein sechster Platz."

Frage: "Wo sind die größten Herausforderungen für den Teamchef, wenn man so etwas wie eine Formel-1-Akademie betreibt, eigentlich immer junge, unerfahrene Fahrer bekommt - und wenn die dann was können, muss man sie planmäßig eigentlich wieder hergeben..."
Tost: "Die Arbeit mit den jungen Fahrern ist natürlich schon intensiv. Man muss sich um sehr viele Themen kümmern, weil die Leute ja noch unerfahren sind. Das beginnt mit der ganzen Vorbereitung auf die Saison. Das betrifft Ernährung, das betrifft genauso das Training."

"Dann die ganze Vorbereitung mit der Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen - zum Beispiel mit den einzelnen Ingenieuren. Dann mit den Medien. Mit der Marketingabteilung. Dann die ganze Reisetätigkeit, wie man den Jetlag auf ein Minimum reduzieren kann und an den Rennwochenenden die Arbeit, die sehr wichtig ist, vor allem was Datenstudien betrifft, was die Vorbereitung für die einzelnen Trainingssessions, dann für das Qualifying und schlussendlich für das Rennen angeht. Also es ist ein sehr umfangreiches Programm, das uns aber allen sehr viel Spaß bereitet."

Leidenschaft und Disziplin

Frage: "Wenn man das Team als solches jetzt betrachtet, ist es ja schon zumindest ein halbes Jahrzehnt oder auch schon länger da. Gibt es so etwas wie einen Toro-Rosso-Spirit? Irgendetwas, was man merkt in der Mannschaft, was sie eint?"
Toro Rosso: "Der Toro-Rosso-Spirit ist Leidenschaft. Die Leute, die hier sind, lieben den Rennsport. Es ist hier überhaupt eine Gegend, wo man sehr viele Verbindungen zum Rennsport hat, vor allem auch zum Motorrad-Rennsport. Es sind auch einige namhafte MotoGP-Fahrer, die hier in der Gegend wohnen. Und das ist also ein wichtiger Punkt."

"Und dann die Disziplin, auf die ich großen Wert lege. Da haben wir noch etwas an Verbesserungspotenzial, aber es wird immer besser. Und an die Innovation. Dass wir also Mittel und Wege finden müssen, wie wir dies oder jenes besser machen können. Im Großen und Ganzen sind wir auf dem richtigen Weg. Wir verbessern uns überall und ich hoffe, dass wir das dann auch anhand der Resultate sehen werden."

Frage: "Thema Sicherheit in der Formel 1. In wieweit ist es denn ein allgegenwärtiges Thema für einen Teamchef?"
Tost: "Das Thema Sicherheit hat einen sehr hohen Stellenwert, weil wir natürlich alles daran setzen müssen, dass ja kein Fahrer verletzt wird. Und die FIA verbessert ja auch jedes Jahr das Reglement in dieser Richtung. So gibt es dieses Jahr neue Bestimmungen, was den statischen Crashtest betrifft, wo auch neue Kräfte im Unterboden einwirken. Und ohne dass sich das Monocoque deformiert, und dann der dynamische Crashtest mit Nase, Seitenkasten und hinterer Crashstruktur."


Fotos: Präsentation des Toro-Rosso-Ferrari STR7


"Man macht sich sehr, sehr viele Gedanken, das Umfeld Sicherheit betreffend. Eines der nächsten Themen wird sicherlich auch der Kopfschutz des Fahrers sein. Wie kann man den Fahrer vor herumfliegenden Reifen oder anderen Teilen schützen? Und ich denke, dass es da auch in naher Zukunft dann eine Entscheidung geben wird. Aber die Sicherheit hat oberste Priorität."