• 31.07.2010 20:03

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Sutil: "Am Morgen sah es ganz schlimm aus"

Der Force-India-Pilot erklärt, warum er mit Startplatz 13 zufrieden ist, und wieso er auf den F-Schacht und den neuen Diffusor verzichtet

(Motorsport-Total.com) - Man kann sich nur schwer vorstellen, dass ein Fahrer mit Platz 13 in der Qualifikation zufrieden ist, doch im Falle von Adrian Sutil war dies so: "Meine Prognose war 13 oder 14. Ich bin eigentlich schon ganz glücklich, dass ich das erreicht habe. Es sah gestern nicht gut aus, heute Vormittag sah es ganz schlimm aus."

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil mit seinem Vater

Adrian Sutil mit seinem Vater: Glücklich über Position 13

"Wir sind ins Qualifying gegangen und haben nicht wirklich gewusst, was dabei rauskommt. Wir haben es langsam aufgebaut und versucht, die Reifen zu verstehen. Am Ende habe ich es ganz gut hinbekommen. Es war eine gute Runde, das war das Maximum."#w1#

Diese Position sei im Hinblick auf das Rennen gar nicht mal so schlecht: "Position 13 ist gar keine schlechte Position, das ist nahe an den Top 10. Ich werde morgen versuchen, das eine oder andere Pünktchen zu holen."

Mit langem ersten Rennabschnitt nach vorn?

Im Rennen könne man sich durchaus durch die Strategie nach vorne arbeiten: "Man kann wieder versuchen, mit den harten Reifen zu starten und einen späten Stopp einzulegen. Das muss man sich genau überlegen. Man muss am Anfang die harten Reifen zum Arbeiten bekommen. Wenn sie nicht funktionieren, dann hat man ein Problem."

"Aber ich glaube, dass auch der weiche nicht allzu schlecht ist. Mit ihm kann man auch einen langen Abschnitt fahren. Von Runde 30 an kann man sicherlich mit dem weichen durchfahren. Er hält gut durch, und da er eine Stufe härter geworden ist als im Vergleich zum vergangenen Jahr, haben wir selten Probleme mit Graining."

Wenig Abtrieb gleich wenig Reifentemperatur

Man habe auf dem Hungaroring damit zu kämpfen, die Reifen auf Temperatur zu bekommen: "Wir haben hier sehr wenig Abtrieb, deswegen haben wir einfach Probleme, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen. Wenn man wenig Abtrieb hat, den benötigt man zwei oder drei Runden, um sie zum Arbeiten zu bewegen."

"Aber dann ist der perfekte Gummi schon runter. Dann kann man zwar sehr konstante Rundenzeiten fahren, aber der Peak der Reifen ist schon weg. Im Qualifying waren die Temperaturen etwas höher, das Haftungsniveau war besser, ebenso wie unser Auto. Es reiche nicht aus, um die Reifen auf der ersten Runde zum Arbeiten zu bekommen, aber zumindest auf der zweiten."

Hat es vielleicht an der Strecke gelegen, dass er am Vormittag so massive Probleme hatte? "Das ist schwer zu sagen. Heute Vormittag hatte ich andere Probleme, da hatte ich überhaupt keine Haftung. Ich hatte schon den Eindruck, dass die Strecke etwas langsamer geworden ist, aber die Zeiten der anderen waren eigentlich ähnlich."

"Ich glaube, die Strecke hat nicht verloren. Aber im Qualifying war sie definitiv besser als heute Morgen. Im Rennen sollte das gegen Ende noch besser werden. Wenn wir uns an die vergangenen Jahre erinnern, da gab es am Ende des Rennens doch extrem gute Haftung auf der Strecke. In den engen Kurven klebt das Auto förmlich."

Sutil verzichtete auf den F-Schacht

Sutil verzichtete im Qualifying auf den F-Schacht: "Ich habe ihn abgebaut, da ich heute Morgen damit Probleme hatte. Deswegen ging auch glaube ich gar nichts, weswegen ich mich entschieden habe, ihn abzubauen. Ich glaube, das war die richtige Entscheidung."

Doch nicht nur der F-Schacht kam nicht zum Einsatz, sondern auch der neue auspuffangeströmte Diffusor, den man am Freitag ausprobiert hatte: "Für das Qualifying hätte es definitiv etwas gebracht, aber das Rennen hätten wir damit nicht beenden können. Der Test war aufschlussreich, aber er war für das Rennen noch nicht bereit. Das Problem sind die Temperaturen, die Querlenker sind aus Fiberglas und werden sehr hohen Temperaturen ausgesetzt."

Zur Sicherheit Verzicht auf den neuen Diffusor

"Die paar Runden im Training reichten nicht aus, um sagen zu können, dass wir damit das Rennen bestreiten können. Man muss natürlich das Rennen beenden, man gewinnt nichts, wenn man nach ein 30 Runden ausfällt. Das Risiko war zu hoch, um tatsächlich damit zu fahren. Wir haben ihn an das Auto montiert und er arbeitete gut, ohne Probleme, wir müssen nun einfach sicherstellen, dass wir mit den Temperaturen im grünen Bereich sind."

"Wir müssen schauen, das wir das bis Spa hinbekommen. Aber das sieht gut aus. Dort sollten wir bessere Chancen haben. Diese Strecke liegt uns im Gegensatz zu dieser hier besser. Aber es war uns im Vorhinein klar, dass es hier schwieriger werden würde."

Auto wie in Kanada - aber die Konkurrenz ist besser

Das Auto entsprach also jener Spezifikation, mit der man in Kanada gefahren war. Doch da war Sutil deutlich stärker unterwegs: "Da waren die anderen einfach schlechter. Wir haben verloren und die anderen haben zugelegt. Deswegen liegen wir jetzt nur auf Position 13. Man muss natürlich auch sagen, dass Kanada eine Strecke für Höchstgeschwindigkeit ist, hier ist Abtrieb gefragt."

"Letztendlich haben uns Williams und Sauber ein wenig eingeholt. Es geht in der Formel 1 immer weiter. Nachdem fast alle Teams diesen Diffusor haben, sind uns einige davon gezogen. Die Abstände sind größer geworden. Letztendlich fehlt uns die Haftung. Man fährt immer so schnell, wie das Auto geht."

Der Start ist das A und O

Für ihn sei am Sonntag besonders der Start von großer Bedeutung: "Es ist hier sehr schwierig zu überholen. Der Start ist entscheidend. Man muss da gut wegkommen. Natürlich muss auch der erste Boxenstopp passen. Nach dem ersten Boxenstopp hat man letztendlich keine Chance mehr, irgendetwas zu machen."

"Man kann auf den Vordermann Druck ausüben. Es ist auch sehr schwierig, hier komplett fehlerlos über die Runden zu kommen. Wenn man den anderen das ganze Rennen über unter Druck setzt, ergibt sich vielleicht die Chance, dass dieser einen Fehler macht und man vorbeizieht."

Sutil startet an der Seite von Michael Schumacher - von der sauberen Seite: "Wenn die Kupplung gut funktioniert, dann kann man auch von der schlechten Seite gut starten. Natürlich ist die sauberen Seite ein Vorteil. Das darf aber nicht als hundertprozentiger Vorteil gelten."

Zehnter Platz ist gut - der neunte ist besser

"Natürlich orientiere ich mich nach vorne. In Hockenheim habe ich leider wegen Schumacher zwei Punkte verloren. Wir haben im Moment einen kleinen Durchhänger, deswegen muss man aufpassen, dass man nicht überholt wird. Man muss auch nach hinten schauen, sich aber natürlich nach vorne konzentrieren. Wir sollten auch wieder aus diesem Tief herauskommen. Der zehnte Platz ist gut, aber der neunte ist besser."

Von den kommenden Rennen erwartet sich der Force-India-Pilot deutlich mehr: "Natürlich freue ich mich bereits auf Monza und Spa, aber ich glaube nicht, dass unser Vorteil so groß ist wie im vergangenen Jahr. Im vergangenen Jahr hatten wir eine derart unglaubliche Höchstgeschwindigkeit, auf diesen Kursen war unser Auto sehr effizient."

"Wir werden dort immer noch besser sein, aber ich denke, dass es schwierig wird, um die Pole-Position zu fahren. Aber ich freue mich darauf, denn Spa ist eine meiner Lieblingsstrecken. Wir sollten dort viel besser sein. In Monza und Spa sind wohl Punkte möglich."

Zuvor steht jedoch auch für den Rennfahrer die Sommerpause an: "Ich bin eine Woche in Indien, um dort etwas Pressearbeit zu erledigen. Dann bin ich zuhause in der Schweiz. Das ist das schönste Urlaubsziel."