• 25.06.2004 10:30

  • von Fabian Hust

Surtees: Ralf sollte sich die nötige Auszeit gönnen

Ex-Formel-1-Pilot John Surtees findet, dass sich Ralf Schumacher ausreichend Zeit zur Erholung gönnen sollte

(Motorsport-Total.com) - John Surtees fuhr zwischen 1960 und 1972 in der Formel 1, also in einer Zeit, in der zahlreiche Piloten in ihren Autos ums Leben kamen. In einem Rennwagen von damals hätte Ralf Schumacher den Unfall in Indianapolis wohl nicht überlebt. "Trotz der ausgezeichneten Fähigkeiten moderner Grand-Prix-Autos, Aufprallenergie zu absorbieren, treten bei einem derartigen Crash gegen eine Mauer gewaltige Verzögerungswerte auf. Mir kam zu Ohren, dass man sie in diesem Fall auf ungefähr 70 g schätzte", so Surtees auf 'Vodafone Racing', der natürlich weiß, dass auch in der heutigen Formel 1 ein solcher Unfall kein Zuckerschlecken ist.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher sollte sich laut Surtees eine ausreichende Auszeit gönnen

Im Vorjahr dominierte Ralf Schumacher den Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours: "Es wäre deshalb recht schade, wenn Ralf - nachdem das Jahr für ihn ohnehin bisher nicht gut verlief - diesmal schon beim Training fehlen würde", findet Surtees. "Aber in Indianapolis erlebte er einen wirklich heftigen Aufprall gegen die Mauer. Deshalb sollte er nicht um jeden Preis versuchen, so schnell wie möglich ins Cockpit zurückzukehren. Für ihn geht es ja schließlich auch nicht um den Titel."#w1#

Surtees hadert mit BMW-Williams...

Ob die Weiß-Blauen auch in diesem Jahr um den Sieg kämpfen können, da ist sich der 70-Jährige nicht so sicher: "Es scheint, als seien die meisten Fehler, die dem Rennstall bei den letzten Events unterliefen, abseits der Rennstrecke begangen worden. Ich erwarte aber, dass ein Team mit der Erfahrung von Männern wie Frank Williams und Patrick Head in der Lage sein wird, den Job jetzt wieder korrekt zu erledigen."

...und mit der Rennleitung

Das Rennen in Indianapolis - oder besser gesagt die wenigen Minuten vor dem Start - haben bei John Surtees Kopfschütteln ausgelöst: "Für die Formel 1 war es nicht gut, dass Juan-Pablo Montoya von seinem Rennwagen ins T-Car wechseln musste, nachdem der Anlasser versagt hatte. Anschließend ließ man ihn zwei Drittel der Distanz zurücklegen, bevor er die schwarze Flagge gezeigt bekam, weil er beim Umstieg in das Reserveauto gegen das Reglement verstoßen hatte. Diese späte Reaktion war alles andere als schön. Bei BMW-Williams sollte sich allerdings irgendjemand die Zeit nehmen, das Regelwerk etwas sorgfältiger zu lesen."

Fragezeichen hinter Ferrari

Der 111-fache Grand-Prix-Teilnehmer könnte sich gut vorstellen, dass Ferrari in Magny-Cours Probleme haben wird: "Michael strampelte sich 2003 ziemlich ab, um Dritter zu werden. Der Ferrari oder seine Reifen - vielleicht sogar beide - konnten nicht so recht mithalten. Tatsächlich war es eher ein Tag für Michelin. Der diesjährige Ferrari hat sich bisher auf unterschiedlichsten Rennstrecken als konkurrenzfähiger und anpassungsfähiger erwiesen. Auch Bridgestone machte Fortschritte. Wer am Ende vorn liegen wird, hängt letztlich wohl von den Reifen ab."

BAR in den Augen von Surtees top-besetzt

Gespannt ist Surtees auch auf den Auftritt des MP4-19B, wenn er denn ab Frankreich zum Einsatz kommt, sowie auf das BAR-Honda-Duo: "Mit Sato und Jenson Button hat man zwei wirkliche Racer unter Vertrag, denen in diesem Jahr schon einige glänzende Vorstellungen gelungen sind. Man darf auch von beiden erwarten, dass sie über die Runden kommen werden. Und Takuma Sato wird durch seinen dritten Platz weiteren Auftrieb bekommen. Dies ergibt in Verbindung mit seinem natürlichen Speed einen wirklich starken Teilnehmer."

Schumacher hat Barrichello im Griff

In Sachen Teamplay liegt für den Briten aber Ferrari immer noch ganz klar an der Spitze: "Rubens macht für das Team einen guten Job. Aber innerhalb des Rennstalls ist es wohl eher eine Lehrer-Schüler-Beziehung, denn immer wenn Rubens versuchte, Druck zu machen, konterte Michael mit dem Gasfuß oder per Strategie. Doch unter dem Strich ist das eine gute Kombination. Anders als man es etwa bei BMW-Williams sehen konnte, behalten diese beiden Fahrer immer die Übersicht, indem sie sich voll den Interessen des Teams unterordnen."