Stoddart träumt vom Anschluss an das Mittelfeld

Mit einem V10-Motor und dem aktuellen Chassis möchte Minardi-Boss Paul Stoddart nächste Saison die Mittelfeldteams ein wenig ärgern

(Motorsport-Total.com) - Als der australische Airliner Paul Stoddart vor der Saison 2001 den krisengeschüttelten Minardi-Rennstall übernahm, kündigte er an, innerhalb von drei bis fünf Jahren ein solides Mittelfeldteam etablieren zu wollen. Viereinhalb Jahre später ist davon noch nichts zu merken, denn seine schwarzen Boliden hinken der Konkurrenz weiterhin hoffnungslos hinterher.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Ewiger Träumer: Paul Stoddart glaubt 2006 an den Anschluss ans Mittelfeld

Allerdings hat es Stoddart irgendwie geschafft, das Team am Leben zu erhalten, obwohl es im Sommer 2003 quasi schon im Koma lag und nur dadurch gerettet werden konnte, dass Bernie Ecclestone Anteile übernehmen wollte. Dazu ist es zwar in Wahrheit nie gekommen, weil alleine die Ankündigung des Formel-1-Zampanos reichte, um Sponsoren für den Rennstall aus Faenza zu begeistern, doch auch ohne Ecclestone kann Minardi nach wie vor zwei Autos einsetzen.#w1#

Albers/Doornbos können Jordan-Toyota Paroli bieten

Seit dem Frühjahr ist die vielleicht sympathischste Truppe der Königsklasse obendrein mit einem brandneuen Chassis unterwegs, mit dem Christijan Albers und Robert Doornbos neuerdings sogar den Jordan-Toyota-Piloten zusetzen können. Außerdem erhält Minardi von Cosworth fast baugleiche Motoren wie Red Bull, wenngleich diese aus vertraglichen Gründen nur bei niedrigerer Drehzahl eingesetzt werden dürfen.

Während der Rest des Feldes für kommende Saison auf 2,4-Liter-V8-Motoren umrüsten muss, wird Minardi das FIA-Angebot für finanzschwache Teams wahrnehmen, welches es Stoddart erlaubt, drehzahlgedrosselte Motoren nach aktuellem Reglement weiterhin einzusetzen. In Kombination damit, dass seine Ingenieure über den Winter das PS05-Chassis endlich weiterentwickeln können, hofft er so insgeheim auf die stärkste Saison seiner Truppe bisher - mit Platz sieben oder acht in der Konstrukteurs-WM als Traumziel.

"Wir werden ein starkes Auto mit einem starken Motor und ein Team haben, welches um die Punkte kämpfen kann", kündigte der 50-Jährige in einem Interview mit 'Autosport-Atlas' an. Darüber, dass die Konkurrenz aufschreien könnte, wenn Minardi mit dem V10 von Cosworth konkurrenzfähig sein sollte, rechnet Stoddart aber nicht: "Klar werden einige wegen der Handicapregel aufschreien, wenn wir in Bahrain auf Pole stehen, aber das ist ohnehin unmöglich..."

Finanzielle Engpässe behindern die Weiterentwicklung

Außerdem schätzt er, dass "weitere drei Sekunden" im PS05-Paket stecken, die in Faenza bisher nur nicht entdeckt wurden, weil man aufgrund der finanziellen Engpässe kaum im Windkanal arbeiten kann: "Wir erledigen die meisten Tests am Freitagmorgen, was der Grund für unsere langsame Entwicklungsrate ist. Wir sind viermal zehn Stunden pro Monat im Windkanal, aber die anderen Teams testen 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr", seufzte der leidenschaftliche Kettenraucher.

Große Hoffnungen setzt der Australier auch in seine derzeitige Fahrerpaarung, die in den Niederlanden so viel öffentliches Interesse erzeugt, dass kürzlich sogar eine Straßendemonstration nach Londoner Vorbild in Rotterdam abgehalten wurde. Minardi sucht zwar nicht aktiv nach niederländischen Sponsoren, "denn das erledigen die Managements der Fahrer für uns", wie Stoddart sagt, doch er erwartet künftig sehr wohl mehr Einnahmen.

Darüber hinaus betonte er gegenüber 'Autosport-Atlas' neuerlich, dass sein Team jederzeit zum Verkauf stehe, allerdings nur unter den richtigen Rahmenbedingungen. In den vergangenen Jahren sei er jedoch mit unseriösen Angeboten überhäuft worden, weshalb er neuen Interessenten gegenüber skeptisch geworden ist. Ohne mit der Wimper zu zucken würde er dafür die Farbe seiner Boliden ändern, falls ein großer Sponsor bereit wäre, dafür entsprechend zu zahlen.