• 20.06.2007 11:34

  • von Inga Stracke

Stracke an der Strecke: Motorsport-Tradition in den USA

'Motorsport-Total.com'-Reporterin Inga Stracke berichtet von ihren Erlebnissen rund um den USA-Grand-Prix in Indianapolis

(Motorsport-Total.com) - Hallo liebe Formel-1-Fans,

Titel-Bild zur News: Inga Stracke

Auf der Ziegelsteinlinie, die vom "Brickyard" noch übrig geblieben ist

endlich weiß ich um das Geheimnis des 'Indianapolis Motor Speedway'. Immer wieder haben wir uns gewundert, warum sehr viele Mitarbeiter hier so super alt sind. Dies ist beileibe nicht despektierlich gemeint, aber die Damen und Herren, die einen rund um und am Speedway in Parkplätze einweisen, Pässe checken, Flyer verteilen und auch den Aufzug bewachen, sind oft zwischen rüstigen 70 und 90!

Ein englischer Kollege brachte mir des Rätsels Lösung am Mittwoch nahe: nachdem wir von Chicago durch die Nacht nach Indianapolis gefahren waren und mittags im Pressezentrum unsere Laptops aufgebaut hatten wusste ich wieder, was ich an Indianapolis (unter anderem) NICHT vermisst hatte: das eiskalte Pressezentrum!#w1#

Wenn wir schon in Kuala Lumpur frieren, weil die Malaysier ihre Klimaanlagen aufdrehen, so hat man in Indianapolis fast schon Eiszapfen an der Nase hängen! Und draußen sind es Temperaturen über 30 Grad! "Das hier ist kein Pressezentrum, sondern eine dieser Einfrierkammern, in denen man bis zum nächsten Jahrhundert überdauert", vermutete der englische Kollege lachend...

Mittwoch kamen wir an, und da es nicht allzu viel zu tun gab, habe ich mir einen kurzen Abstecher in die Innenstadt von Indy gegönnt. Was es da nicht alles zu sehen gab! Sekundenanzeigen an den Ampeln wie lange man noch zu warten hat bzw. wie lange man noch Zeit hat, die Straße zu überqueren, eine Lady, die sich simultan und parallel im grazilen Schritt dazu bewegte oder stehen blieb.

Bei solch einem Anblick dürfte das Herz vieler Damen schneller schlagen... Zoom

Cool - vor allem für die weiblichen Shopper - die riesige Auswahl an Schuhen gleich wenn man in die Mall kommt. Und dann jede Menge Formel-1-Leute im 'Abercrombie and Fitch Shop' in der Mall. Lecker und billig: das Essen im 'Foodcourt: Teriaki Chicken', ein Riesenteller voll samt Nudeln für sechs Dollar! Apropos Chicken, Hühnchen scheint in den USA zurzeit die Hauptmahlzeit zu sein, eigentlich wollte ich ja mal einen Burger oder ein Steak essen, aber irgendwie gab es immer nur überall Hühnchen.

Da hat man sich wohl etwas vom Capitol in Washington abgeschaut... Zoom

Okay, nicht überall, beim Midget Rennen auf Einladung von Formel-1-Klamottensponsor 'Alpine Star' gab es dann endlich das, wonach es rund um den Speedway das ganze Wochenende von Mittags bis in die Nacht riecht: amerikanisches BBQ mit Spareribs. Lecker! Und dazu den Kollegen zuschauen, wie sie im Kreis fuhren. Eigentlich wäre ich ja auch zu gerne mitgefahren, doch der überraschende Einsatz von Sebastian Vettel bei BMW Sauber F1 statt Robert Kubica machte mir einen Strich durch die Rechnung, ich habe bis in den Abend gearbeitet und kam zu spät zur Rennstrecke, wo das Midget-Presserennen stattfand. Dafür konnte ich dem glücklichen Sieger, 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer gratulieren, und ihm dann sogar einen "Lift" in die Stadt zu seinem Hotel geben.

Erstaunlich schön - Indianapolis im Abendlicht, da haben sie wohl etwas beim Capitol in Washington geklaut? Naja, die Straße daneben heißt ja auch Capitol!

Die Gridgirls begrüßten uns am Morgen an der Strecke Zoom

Und so wurden wir dann von den Gridgirls morgens an der Strecke begrüßt. Okay, über die Stiefel müssen wir noch mal sprechen, in denen würde ich mir wohl auch meine letzten Bänder abreißen!

Am Freitag drehte sich natürlich alles um Sebastian Vettel, und er hat seine Sache ja auch gut gemacht! Dennoch hielt sein Einsatz mich auch diesmal wieder länger an der Strecke, doch nicht zu lange, sodass ich mir einen kurzen Ausflug zum 'Indy Jazz Festival' gönnen konnte. Im Military Park (keine Angst, ist ein schöner Park, ganz ohne US-Militär, sondern mit viel Grün, großen Bäumen und einer große Bühne mittendrin auf der die verschiedensten Jazz Bands spielten. Zudem war "Women's Night", und damit nur Ladies auf der Bühne. Und weil die Amis ja gerne und viel essen gab's auch dort wieder jede Menge "Fress-Stände". Witzig - so ganz weit weg von Hawaii: der Maui Wowie Smoothie Stand.

Okay, die guten Leute in Indy wissen vielleicht nicht, dass in Maui "Maui Wowie" nicht unbedingt für Smoothies steht, sondern eher eine Pflanze beschreibt, die man legalerweise nicht unbedingt im Garten haben darf...

Oh ja, noch etwas, das man nicht darf - zumindest in den USA - wenn ein Feuerwehrauto auf der gegenüberliegenden Seite steht oder fährt. Auf der Heimfahrt von Jazz Festival wurde ich rüde von einem Feuerwehrmann angeschrien und wusste gar nicht warum. Er maulte, "Rot heißt stehen bleiben", die Ampel vor mir war aber grün! Woher sollte ich wissen, dass er die roten Lichter auf dem Wagen gegenüber meinte? Nun gut, auch diese Lektion habe ich gelernt und für zukünftige USA Aufenthalte gespeichert!

Inga Stracke

Auf dem Siegerpodest, auf dem Lewis Hamilton erneut ganz oben stand Zoom

Okay, Themawechsel, wieder zurück zum Ernst des Lebens, der Arbeit, der Qualifikation. Wieder Lewis Hamilton auf der Pole Position, der Youngster kann einem fast unheimlich werden! Supercool, supernett, superfreundlich, und wie ein Uhrwerk superzuverlässig. Keine Fehler, keine Ausrutscher oder Temperamentausbrüche, kein Wunder, dass Fernando Alonso daran irgendwie verzweifelt. Der zweimalige Weltmeister hat sich sicher niemals denken können, dass der Rookie ihn so schnell besiegen würde! Mein Abendessen - keine Riesen-Chickenburger, keine Supersize Pommes, sondern leckere al dente Spaghetti dank der netten Toyota-Catering-Crew und PR-Dame Fernanda.

So, jetzt ist es Sonntagnacht hier, ich habe meine Koffer gepackt, es geht per Auto noch etwa vier Stunden nach Chicago, und von dort Montagmorgen USA-Zeit der Flug nach Hause. Und wenn mein gebuchtes Motel in Chicago nicht mehr auf hat, dann kann ich mich ja vertrauensvoll auf die Tipps der Vielgereisten auf einer witzigen Website verlassen: Hier findet man heraus, in welchem Flughafen dieser Welt man wo am besten kostenlos übernachten kann - wenn man keine harten Plastikbänke scheut, auf denen man umringt ist von zig anderen Wartenden: www.sleepinginairports.net.

Einen großen Dank möchte ich hier noch den netten und sehr hilfsbereiten Damen von 'holiday'-Autos in der Presseabteilung schicken, die mir auch diesmal wieder schnell und unkompliziert aus dem Dilemma bei der Mietwagenbuchung bei meiner Ankunft in Chicago am Dienstag geholfen haben, und Shellie von der Alamo Station dort, die ebenso unkompliziert mir ein Auto herausgerückt hat, obwohl die Buchung wohl nicht angekommen war.

So, jetzt ist ein klein wenig Pause, dann kommt der nächste Grand Prix, zum letzten Mal im französischen "Niemandsland", in Magny-Cours, bei französischem Wein, Dijon-Senf und jeder Menge Kühe auf den Weiden rund um den Circuit!

Bis dann

Inga Stracke