Teams protestieren gegen Dezember-Finale

Die Teamchefs Ross Brawn und Eric Boullier sprechen sich entschieden gegen eine bis 4. Dezember verlängerte Formel-1-Saison aus

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestones Idee, das Saisonfinale am 4. Dezember in Indien auszutragen, um am eigentlichen Indien-Termin (30. Oktober) den Grand Prix von Bahrain nachholen zu können, stößt bei den Teams nicht auf Anklang. Aufgrund der immer höher werdenden Belastung für das Personal wollen sie keine weitere Verlängerung der Formel-1-Saison.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Ross Brawn

Ross Brawn ist der vehementeste Gegner eines Saisonfinales im Dezember

"Als Teamchef muss ich auf meine Leute achten. Die arbeiten seit Ende Januar durch und sind seither enorm belastet", kritisiert Mercedes-Teamchef Ross Brawn, für den in Brackley 400 Angestellte arbeiten. "Jetzt noch die Saison in den Dezember hinein zu verlängern und dann Ende Januar wieder anzufangen, ist zu viel. Das verärgert meine Leute und ihre Familien."

Zwei verschiedene Teams sind keine Option

"Zwei Teams, wie sie es in der NASCAR machen, können wir uns nicht leisten - außerdem würde das dem RRA komplett widersprechen, denn das beschränkt unsere Mitarbeiterzahl. Also ist es uns gar nicht möglich, unsere Organisation in zwei Rennteams zu unterteilen", argumentiert er. "Ich glaube, wir müssen darüber sehr sorgfältig nachdenken, denn wir erreichen die Grenze dessen, was wir unseren Leuten zumuten können."

Noch 2009 wurde die Weltmeisterschaft in 17 statt 20 Rennen entschieden; außerdem nimmt die Reisebelastung aufgrund der globalen Expansion der Formel 1 immer weiter zu. Zwar sorgt das Testverbot für eine Entlastung im Sommer, aber das Testverbot wurde vor allem eingeführt, um eigene Testteams und damit verbundene Kosten einzusparen. Das heißt, diese Aufgaben fallen auch auf das Rennteam.


Fotos: Großer Preis von Spanien, Sonntag


Brawn glaubt, dass ein Limit erreicht ist, und lehnt daher ein Saisonfinale erst am 4. Dezember ab: "Die Jungs sind seit Anfang Januar im Vollbetrieb, denn es gibt kein Testteam mehr - das muss auch das Rennteam machen. Wenn die Saison bis Dezember dauert, bleiben nur ein paar Wochen um Weihnachten und dann geht es schon wieder los. Das ist keine nachhaltige Lösung", findet der Brite.

Boullier stärkt Brawn den Rücken

Unterstützung erhält er von Eric Boullier, Renault-Teamchef und stellvertretender Vorsitzender der Teamvereinigung FOTA: "Wir müssen an unsere Mechaniker denken, die auch mal frei brauchen", sagt er. "Ich mache mir aber deswegen fast weniger Sorgen als wegen der Tatsache, dass wir im Winter immer weniger Zeit haben, um an den Autos zu arbeiten. Wir müssten unseren Plan wieder über den Haufen werfen."

"Wir haben im Winter immer weniger Zeit, um an den Autos zu arbeiten." Eric Boullier

Boullier steht übrigens auch dem Wunsch von FIA-Präsident Jean Todt kritisch gegenüber, Testfahrten während der Saison wieder einzuführen: "Ich finde, wir haben ein gutes Testreglement. Ich weiß, dass es Gespräche mit der FIA gibt, Tests wieder zu erlauben, aber ich unterstütze das nicht. Das würde nur zusätzliche Kosten bedeuten. Außerdem ist die Arbeitslast heute schon sehr hoch. Wenn dann auch noch Tests dazukommen, wird es noch schlimmer. Das ist ein Problem."