• 19.11.2010 13:23

Todt: Ferrari-Teamorder eine Provokation

FIA-Präsident Jean Todt will das Verbot der Teamorder beibehalten: "Lügen oder codierte Mitteillungen werden nicht akzeptiert"

(Motorsport-Total.com/SID) - FIA-Chef Jean Todt ist nicht generell gegen eine Teamorder in der Formel 1, der von seinem früheren Team Ferrari vollzogene Platztausch in Hockenheim sei aber eine zu große Provokation gewesen. "Teamorder ist seit 2002 verboten. Allerdings frage ich mich, wie oft hat es sie seitdem auf einem 'weichen' Weg gegeben", sagt der Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA in der italienischen Tageszeitung La Stampa.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt hatte mit seinem Funkspruch 2002 das Stallorderverbot provoziert

"Der Unterschied zu der von Ferrari angewendeten war, dass diese alles anderes als 'weich' war. Es war eine Provokation gegen die Regeln", meint Todt, der zu seiner Zeit bei den Roten oftmals auf Stallorder zurückgegriffen hatte. Ferrari war für den Platztausch zwischen Felipe Massa und Fernando Alonso in Hockenheim mit 100.000 Dollar (umgerechnet rund 73.000 Euro) Geldstrafe belegt worden.

Todt deutet an, dass die aktuelle Regel eher modifiziert als abgeschafft werden könnte. "Es wird durch die Regeln kontrolliert werden. Die Formel 1 ist ein Teamsport und jedes Team wird für sein eigenes Verhalten verantwortlich sein. Lügen oder codierte Mitteilungen wie 'Spar Benzin' werden nicht toleriert", erklärt der Franzose, der die Arbeitsgruppe Sport mit Vorschlägen für eine Überarbeitung des Paragrafen beauftragt hat und auf ein Ergebnis bis zur nächsten Sitzung des Motorsport-Weltrates Anfang Dezember hofft.

Groteske Kommunikation zwischen der Box und den Autos müssten vermieden werden. Todt gibt zu, dass er selbst im Bereich Teamorder eine große Rolle gespielt hatte, als er 2002 in Österreich Rubens Barrichello anwies, Michael Schumacher überholen zu lassen, was der provokativ kurz vor der Ziellinie getan hatte. Weil Schumacher später bei der Siegerehrung Barrichello auf das oberste Podest geholt hatte, erhielt die Scuderia seinerzeit 500.000 Dollar Geldstrafe und das Verbot der Teamorder wurde vor der Saison 2003 eingeführt.

¿pbvin|512|3300||0|1pb¿Heute bedauere er diesen Vorfall, meint Todt: "Rückblickend hätte er vermieden werden können. Schumacher hätte den Titel ohnehin gewonnen. Aber ich hätte es mehr bedauert, wenn ich den Titel um ein paar Punkte verpasst hätte." Nach Meinung der damaligen Ferrari-Teamchefs hätte aber auch Barrichello die Situation verschärft.

"Ich hätte ihm eigentlich gar nichts sagen müssen, denn wir hatten vorher ausgemacht, dass er Schumacher vorbei ließe, wenn er nach dem Boxenstopp vorne sei. Er hatte zugestimmt. Ein Fahrer wird dafür bezahlt, bestimmte Entscheidungen zu akzeptieren. Stattdessen blieb er vorne. Ich hatte ihn 50-mal angesprochen und es klar wiederholt. Er hat in der letzten Kurve Platz gemacht und die Leute haben gepfiffen."