• 12.10.2008 11:46

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Theissen: "Es ist noch alles drin"

Der BMW Motorsport Direktor ausführlich über ein starkes Rennen von Robert Kubica, das Pech von Nick Heidfeld und die Chancen auf die beiden WM-Titel

(Motorsport-Total.com) - Nach dem zweiten Platz von Robert Kubica beim Großen Preis von Japan hat das BMW Sauber F1 Team plötzlich wieder bessere Chancen auf den Gewinn der beiden WM-Titel. So hat Kubica bei noch verbleibenden zwei Rennen 12 Punkte Rückstand auf Hamilton, dem Team auf Rang drei fehlen 14 Punkte auf Ferrari.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen ist gespannt, wie sich der Titelkampf noch entwickeln wird...

"Er ist noch bei der Musik und wir haben vergangenes Jahr gesehen, was passieren kann", so BMW Motorsport Direktor Mario Theissen im Gespräch mit den Medien. "Da hat sich das Bild noch einmal komplett gedreht. Wir haben schon heute ein paar unerwartete Dinge gesehen. Die Chancen sind eigentlich unverändert aber intakt. Natürlich sind es Außenseiterchancen."#w1#

Und natürlich besitzt auch das Team Chancen auf den Gewinn des Titels: "Ich habe nicht nur ein Auge auf Robert, sondern auch auf das Team. Als Teams sind wir heute wieder deutlich näher an die ersten beiden herangekommen. Wir haben vor, dort hineinzufahren. Wir werden uns in aller Ruhe auf diese beiden Rennen vorbereiten. Und wenn sich uns eine Chance bietet, dann werden wir sie nutzen."

"Wenn sich uns eine Chance bietet, dann werden wir sie nutzen." Mario Theissen

Im Kampf um die WM-Kronen bei der Entwicklung noch einmal Gas zu geben, ist nach Aussage des Deutschen ausgeschlossen: "Aber wir haben die Abstimmung des Autos für die letzten beiden Rennen sicherlich vorbereitet. Neue Entwicklungen sind jetzt nicht mehr möglich, da wir gar nicht mehr testen können."

Das Team kann also nur eingeschränkt helfen: "Wir können das Auto wie bisher hinstellen, so gut wie es ist. Wir müssen die Zuverlässigkeit haben, die wir bisher in dieser Saison hatten, wir hatten noch keinen Ausfall gehabt. Wir sind damit das zuverlässigste Team. Wir müssen die Strategie für das Rennen richtig hinbekommen, das war hier auch der Fall. Dann schauen wir, was die anderen tun."

Dass man in Fuji auf das Podium fahren konnte, hat Theissen nicht verblüfft: "Ich hatte dieses Ergebnis erwartet. Natürlich hatten wir in der ersten Kurve etwas Glück. Er fuhr ein spektakuläres Rennen, sehr stark. Als Alonso beim ersten Stopp eine Runde länger draußen bleiben konnte, war uns klar, dass er Robert überholen würde. Aber abgesehen davon konnte Robert alle hinter sich halten. Vor allem der Kampf mit Kimi war exzellent."

"Ich hatte dieses Ergebnis erwartet." Mario Theissen

Gegen Fernando Alonso hatte Kubica hingegen keine Chance, obwohl das Team die Taktik anpasste: "Der erste Abschnitt des Rennens war natürlich vorgegeben. Und als wir gesehen haben, dass Fernando eine Runde länger draußen bleiben konnte, war uns klar, dass er vorbeigeht."

"Wir haben den zweiten Rennabschnitt für Robert dann schon so gewählt, dass wir länger draußen bleiben können. Aber der Vorsprung von Fernando war dann schon so groß, dass es nicht mehr gereicht hat. Robert ist in meinen Augen ein bärenstarkes Rennen gefahren. Er hatte vor allem mit Kimi einen super Kampf gehabt. Das war für ihn ein hoch verdienter zweiter Platz."

"Robert ist in meinen Augen ein bärenstarkes Rennen gefahren." Mario Theissen

Dennoch ist der Deutsche zufrieden, schließlich steht man nach 16 Rennen wesentlich besser da, als man dies vor dem Start der Saison erwartet hatte: "Wir sind in beiden Wertungen erstaunlich nah dran. Insbesondere in der Konstrukteurswertung ist noch alles drin. Wir werden jetzt in aller Ruhe die letzten zwei Rennen angehen und unsere Chance suchen."

Nick Heidfeld hatte im Rennen keine Chance auf Punkte - er war Opfer des taktischen Fehlers in der Qualifikation: "Das war eine sehr unglückliche Situation, die er aber nicht zu vertreten hat. Es war schon eine gemeinsame Entscheidung, beide Fahrer im ersten Qualifying-Teil nur auf harten Reifen raus zuschicken. Die haben wir getroffen, um uns die weichen Reifen für die späteren Durchgänge aufzuheben. Dies auf Basis der Erkenntnis vom Freitag, dass der weiche Reifen nur drei Zehntelsekunden schneller ist als der harte."

"Dann stellte sich heraus, dass um uns herum alle auf die Weichen umrüsten und es plötzlich sieben Zehntelsekunden waren. Dann wurde es für uns eng. Robert hat es gerade so eben geschafft und Nick ist hängen geblieben. Das geht nicht auf seine Kappe."

"Das geht nicht auf seine Kappe." Mario Theissen

"Für Nick war das Rennen damit gestern eigentlich schon gelaufen. Wir mussten bei ihm darauf spekulieren, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Wir haben ihn aus diesem Grund entsprechend mit viel Benzin an Bord los geschickt, der erste Stopp sollte sehr spät erfolgen. Es gab keine Zwischenfälle, deshalb ist er außerhalb der Punkte ins Ziel gekommen."

Bleibt zu hoffen, dass der Mönchengladbacher beim Großen Preis von China in der kommenden Woche wieder in die Punkte zurückkehren kann: "Ich weiß nicht, ob es dort so heiß wird, und als allzu kalt habe ich es ja auch nicht empfunden. Die Strecke hier ist speziell, Shanghai ist normaler. Aus der Sicht des Fahrers ist es eine sehr anspruchsvolle Strecke. Ich hoffe, dass dies uns entgegenkommt."


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Großer Preis von Japan, Sonntag