• 23.12.2005 15:36

Theissen: "Genügend Luft nach oben"

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen spricht wenige Tage vor der offiziellen Übernahme des Sauber-Teams über den Stand der Dinge

(Motorsport-Total.com/sid) - BMW ist für das größte Formel-1-Abenteuer in der Firmengeschichte bereit. Nach dem Schlussstrich mit dem Team von Sir Frank Williams will der Münchener Automobilhersteller mit Wunschfahrer Nick Heidfeld und Teamkollege Jacques Villeneuve als eigenständiger Rennstall 2006 in die Erfolgsspur zurückfinden.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber und Mario Theissen

Mario Theissen im Gespräch mit dem scheidenden Teamchef Peter Sauber

"Die größte Herausforderung ist, dieses neue Team zu schmieden, das ja aus zwei bisher unabhängigen Partnern zusammengefügt wird", sagte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen dem 'sid'. Die Münchner hatten sich die freundliche Übernahme des Schweizer Sauber-Teams geschätzte 80 Millionen Euro kosten lassen. Theissen: "Es geht vorrangig darum, eine einheitliche Denk- und Arbeitsweise zu erzeugen, damit alle am selben Strang ziehen."#w1#

Sauber hatte die Saison 2005 auf dem achten Platz beendet. Und von dieser Position wolle man sich laut Theissen "mit voller Kraft" nach vorn arbeiten. "Es ist genügend Luft nach oben vorhanden. Wir wollen natürlich so schnell wie möglich den Anschluss zu den Top-Teams schaffen", sagt der BMW Motorsport Direktor.

Das Potenzial dieser Neuausrichtung liege in dem Zusammenführen des Technologie-Knowhows von BMW mit der Effizienz und Rennerfahrung des Teams Sauber, meint Theissen: "Unser Ziel ist es, diese bislang unabhängigen Aktivitäten zu einem integrierten Team zu verschmelzen und dieses in der Formel 1 zu einem Spitzenteam zu formen."

Mit der Verpflichtung der Fahrer habe sich das neue BMW Sauber F1 Team bewusst viel Zeit gelassen, auch wenn Heidfeld laut Theissen der Wunschpilot gewesen sei: "Wir haben ihn in diesem Jahr bei Williams als schnellen Fahrer und analytischen Arbeiter kennen gelernt. Er zeigt die nötige Aggressivität auf der Strecke, wenn es die Situation erfordert, und er kann den Ingenieuren fundierte und detaillierte Informationen geben."

Bei Villeneuve habe man sich die Zeit genommen, seine Leistung genau zu beurteilen. Theissen: "Der Beginn der Saison 2005 war für ihn aus verschiedenen Gründen schwierig, er hat sich aber im Laufe des Jahres deutlich gesteigert. Beim ersten Test im Sauber C24B mit BMW-V8-Motor hat er einen guten Eindruck hinterlassen. Wir glauben, dass er sich weiter steigern kann." Entwicklungspotenzial hat auch Test- und Ersatzfahrer Robert Kubica.

Die Zwischenbilanz sechs Monate nach der Sauber-Übernahme könne sich sehen lassen, sagt Theissen. Man habe in dieser Zeit vor allem die Integration vorangetrieben, ein Interimsauto auf die Räder gestellt, Verträge mit großen Partnern ('Petronas', 'Intel', 'Credit Suisse') realisiert und über 50 Arbeitsverträge mit neuen Mitarbeitern abgeschlossen.

Trotzdem gebe sich jetzt niemand im Team Illusionen hin. "Vor uns liegt ein weiter Weg. Wir werden ihn mit Ausdauer und Umsicht gehen", sagt Theissen, der darauf verweist, dass es aus mehreren Gründen wichtig gewesen sei, ein Interimsauto zu bauen. "Einerseits wollten wir unseren P86-Motor auf der Strecke testen, andererseits ging es darum, das gesamte Motorumfeld wie Kühlung, Hydraulik und Elektronik aufeinander abzustimmen", erläutert er.

Theissen räumt allerdings auch ein, dass bei den drei Tests in Spanien erwartungsgemäß noch nicht alles rundgelaufen sei, "aber es war nichts dabei, was für unsere Ingenieure in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht lösbar wäre". Das Roll-out des neuen Wagens wird am 17. Januar bei der Präsentation des neuen BMW Sauber F1 Teams in Valencia stattfinden. Theissen: "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein technisch gut funktionierendes Paket haben werden."