• 29.09.2006 16:26

Theissen: "Im kommenden Jahr erwarten wir noch mehr"

Nach ersten Erfolgen will das BMW Sauber F1 Team seine Entwicklung auch im kommenden Jahr weiter vorantreiben

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Die jungen Fahrer des BMW Sauber F1 Teams, Robert Kubica und Sebastian Vettel, sorgen für Furore. Was genau ist die Strategie dahinter?"
Mario Theissen: "Wir ziehen den Nachwuchs für die Formel 1 lieber im eigenen Hause heran. Wenn man den Personalstamm in eineinhalb Jahren um 150 Leute aufstocken will, ist man auf Menschen von außerhalb angewiesen, aber wann immer möglich, nehmen wir sowohl im Technikstab als auch bei den Fahrern junge Leute auf, um sie selbst heranzuziehen. Mit der Formel BMW haben wir eine besondere Quelle für Fahrernachwuchs. Die Jungen fangen dort mit 15 oder 16 Jahren an, wodurch sich eine enge Beziehung entwickelt und was erahnen lässt, wozu sie fähig sind. Wir beobachten sie dann auf ihren Weg durch andere Klassen. Ich denke, dass das ein guter Weg ist, um junge Piloten kennen zu lernen und zu beurteilen. Sebastian Vettel ist zum Beispiel mit seinen 19 Jahren außergewöhnlich. Ich bin eigentlich nicht dafür, blutjunge Fahrer in die Formel 1 zu holen, aber Sebastian war soweit, das hat er bestätigt. Wenn man damit Erfolg hat, ist es wirklich der richtige Weg. Man muss nur aufpassen, dass man die Richtigen auswählt."#w1#

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen ist mit den Fortschritten des Teams zufrieden

Frage: "Kam der Podiumsplatz von Robert Kubica in Monza unerwartet?"
Theissen: "Das war immerhin schon unser zweites Podium, was natürlich besonders befriedigend für uns war, denn für das kommende Jahr erwarten wir noch viel mehr. In Budapest hatten wir sicherlich Glück, das war ein Resultat der Umstände. In Monza war es unsere eigene Leistung. Vielleicht ist das eine einmalige Sache, weil man in Monza ein spezielles Aerodynamik-Paket benutzt. Unsere Aerodynamiker haben alles richtig gemacht, so dass das Setup für Monza perfekt war. Aber darüber hinaus kann man einen Aufwärtstrend erkennen. Das deutet an, was hinter der Bühne getan wird, und das ist mehr, als die Öffentlichkeit zu sehen bekommt. Es ist das erste Jahr in der Geschichte von Sauber, in dem die Effizienz nicht im Laufe der Saison nachlässt. Ein Zeichen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Bis Ende der nächsten Saison soll Umbau des Teams abgeschlossen sein

Frage: "Gibt es neue Entwicklungen im Team?"
Theissen: "Wir haben unsere Pläne zur Mitte des vergangenen Jahres, direkt nach der Entscheidung, Sauber zu übernehmen, aufgestellt. Es gab also schon viele Entwicklungen. Wie schon gesagt soll der Standort in der Schweiz von 275 auf 430 Leute aufgestockt werden. Im Moment haben wir etwa 400. Wir haben beschlossen, die Fabrik zu vergrößern, um die Menschen unterzubringen. Auch die Labore und Werkstätten sollen vergrößert werden. Im Moment ist neben dem bestehenden Gebäude eine große Baugrube, aber bis zum Ende der nächsten Saison soll alles geschafft sein."

Frage: "Wie ist dein Eindruck von der Leistung Nick Heidfelds?"
Theissen: "Er macht seine Sache ziemlich gut. Er ist ein guter Entwickler, der den Ingenieuren gute Hinweise gibt. Er hat die Hauptentwicklungsarbeit in der ersten Hälfte der Saison übernommen, damit macht er auch weiter. Außerdem hilft es dem gesamten Team und auch Nick, dass Robert jetzt im Auto sitzt. Nick hat in den vergangenen Rennen zwei starke Qualifikationsläufe hingelegt und nutzt wieder sein volles Potential aus."

Frage: "Warum wartet ihr noch mit der Bestätigung von Robert Kubica für das kommende Jahr?"
Theissen: "Leider habe ich zu Anfang der Saison gesagt, dass ich die Fahreraufstellung erst am Ende der Saison bekannt geben werde. Dabei muss ich jetzt bleiben. Einen anderen Grund dafür gibt es nicht."

Die jungen Fahrer werden das Feld aufmischen

"Ich sage schon immer, dass es keinen Sinn ergibt, wenn wir vier Mal so viele Testkilometer wie Rennkilometer fahren, denn die Testkilometer sind genau so teuer wie die im Rennen." Mario Theissen

Frage: "Was hältst du von der geplanten Testbeschränkung auf 30.000 Kilometer?"
Theissen: "Ich sage schon immer, dass es keinen Sinn ergibt, wenn wir vier Mal so viele Testkilometer wie Rennkilometer fahren, denn die Testkilometer sind genau so teuer wie die im Rennen. Man gibt das Geld ohne Zuschauer aus. Ich unterstütze die Regelung und jetzt müssen wir auf dieser Basis den nächsten Schritt gehen und einen Testplan entwickeln. Es geht nicht nur um die Kilometer, es geht auch darum, wo und wann wir testen. Was wir brauchen, ist ein Plan, der beinhaltet, auf welchem Kurs wir testen und wie wir die 30.000 Kilometer über das Jahr verteilen können, ohne wieder unnötig Geld auszugeben."

Frage: "Geht es dabei um eine Beschränkung für das gesamte Kalenderjahr?"
Theissen: "Ich verstehe das so, dass die Saison 2007 gemeint ist, was die Wintertests im November und Dezember nicht betrifft."

Frage: "Wie sehr wird sich die Formel 1 ohne Michael Schumacher verändern und wer wird in den nächsten zehn bis zwölf Jahren der dominante Fahrer sein?"
Theissen: "Die Leute mögen jetzt über die Zeit vor Michael, mit Michael und nach Michael sinnieren, aber die Show geht weiter. Es gibt neue Jungs, die auch Leistung bringen und Fans anziehen. Und auch das wird mehr als nur ein paar Monate andauern."

Frage: "Und kommt dabei vielleicht auch ein neuer Star heraus?"
Theissen: "Es gibt einige Junge in Wartestellung. Ich habe in diesem Jahr Beschwerden vernommen, dass wir nicht mehr die Erfahrung der erfahrenen Fahrer schätzen würden. Ich denke, es ist eine sehr gesunde Entwicklung, neue Jungs in die Formel 1 zu führen. Wenn man sich anschaut, was man in diesem Jahr von ihnen gesehen hat, wie Nico Rosberg zu Jahresbeginn und nun Robert Kubica, so denke ich, dass die Jungs das Feld etwas aufmischen können. Das ist gut für die Formel 1."