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Teamchef plädiert für Formel-1-Wintertests in Bahrain

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost spricht sich gegen klassische Wintertests im kühlen Europa aus und begründet seinen Wunsch nach Probefahrten im Warmen

(Motorsport-Total.com) - Wie repräsentativ sind die Wintertests der Formel 1? Über diese Frage wird alljährlich kontrovers diskutiert. Denn einerseits werden die Probefahrten auf dem Grand-Prix-Kurs in Barcelona absolviert, der schon seit Jahren für Tests verwendet wird und daher gut bekannt ist. Andererseits aber verhindert das meist kühle Wetter einen echten Vergleich zu den Bedingungen, wie sie im Saisonverlauf bei vielen Rennen vorherrschen werden. Deshalb macht sich Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost für Testfahrten im Warmen stark.

Titel-Bild zur News: Lando Norris

Testfahrten im kühlen Europa: Teamchef Franz Tost plädiert für den Nahen Osten Zoom

Seine These: Wenn die Formel 1 relevante Testdaten erzeugen will, dann muss sie nach Bahrain. "In [Barcelona] ist es doch am Morgen einfach nur schweinisch kalt", meint Tost. "Ich bin lieber in der Sonne. Aber mal ernsthaft: Natürlich fahren wir heute. Und mit etwas Glück kriegen wir eine Streckentemperatur von 20 Grad Celsius oder so. Und dann fahren wir [später ein Rennen] in Bahrain, wo wir 40 oder 50 Grad haben. Daher sollten wir unser sogenanntes Wintertesten in Abu Dhabi oder Bahrain abhalten, wo wir repräsentative Temperaturen haben."

Tatsächlich wird das Auslagern der Testfahrten aus Europa nach Übersee jedes Jahr auf die Tagesordnung gebracht, dann aber doch abgelehnt. "Viele Teams sind dagegen", sagt Tost. "Wenn ich es richtig im Kopf habe, dann wollen nur Ferrari, Mercedes und Toro Rosso einen Test im Nahen Osten."

Wie Pirelli zu Wintertests in Spanien steht

Dabei hätte ein Test in Abu Dhabi oder Bahrain, wie es Tost vorschlägt, viele Vorteile. Der Teamchef erklärt: "Ja, es wäre ein bisschen teurer, aber du könntest viel mehr valide Daten sammeln. Das würde [die Mehrkosten] kompensieren. Zumal du die Reifen unter den hier [in Barcelona] vorherrschenden Temperaturen gar nicht so leicht zum Arbeiten bringst. [Im Nahen Osten] allerdings wäre ein guter Probelauf möglich."

Das Reifenargument lässt Formel-1-Ausrüster Pirelli jedoch so nicht gelten. Mario Isola als Sportchef des Unternehmens erklärt das spanische Wetter in Barcelona für "akzeptabel" und meint: "Es scheint, als hätten wir [dieses Jahr] acht Tage lang gute Bedingungen für unsere Testarbeit." Allerdings räumt auch Isola ein: Optimal seien die Voraussetzungen in Barcelona nicht.

"Der frühe Nachmittag ist die Tageszeit, die die relevantesten Daten liefert", sagt Isola. "Denn am Vormittag, wenn der Test beginnt, hat es gerade mal sechs, sieben Grad Celsius. Das ist schon recht kühl." Doch selbst Umgebungstemperaturen von knapp unter 20 und Streckentemperaturen von gut 25 Grad Celsius seien in der Tat nicht, was die Formel 1 im Saisonverlauf am häufigsten erwarte. Isola: "Das entspricht nicht dem Szenario, wie wir es in den Rennen sehen werden." Aus Pirelli-Sicht ist das Wetter in Spanien aber "ausreichend" für die Tests.


Fotostrecke: Die Formel-1-Autos 2019 auf der Strecke

Und: Der Reifenhersteller will dort nicht mal alle Möglichkeiten ausschöpfen, die er per Reglement hätte. "Wir könnten einen Tag auf nasser Strecke einfordern, aber das tun wir nicht", sagt Isola. "Die Änderungen an Intermediates und Regenreifen sind so gering, dass wir diese Option nicht ziehen müssen." Bedeutet: Die Teams können in Barcelona alle acht Tage auf trockener Strecke bestreiten - sofern das Wetter mitspielt, und danach sieht es aus.

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