• 28.07.2013 20:29

  • von Christian Nimmervoll & Christian Schrader

Sutil nach Ausfall: Kritik an Hamilton und den Reifen

Nach den Hydraulikproblemen im 100. Grand Prix kritisiert Adrian Sutil seinen ehemaligen Kumpel und die Reifen - Podium bleibt trotzdem das Ziel

(Motorsport-Total.com) - In seinem 100. Formel-1-Grand-Prix beim Großen Preis von Ungarn in Budapest musste Adrian Sutil Lehrgeld bezahlen. Der Force-India-Pilot schied früh mit einem Problem an der Hydraulik aus. Viel mehr als den Ausfall erzürnt den Deutschen allerdings ein zu langsam fahrender Lewis Hamilton und die neuen Reifen von Pirelli, die seinen Boliden auf dem Hungaroring stark beeinflusst haben.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Brachte trotz der Hitze in Ungarn die Reifen nicht auf Temperatur: Adrian Sutil Zoom

Bereits per Funk meldete Sutil seinem Team ein Hydraulikproblem, was sich hinterher bestätigte. Der Force-India-Pilot berichtet von einem Leck, bei dem Öl ausgelaufen sei. Danach steuerte der Deutsche direkt seine Mechaniker an. Eigentlich sei in dieser Runde auch der Boxenstopp geplant gewesen, berichtet Sutil - aber dann folgten die Probleme in Kurve elf. Zu dieser Zeit lag Sutil auf Rang acht. "Ich denke, Platz neun oder zehn wäre heute drin gewesen", hadert er nach seinem Ausfall.

Beim Start verlor Sutil, der das Rennen auf harten Reifen anging, einige Positionen. Kritik äußert der Deutsche dabei an seinem ehemaligen Kumpel, Pole-Setter Lewis Hamilton. "Die Runde zur Startaufstellung war ein Witz, das war furchtbar. Vorne ist Hamilton wahrscheinlich zu langsam gefahren. Da fragt man sich schon: Warum machen wir überhaupt eine Aufwärmrunde?", kritisiert Sutil. Gefühlt sei das komplette Feld laut dem Mann aus Starnberg "im ersten Gang rumgefahren".

Trotz Hitze Probleme beim Anwärmen der Reifen

"Die Runde zur Startaufstellung war ein Witz, das war furchtbar." Adrian Sutil

Auch bei 34 Grad Celsius Luft- und 50 Grad Celsius Streckentemperatur war es laut Sutil schwer, die schwarzen Walzen auf Temperatur zu bringen. "Man kann auch bei diesen Temperaturen Schwierigkeiten haben beim Aufwärmen der Reifen", erklärt er. Nachdem die Fahrer auf weichen Reifen vor ihm die Box ansteuerten, machte der Force-India-Pilot wieder Boden gut - dann kam das Aus.

Sutil kritisiert nicht nur Hamilton, sondern auch die neuen Reifen von Pirelli (2013er-Mischungen auf den 2012er-Konstruktionen). Sein Team habe Probleme gehabt, die Reifen ins richtige Temperaturfenster zu bekommen. "Es ist auch schwieriger als bei Red Bull, bei Webber ging es sofort viel besser. Bei mir ging am Anfang überhaupt nichts. Es hat fünf, sechs Runden gedauert, bis ich allmählich auf einer Pace war", resümiert Sutil.

"Ich musste im Qualifying noch nie so hart pushen, um die weichen Reifen auf Temperatur zu bekommen." Adrian Sutil

"Auch mit einem weichen Reifen ist das sehr untypisch. Ich musste im Qualifying noch nie so hart pushen, um die weichen Reifen auf Temperatur zu bekommen", berichtet er weiter. Allgemeiner Kritikpunkt Sutils: Durch die Änderung der Reifen wurde Teams wie Force India der Vorsprung weggenommen, den sie sich erarbeitet haben. "Die Änderung war für uns nicht gut. Den großen Teams hat es wieder geholfen, die haben sich durchgesetzt - und die Kleinen müssen damit leben", so der Deutsche.

Sutil hat das Podium fest im Visier

Vor allem Red Bull und Mercedes haben durch die neue Mischcharakteristik profitiert. "Die Autos, die Abtrieb haben, sind jetzt wieder vorne. Was okay ist - jetzt sind die schnellsten Autos wieder da, wo sie sein sollen, für die kleinen Teams ist es ein bisschen nach hinten gegangen", ironisiert Sutil. Auch Teams wie McLaren oder Williams zählt er auf, die dadurch einen Vorteil hätten. Der Force-India-Pilot glaubt nicht, dass sein Team Zeit auf die Spitze verloren hat, es sei vielmehr alles enger geworden - und die Konkurrenz für Force India um die Plätze nach Red Bull, Mercedes, Ferrari und Lotus somit größer.


Fotos: Adrian Sutil, Großer Preis von Ungarn


Trotzdem ist Sutil vor allem mit seinem Rennen und dem Verhalten seines Boliden alles andere als zufrieden, was er auch auf seinen Teamkollegen Paul di Resta bezieht, der am Ende als 18. gewertet wurde. "Der hatte natürlich ein katastrophales Rennen, da ging überhaupt nichts vorwärts", berichtet Sutil. Auch der Schotte haderte mit seinem Dienstwagen. "Man sei auf jeden Fall nicht da, wo wir fahren wollten", so Sutil weiter. Wir waren beide dieses Jahr viel stärker unterwegs und da sieht man mal, was es für einen Einfluss hat: Wenn ein Reifen nicht funktioniert, ist man ganz schnell wieder ganz weg", sagt er.

"Ich bin auf Podiumskurs, das ist bei mir einprogrammiert. Ich werde so lange arbeiten, bis ich das schaffe." Adrian Sutil

Der Rückschlag ändert aber nichts an Sutils ehrgeizigem Ziel, noch dieses Jahr nach einem Rennen auf das Podium zu klettern und Champagner zu spritzen. "Ich bin auf Podiumskurs, das ist bei mir einprogrammiert. Ich werde so lange arbeiten, bis ich das schaffe", zeigt sich Sutil kämpferisch und fügt hinzu: "Dann kommt der nächste Schritt. Man muss daran glauben und dranbleiben, weil es sonst eh nicht klappt. Wenn ich jetzt sage: 'Ich schaffe es eh nicht', kann ich auch gleich aufhören."

Der Starnberger freut sich auf Spa

Dieses Ziel muss der 30-Jährige allerdings ohne große Verbesserungen an seinem Force India angehen. "Wir haben keine Updates mehr", gibt er zu Protokoll. "Ich glaube nicht, dass da jemand großartig Updates haben wird. Vielleicht McLaren, die versuchen, ein bisschen besser zu werden. Wir müssen einfach das Paket maximieren, was auch nicht schlecht ist, wenn man das hinkriegt. Und dann kommen wir wieder ein bisschen nach vorne", zeigt er sich optimistisch.

Zeitgewinne werden somit nach der Sommerpause lediglich durch eine Optimierung des Setups möglich sein. Was hat Sutil für die motorsportfreie Zeit geplant? "Ich bin zu Hause, werde aber nicht verreisen", verrät er. Die nächste Tour geht dann zum Großen Preis von Belgien nach Spa (23. bis 25. August 2013). Auf die "Ardennen-Achterbahn", früher auch Michael Schumachers Favorit, freut sich Sutil - auch, weil er die Strecke von Budapest "schwierig" fand.