• 29.05.2009 10:50

  • von Stefan Ziegler

Testfahrten: Renault macht die Pferde scheu

Die Einwohner von Duxford sind nicht gerade begeistert darüber, dass Renault am Imperial War Museum einige seiner Geradentests absolviert

(Motorsport-Total.com) - Von Null auf 240 Kilometer pro Stunde und wieder auf Null, Wende und das Ganze noch einmal von vorn - so einfach gestrickt war das Tagesprogramm für Renault-Testfahrer Adam Khan, der mit dem R29 im britischen Duxford einige Geradentests absolvierte. Weitaus weniger begeistert als die Renault-Ingenieure gab sich indes die örtliche Bevölkerung, die nur wenig Verständnis für die Lärmentwicklung des Formel-1-Geschosses hatte. Die Beteiligten bemühen sich nun um eine Lösung.

Titel-Bild zur News: Adam Khan

Einsatz für Adam Khan: Renault testete in Großbritannien einige neue Elemente

Zwei Tage lang war das französisch-britische Renault-Team nun in Duxford nahe Cambridge unterwegs - lange genug, um den Ortsbewohnern ziemlich auf die Nerven zu gehen. "Viele Leute haben gesagt, dass der Lärm einfach unerträglich sei. Das schließt Menschen mit ein, die den gesamten Tag über im Haus verbracht haben und ihre Fenster geschlossen hatten. Sie konnten die Geräusche trotzdem hören", schilderte Kreisrat Peter Topping die Situation in der 'Cambridge News'.#w1#

Und auch die Tierwelt habe verrückt gespielt, wie Topping zu berichten wusste: "Pferdebesitzer haben sich darüber beschwert, dass ihre Tiere wie wild durch die Gegend gerannt seien." Beim Imperial War Museum, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft die Geradentests von Renault über die Bühne gegangen sind, wittert man allerdings auch Vorteile durch die Präsenz des Rennstalls: "Es werden viele Besucher alleine wegen der Formel-1-Autos nach Duxford kommen", erklärte eine nicht näher benannte Museumssprecherin.

Duxford überwacht den Lärmpegel bei Renault

"Die Testfahrten passen außerdem zur Geschichte des technologischen Fortschritts, die wir in diesem Museum erzählen", heißt es im Statement des Imperial War Museums weiter. Dennoch investierte die Institution in einige Experten, die der Lärmbelästigung mit Messgeräten zu Leibe rückten. Die Auswertung der gesammelten Daten steht allerdings noch aus. "Wir möchten der Bevölkerung versichern, dass wir das Thema Lärm sehr ernst nehmen", begründete das Museum diesen Schritt.

Die Mitglieder des Renault-Teams haben durchaus Verständnis für die Anwohner, sind aber auf die wenigen Testtage angewiesen, die das Reglement in diesem Jahr erlaubt. "Wir können diese Autos nicht mit einem Schalldämpfer fahren", erläuterte Teammanager Steve Nielsen. "Das wäre eine großartige Sache. Wir haben uns diesem Thema schon einmal intensiv gewidmet. Es würde allerdings sämtliche Daten zunichte machen, sollten wir tatsächlich Schalldämpfer benutzen."

"Die Rennwagen müssen mit den Autos identisch sein, die dann später auch beim Grand Prix zum Einsatz kommen. Das hat leider zur Folge, dass wir keine Schalldämpfer verwenden können", meinte Nielsen und fügte an: "Ich kann die Leute aber verstehen. Wir haben allerdings auch nur acht solcher Testtage pro Jahr und drei davon haben wir bereits außerhalb von Großbritannien absolviert." Die jüngsten Ausfahrten in Duxford sollen der Performance in Istanbul zugute kommen.

Nielsen: Renault ist auf Geradentests angewiesen

"Wir hatten einige Teile am Auto, die für einen Renneinsatz in der Türkei vorgesehen sind", fasste Nielsen die Geradentests zusammen und merkte an: "Diese Probeläufe sind sehr nützlich. Die hier gesammelten Informationen werden uns an der Rennstrecke definitiv zugute kommen. Wir haben nur eine beschränkte Anzahl von solchen Testtagen, dementsprechend suchen wir uns die Örtlichkeiten sehr genau aus. Wir würden nicht hierher zurückkommen, wenn die Daten nicht verlässlich wären."

Eine Rückkehr an das Imperial War Museum ist also nicht ausgeschlossen, zumal Renault mit der aktuellen Form noch nicht zufrieden ist. "Wir machen diesen Job nicht, um am Ende einen siebten Platz zu belegen", stellte Teammanager Nielsen klar. "Wir gehen auf die Strecke, um Rennsiege zu holen. Wir sind allerdings im Augenblick nicht schnell genug dafür. Deswegen sind solche Tage sehr wichtig, denn dadurch können wir den Wagen entscheidend verbessern."

"Ziel ist es letztendlich natürlich, an den Punkt zu gelangen, wo wir hin wollen - an die Spitze des Feldes", kündigte Nielsen an und ging abschließend auf das weitere Vorhaben von Renault ein: "Wir haben viele kluge Leute, die sich dieser Aufgabe verschrieben haben. Zu Beginn des vergangenen Jahres waren wir nicht schnell genug, haben aber gegen Ende der Saison einige Rennen gewonnen. Wir haben einen steinigen Weg vor uns, nichtsdestotrotz ist er für dieses Jahr schon vorgezeichnet."