• 30.11.2006 17:53

Suganuma: "Unsere Prioritäten haben sich verschoben"

Bridgestone-Technikchef Hisao Suganuma im Interview über die erste Testwoche in Barcelona und die neue Ausgangsposition für sein Unternehmen

(Motorsport-Total.com) - Nach Michelins Rückzug ist Bridgestone ab sofort Alleinausstatter der Formel 1 - und diese Woche mussten die Japaner bei den Testfahrten in Barcelona die erste Generalprobe überstehen. Die Fahrer klagen zwar, dass die neuen Einheitsreifen zu hart sind und zu wenig Grip bieten, doch in Sachen Sicherheit scheint alles bestens zu laufen. Diese Eindrücke bestätigte in einem Interview auch Hisao Suganuma, Bridgestones Technischer Manager.

Titel-Bild zur News: Hisao Suganuma

Hisao Suganuma zieht nach der ersten Testwoche recht zufrieden Bilanz

Frage: "Hisao, was sind deine ersten Eindrücke von den Wintertestfahrten?"
Hisao Suganuma: "Sie sind positiv. Unsere Prioritäten haben sich vom Gewinnen zur Lieferung sicherer, fairer und haltbarer Reifen für das gesamte Formel-1-Feld verschoben. Nach den ersten Aussagen und Analysen sieht es so aus, als hätten wir einen guten Einheitsreifen mit konstanter Performance produziert. Damit könnte man wahrscheinlich in einem Reifenkrieg keine Rennen gewinnen, aber diese Situation liegt jetzt ja hinter uns."#w1#

Bridgestone räumt ein: Grip ist zurückgegangen

"Der Schwerpunkt liegt auf Haltbarkeit und Konstanz, daher ist weniger Grip vorhanden." Hisao Suganuma

Frage: "Über welche Eigenschaften verfügen die Reifen, die ihr in Barcelona hattet?"
Suganuma: "Barcelona ist eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, eine der anspruchsvollsten für die Reifen. Daher brachten wir unsere harten Trockenreifen für alle anwesenden Teams mit. Dabei handelt es sich um eine neue Konstruktion und eine neue Mischung, die Situation ist also für alle gleich. Der Schwerpunkt liegt auf Haltbarkeit und Konstanz, daher ist weniger Grip vorhanden. Allerdings ist das wie gesagt für alle so. Die Herausforderung für die Ingenieure und Fahrer besteht nun darin, mit dem Setup das Maximum aus den Reifen herauszuholen. Insgesamt hat der Reifen für eine Monopolsituation unsere Erwartungen übertroffen."

Frage: "Wie verlief die Zusammenarbeit mit den neuen Teams?"
Suganuma: "Angenehm. Wir haben mit vielen Teams und Mitarbeitern schon davor kooperiert, daher sind das keine Fremden für uns. Sie stellten sich schnell auf die Reifen ein und werden über den Winter Gelegenheit bekommen, alles für eine optimale Performance feinzutunen."

Frage: "Hat Ferrari durch die langjährige Partnerschaft mit Bridgestone einen Vorteil?"
Suganuma: "Ich denke nicht. Unsere 2007er-Reifen sind für Ferrari genauso neu wie für alle anderen Teams auch. Sie mussten ihr Setup wie alle anderen anpassen. Der einzige kleine Vorteil ist, dass menschliche Beziehungen bestehen, was ganz natürlich ist. Allerdings sollte man auch erwähnen, dass auch McLaren schon Weltmeisterschaften mit unseren Reifen gewonnen hat und dass wir mit den meisten Fahrern und Ingenieuren schon irgendwann einmal zusammengearbeitet haben."

Für die Saison sind vier Reifentypen geplant

"Der Plan ist, für die Saison 2007 vier verschiedene Reifentypen anzubieten, von weich bis hart." Hisao Suganuma

Frage: "Wie viele verschiedene Reifentypen werdet ihr in diesem Winter ausprobieren?"
Suganuma: "Der Plan ist, für die Saison 2007 vier verschiedene Reifentypen anzubieten, von weich bis hart. Zum Beispiel würden wir die weichste Mischung in Monaco und Ungarn verwenden. Für jedes Rennen werden wir uns gemeinsam mit den Teams auf die zwei passendsten Reifentypen festlegen. Im Winter werden wir unseren Plan mit den Teams evaluieren und überprüfen, ob er korrekt ist. Bis jetzt scheinen unsere Schätzungen in Ordnung zu sein. Wenn wir die Reifen weiterentwickeln müssen, um Gegenmaßnahmen einzuleiten, dann wären wir dafür bereit."

Frage: "Worin liegt für Bridgestone in dieser neuen Situation die Herausforderung?"
Suganuma: "Ein Sieg wäre für uns, wenn am Ende der Saison alle elf Teams sagen können, dass Bridgestone sichere, haltbare und kundenfreundliche Reifen geliefert hat, die für alle gleich waren. Das ist unser Ziel und unsere Motivation."