• 07.06.2010 16:02

  • von Roman Wittemeier

Tost: Ein Plädoyer für Kundenautos

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost über Kundenautos in der Formel, das "Red-Bull-System" und den Einfluss von Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Seit Beginn des Jahres 2010 muss Toro Rosso mit einem Eigenbau in der Formel 1 antreten. In den Jahren zuvor konnte man stets auf die Baupläne des "Mutterschiffs" Red Bull zurückgreifen. Für Teamchef Franz Tost stand der Aufbau einer eigenen Entwicklungsabteilung auf dem Programm. Der Plan ging auf, die Italiener haben ihr eigenes Auto, aber dennoch wünscht sich der Teamchef nach wie vor die Möglichkeit, in der Formel 1 Kundenautos einzusetzen.

Titel-Bild zur News: Franz Tost (Teamchef)

Franz Tost sieht Kundenautos als gute Maßnahme zur Kostensenkung

"Red Bull hat zwar Geld in die Hand genommen, damit der Mehraufwand an Kosten möglich ist", beschreibt Tost das letztjährige System in der 'Auto Bild Motorsport' (jetzt abonnieren!). Der Österreicher fügt an: "Trotzdem bin ich der Meinung, dass diese Regelung falsch ist. Man könnte das Budget bei einer intensiven Zusammenarbeit zweier Teams um die Hälfte kürzen. Und am Ende wäre das Feld ausgeglichener, wenn Kundenautos erlaubt wären."#w1#

Wenn Toro Rosso auch 2010 die Pläne von Red Bull hätte nutzen dürfen, wären die sportlichen Chancen auf den Strecken nun wahrscheinlich größer. Der RB6 aus der Feder von Stardesigner Adrian Newey ist derzeit das schnellste Auto im Feld. "Red Bull hat mittlerweile besonders im Designbereich unter der Leitung von Newey das stärkste Team, dazu mit Sebastian Vettel und Mark Webber zwei super Fahrer", erklärt Tost den Aufstieg des Teams.

"Das Red-Bull-System funktioniert perfekt: Red Bull fährt um die Weltmeisterschaft, wir bei Toro Rosso bilden den Nachwuchs aus. Unsere gegenwärtigen Piloten Sébastien Buemi und Jaime Alguersuari sind auf dem richtigen Weg und haben eine große Zukunft vor sich", lobt der Teamchef. Er geht davon aus, dass Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz an diesem System festhalten möchte: "Gegenwärtig sehe ich keine Anzeichen für einen Verkauf. Wir haben sogar mit der Money Service Group aus Lichtenstein unseren ersten eigenen Sponsor gewinnen können."

¿pbvin|512|2810||0|1pb¿Die Nachwuchsschmiede hat sich spätestens 2008 bewährt. Sebastian Vettel entwickelte sich im kleinen Red-Bull-B-Team, fuhr in Monza einen Sieg ein und war anschließend reif für größere Aufgaben. "Sebastian musste man gar nicht viel sagen. Der war von Anfang an superprofessionell in seiner Einstellung. Für ihn war das Wichtigste, dass er Rennen fahren kann", sagt Tost, der den jungen Deutschen nach ersten Fahrten als Ersatzfahrer im BMW Sauber F1 Team in seine Mannschaft aufnahm.

Vettel habe sich in seiner Toro-Rosso-Zeit nicht nur fahrerisch verbessert, sondern auch im technischen Bereich zugelegt. Davon profitiere Red Bull nun. "Der Fahrer ist ein ganz entscheidender Faktor und wesentlich beim Aufbau eines Teams beteiligt. Er kann ein Team motivieren, seine positive Energie springt auf jeden Einzelnen über. Vettel kann das alles. Deshalb bin ich überzeugt, dass Red Bull in dieser Saison alle Chancen hat, die Weltmeisterschaft zu gewinnen."