• 25.07.2009 09:33

  • von Michael Noir Trawniczek

Toro Rosso rüstet schon für 2010 auf

Weil ab 2010 jedes Team ein eigenständiger Konstrukteur sein muss, rüstet Toro Rosso in Faenza bereits auf - Franz Tost erläutert Hintergründe

(Motorsport-Total.com) - "Cutting costs means cutting people", merkte ein italienischer Kollege im Rahmen der FIA-Pressekonferenz beiläufig an. Tatsächlich stehen die meisten Formel-1-Teams vor dem Problem, dass sie wegen der geplanten Einsparungsmaßnahmen ihr Personal reduzieren müssen.

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Franz Tost ist als Teamchef verantwortlich für die Toro-Rosso-Aufstockung

Bei einem Team jedoch ist es anders: Toro Rosso wird ab 2010 als eigenständiger Konstrukteur antreten - die Umstellung der Infrastruktur und der Bau des nächstjährigen Boliden laufen bereits auf vollen Touren. Teamchef Franz Tost möchte den Personalstand von derzeit 200 bis Ende der Saison auf 250 aufstocken.#w1#

Ascanelli leitet den Prozess

Bislang wurde Toro Rosso wie auch Red Bull Racing von Red Bull Technology versorgt, die Basiskonstruktion der Autos der beiden Teams kam von Adrian Newey und seinem Konstrukteursteam. Davon heißt es nun Abschied nehmen. Unter der Leitung von Technikdirektor Giorgio Ascanelli wird schon jetzt am Auto für 2010 gefeilt - der Großteil der Arbeiten wird in Faenza, dem Sitz des ehemaligen Minardi-Teams, verrichtet; so auch die Strömungssimulationen via CFD. Der Windkanal steht jedoch in England, in Bicester.

Tost erklärt: "Wir sind mit Vollgas unterwegs. In Bicester ist der Windtunnel bereits in Betrieb - wir sind dort schon dabei, die ersten Modelle zu bauen. Dann bekommen wir jetzt gleich einmal unsere CFD-Anlage, die wir in rund drei Wochen in Betrieb nehmen werden. Von der aerodynamischen Seite läuft also alles nach Plan. Wir sind jetzt bereits dabei, das nächstjährige Auto zu zeichnen."

Wird dabei tatsächlich mit einem "leeren Blatt Papier" begonnen oder geht man vom 2009er-Red-Bull-Konzept aus? Tost stöhnt: "Ich würde das aktuelle Auto liebend gerne als Basis nehmen, weil das ein supergutes Auto ist. Nur leider ist das so nicht möglich. Wir müssen uns von Red Bull Technology komplett abkapseln, denn alles andere ist vom Reglement her nicht erlaubt."

Kein Anlehnen an Red Bull möglich

Zwar würde man sich "immer an einem guten Auto orientieren", doch im speziellen Fall muss auch aus einem weiteren Grund ein völlig neues Konzept entwickelt werden: "Da der Tank im kommenden Jahr wegen des Nachtankverbots größer ist, wird sich der Radstand ändern, es wird eine andere Aerodynamik geben und somit wird es ein komplett neues Auto sein. Das ist schon eine schwierige Aufgabe, die da vor uns steht."

Zurzeit seien lediglich Teile des neuen Autos definiert - einen gesamten Überblick über den 2010er-Toro-Rosso habe auch er noch nicht zu Gesicht bekommen, verrät Tost: "Derzeit gibt es erst gewisse Teile des neuen Autos, zum Beispiel gibt es ein Getriebe. Die restlichen Teile werden jetzt noch im Windkanal definiert. Und wenn diese Definition dann steht - das wird irgendwann Ende September der Fall sein -, dann weiß man, wie der Fahrzeugkörper aussieht. Aber da fehlen dann immer noch Frontflügel, Seitenkästen und Heckflügel."

Teamsitz in Italien, Windkanal in England, die Fahrer aus Spanien und der Schweiz, der Besitzer jedoch kommt aus Österreich. Wird das derzeit mit italienischer Lizenz startende Team so wie Red Bull Racing einmal mit österreichischer Lizenz antreten? Tost: "Derzeit sind wir in Italien stationiert. Ob das Team irgendwann einmal mit einer österreichischen Lizenz fahren wird, ist eine Entscheidung von Red Bull und Dietrich Mateschitz." Die Stimmung im Team sei jedenfalls "eher international - so wie Red Bull eben ist".