• 28.07.2012 18:58

Stimmen zum McLaren-Meilenstein

Anlässlich der 150. Pole-Position für McLaren erinnern sich acht hochkarätige Teammitglieder an die jeweils erste Pole nach ihrem Einstand im britischen Team

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton schenkte McLaren im Qualifying zum Grand Prix von Ungarn die 150. Pole-Position der Teamgeschichte. Genau genommen tat er das bereits zum zweiten Mal. Schon im Qualifying zum Grand Prix von Spanien in Barcelona hatte der Brite in Q3 die schnellste Zeit auf den Asphalt gelegt, wurde dann aber in der Startaufstellung zurückversetzt, weil er den MP4-27 nicht wie im Reglement vorgeschrieben zurück in den Parc-Fermé gebracht hatte. So verlor McLaren in Barcelona die Jubiläums-Pole. Am Samstag in Budapest wurde diese nun nachgeholt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton holte in Budapest das nach, was er in Barcelona verpasste

Nur Ferrari brachte es in der über 62-jährigen Formel-1-Geschichte mit deren 207 auf mehr Poles. Die Italiener sind allerdings seit der Premierensaison 1950 in der Königsklasse vertreten. McLaren stieß erst im Jahr 1966 hinzu. Anlässlich des Meilensteins der Truppe aus dem englischen Woking erinnern sich acht hochkarätige Teammitglieder an die jeweils erste Pole-Position nach ihrem eigenen McLaren-Einstand.

Ayrton Senna und Gerhard Berger

Gerhard Berger fuhr beim McLaren-Debüt auf Pole - Martin Whitmarsh war dabei Zoom

Jonathan Neale, Geschäftsführer:
"Mein erstes Wochenende für McLaren war der Grand Prix von San Marino 2001. Ich war kurz zuvor zum Team gestoßen und wir übten starken Druck auf Ferrari aus, um ihrer Dominanz ein Ende zu setzen. David Coulthard hatte das vorangegangene Rennen in Brasilien gewonnen und wir sahen auch in Imola gut aus. David holte die Pole-Position und führte damit eine reine McLaren-Startreihe eins an. Mika Häkkinen war damals Zweitschnellster. Im Rennen, das den ersten Grand-Prix-Sieg für Ralf Schumacher brachte, wurden wir nur Zweiter und Vierter, wobei David erneut die Oberhand behielt. Für mich waren es so oder so aufregende Zeiten."

Tim Goss, Chefingenieur:
"Ich begann am 6. Juni 1990 meine Arbeit bei McLaren. Mein erstes Rennen als Teammitglied war der Grand Prix von Kanada. Für das Team lief es damals fantastisch. Ayrton stellte den MP4-5B auf die Pole und Gerhard qualifizierte sich direkt daneben als Zweiter. Das Rennen selbst war ein recht chaotisches Regenrennen, das Ayrton gewann. Ich kann mich nicht mehr an alle Einzelheiten aus dieser Zeit erinnern, aber mit ziemlicher Sicherheit war ich gerade in der Fabrik, als das Rennen lief. Ich schaute mir damals die meisten Rennen von der Fabrik aus an."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Ungarn, Samstag


Paddy Lowe, Technikchef:
"Ich stieß im Juni 1993 zum Team. Die erste Pole-Position, die ich selbst miterlebte, war jene in Adelaide. Sowohl für McLaren als auch für Ayrton war es nach einem schwierigen Jahr die erste Pole der Saison. Gleichzeitig war es das Wochenende von Ayrtons letztem Grand-Prix-Sieg. Die Signifikanz in meinem Falle war, dass ich von Williams zu McLaren gekommen und für einige maßgebliche Performance-Gewinne verantwortlich war. Ich führte bei Williams ein Team an, das ein ABS entwickelte und allein dadurch eine Sekunde pro Runde fand. Obwohl das System für die Saison 1994 verboten wurde, bauten wir es für die letzten drei Rennen bei McLaren ein und holten damit in Suzuka den Sieg. Anschließend folgten die Pole-Position und der Sieg in Australien. Ich spüre noch heute großen Stolz, mit Ayrton zusammengearbeitet zu haben. Auch wenn es nur kurz war, so hatte ich immerhin einen Anteil an seiner letzten Pole und an seinem letzten Sieg."

Neil Oatley, Entwicklungschef:
"Die erste McLaren-Pole-Position, die ich live miterlebte, war gleichzeitig die erste Pole-Position für McLaren überhaupt. Ich saß damals beim nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Race of Champions 1968 als Schuljunge in Paddock-Hill-Bend in Brands Hatch. Bruce McLaren wurde die Ehre zuteil. Wenige Wochen später holte Bruce in Spa den ersten Formel-1-Sieg des Teams. Es waren aufregende Zeiten."

Alain Prost und Ayrton Senna in Estoril 1988

Das Duell Senna vs. Prost in Estoril 1988 bleibt für Neil Oatley in Erinnerung Zoom

"Meine erste Pole-Position als Teammitglied kam dann in der Saison 1988 - als McLaren 15 von 16 Poles gewann - zustande. Als Renningenieur von Alain Prost war ich in jener Saison nur an zweien dieser Poles - in Paul Ricard und Estoril - direkt beteiligt. Die in Portugal war aber etwas ganz Besonderes. Aus irgendeinem Grund war Ayrton nicht in Bestform und Alain fuhr am Samstag noch in der ersten Hälfte des Qualifyings eine beeindruckende Zeit. Unmittelbar im Anschluss stieg er aus dem Auto, verschwand im Teamtruck und stand fünf Minuten später schon in Zivilklamotten da. So unterhielt er sich dann mit mir an der Boxenmauer und trieb damit das Psychospiel mit Ayrton weiter auf die Spitze. Es war eine Situation, die Ayrton schwer zu schaffen machte. Tags darauf im Rennen kochte die Stimmung über, als die beiden Seite an Seite nur um Zentimeter getrennt an der Boxenmauer entlang rasten. Das waren unvergessliche Zeiten."

Philip Prew, Renningenieur:
"Ich kam im Dezember 1997 zum Team. Das erste Rennen der Saison 1998 in Melbourne war demzufolge mein erstes. Ich war damals als stellvertretender Renningenieur für Mika Häkkinen tätig. Nach ermutigenden Wintertests wussten wir, dass der MP4-13 sehr schnell sein würde, aber der Vorsprung, den wir im Qualifying auf die anderen herausfuhren, war größer als erwartet. Wir lagen 0,7 Sekunden vor dem Ferrari von Michael Schumacher. Mika fuhr auf die Pole, David war Zweitschnellster. Das Rennen war nicht nur wegen eines Missverständnisses zwischen unseren Fahrern außergewöhnlich. Beide überrundeten zudem das komplette Feld. Da es damals mein erstes Renen war, dachte ich: Das geht ja ganz einfach. Seither versuchen wir alles, ein Auto zu entwickeln, das ähnlich dominant ist..."

Mika Häkkinen und David Coulthard in Melbourne 1998

Philip Prew erinnert sich an Häkkinen und Coulthard in Melbourne 1998 Zoom

Dave Robson, Renningenieur von Jenson Button:
"Die erste Pole-Position eines Autos, an dem ich selbst Hand angelegt hatte, war die in Silverstone 2008. Heikki Kovalainen saß damals am Steuer des MP4-23. In Q1 war er eine Klasse für sich und 0,3 Sekunden schneller als Lewis. Auch in Q2 lief es gut für ihn. Als wir das Auto für Q3 vorbreiteten, dachten wir schon, dass wir eine Chance auf die Pole haben würden. Wir gingen aber davon aus, dass Lewis sie holen würde, denn vor seinen heimischen Fans war er unglaublich schnell."

"Obwohl Heikki nur unwesentlich weniger Sprit an Bord hatte als Lewis, stellte er das Auto mit einem Vorsprung von 0,5 Sekunden auf die Pole. Er war in allen Sektoren der Schnellste. Wir hätten damals Sprit für sechs weitere Runden mitführen können und wären trotzdem auf die Pole gefahren. Es war einfach eine überwältigende Runde und ein großartiges Beispiel für das perfekte Zusammenspiel zwischen Fahrer und Auto. Heikki sprach später davon, dass sich die Runde gar nicht so schnell angefühlt hatte. Das lag wohl daran, dass er einfach unfehlbar unterwegs war und das Auto jederzeit exakt so reagierte, wie er sich das vorstellte. Es war eine unglaubliche Errungenschaft und ein grandioses Gefühl."

Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen fuhr in Silverstone 2008 zu einer überzeugenden Pole-Position Zoom

Andy Latham, Renningenieur von Lewis Hamilton:
"Die erste Pole-Position eines Autos, an dem ich arbeitete, war die von Kimi Räikkönen beim Grand Prix von San Marino 2005. Ich war damals stellvertretender Renningenieur. Zur damaligen Zeit wurde im Qualifying erst mit wenig und anschließend mit viel Sprit im Tank gefahren. Nach Q1 war der Unterschied zwischen uns und Fernando Alonso denkbar gering. Mit der Benzinfüllung fürs Rennen im Tank fuhr Kimi dann 0,5 Sekunden schneller, weshalb wir für das Rennen sehr zuversichtlich waren. Leider sorgte am Sonntag schon in der achten Runde eine gebrochene Antriebswelle für ein abruptes Ende dieses Gefühls."

"Meine erste Pole-Position als Renningenieur kam dann in Montreal 2010 mit Lewis zustande. Er war in jedem Durchgang des Qualifyings der Schnellste und stellte einmal mehr unter Beweis, wie gut ihm die Strecke in Kanada liegt. Ich erinnere mich, dass es nach dem Qualifying ein paar Diskussionen darüber gab, wie lange die Reifen im Rennen halten würden. Schließlich hatte er seine Zeit auf dem Option gefahren, während Red Bull direkt hinter uns auf den Prime gesetzt hatte. Einer recht nervösen Nacht folgte ein großartiges Rennen von Lewis. Im zweiten Stint ging er an Fernando Alonso vorbei und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr ab."

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